Musik an sich


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Eric Fish am 09.Dezember 2003 live im Omnibus Würzburg

Den meisten von euch dürfte der Name Eric Fish als Frontmann der Top-Ten-Mittelalterrocker Subway To Sally ein Begriff sein, doch nur wenige wissen, dass die geheime Leidenschaft des Blondschopfes das "Liedermachen" darstellt. Wenn sich der sympathische Sänger also nicht mit seiner Stammcombo im Studio befindet bzw. die grösseren Hallen Deutschlands füllt, beackert er mit seinem Solo-Programm sinnbildlich jeden Quadratzentimeter unserer Republik um die Menschen ganz im Sinne seiner Vorbilder einen Abend lang seine Passion in Form von handgemachter Musik näherzubringen. Zeit sollte man sich zu diesem Ereignis schon mitbringen, denn es ist keine Seltenheit das Konzerte des jungen Herrn schon über fünf Stunden gedauert haben und nachdem diverse Leute heute trotz (oder wegen) dieser überlangen Spieldauer noch immer vom letzten Mr.Fish-Gastspiel in Würzburg schwärmen, konnten wir uns dieses Ereignis einfach nicht entgehen lassen.
Anhand dieser Tatsache und dem hohen Bekanntheitsgrad von Subway To Sally war ich Anfangs etwas skeptisch, ob der räumlich relativ kleine Veranstaltungsort dem möglichen Besucherandrang standhalten konnte. Doch der Live-Club mit dem lustigen Namen Omnibus erwies sich im Nachhinein als genau die richtige Location für dieses Event, da für jeden Besucher ein Sitzplatz vorhanden war und dank dem Ambiente des Clubs ein fast greifbares Irish-Pub-Feeling aufkam. Nur mit dem Unterschied, dass Eric Fish und seine Mannen hier das Zepter an diesem Abend in der Hand hielten und keine recht talentfreie für dieses Etablisement typische Livekapelle mit schaurigen Namen wie McMurphyTrio oder ähnlichen Wortvergewaltigungen.
Um kurz nach 21 Uhr war es dann soweit. Die Lichter im Omnibus wurden fast vollständig ausgeschaltet und der Kerzenschein auf der Bühne bzw. auf den Tischen im Zuschauerbereich sorgte für eine heimelige Atmosphäre. Gutgelaunt und frisch vom Würzburger Weihnachtsmarkt hereingeschneit betrat der ganz in schwarz und mit Kopftuch bekleidete Meister die Bühne und stimmte mit einer Akustikgitarre bewaffnet den ersten Song an. Schon jetzt wurde klar, dass Eric Fish zu weit mehr fähig war, als bei seiner Stammformation vorgegebene Texte zu bereits bestehenden Melodien zu trällern und spätestens als seine zwei ebenfalls mit Akkustikgitarren ausgestatteten Mitstreiter ins Geschehen eingriffen, konnte der Zauber seine volle Wirkung entfalten. Das Trio überzeugte durch starken dreistimmigen Gesang bzw. technisch überraschend anspruchsvollen Gitarrenspiel und besonders die Songs aus der Feder der Subway-Frontmannes glänzten durch ihre sehr intelligenten Texte wie die Wintersonne im Schnee und sorgten für absolute Aufmerksamkeit im Publikum. Sogar bei den Ansagen des Künstlers war es mucksmäuschenstill im Saal und so konnte man ganz nebenbei auch etwas über die Abneigung des Musikers gegenüber neumodische Castingshows wie "Deutschland sucht den Supergau" und Co. erfahren, die er gleich mit einem Song würdigen musste. Diese Antipathie könnte auch etwas mit der Vergangenheit des Herrn Fish zu tun haben, denn auch der Star des heutigen Abend versuchte vor langer Zeit in der ehemaligen DDR vor einer Jury, die aus berühmten Liedermachern bestand, unverständlicherweise vergeblich sein Glück und als Würdigung für seine "Verurteiler" durfte das anwesende Würzburger Volk je einen Titel von jedem damaligen Jurymitglied genießen.
Dies waren aber bei weitem nicht die einzigen Fremdkompositionen in der heutigen Setlist, denn traditionelle Stücke und folklastige Interpretationen von Hits wie "Otherside"(Red Hot Chili Peppers) oder "Turn The Page"(u.a.Metallica), die in einem hervorragenden akkustischen Gewand dargeboten wurden, waren genauso an der Tagesordnung wie einige heisserwartete, sehr spezielle Subwaysongs. "Abendlied" zum Beispiel wurde wegen des sehr intimen Textes, der Kindesmissbrauch behandelt, noch nie von dem Hauptbrötchengeber des Künstlers live gespielt und bei "Erdbeermund" konnte es ebenjene Person nicht lassen, ein paar Sticheleien gegen die Konkurrenz von In Extremo loszulassen, die sich ja an selbiger traditionelle Weise vor kurzem verkünstelten.
Apropos In Extremo. Nicht nur Instrumente wie Gitarre, Mundharmonika oder Flöte bestimmten das Geschehen auf der Bühne, sondern auch an Eric Fish`s Künste am Dudelsack durften die inzwischen zur lustigen Partygemeinde mutierten Zuschauer teilhaben und es spricht wohl nicht für Würzburg, dass bei dieser Demonstration als "Muss I den zum Städtele hinaus" an der Reihe war, die größte Stimmung im Omnibus herrschte.
Anschließend war nach ca. zweieinhalb Stunden(!) Musikgenuss das erste Mal Pause und nach dieser Unterbrechung ging es genauso unterhaltsam weiter und nur wenige Nachtschwärmer konnten sich dem Bannkreis des Subway-Fronters entziehen und den Veranstaltungsort verlassen. Von der zweiten "Runde" kann ich euch aus Platzgründen leider nichts mehr schreiben, aber als Fazit nach dieser langen Nacht kann man stehen lassen, dass man sich auch von diesem Abend nachher noch einiges Positives berichten wird, das Preisleistungsverhältnis bei nur acht Euro Eintritt und einer fast unglaublichen Spielzeit atemberaubend war und Eric Fish auch bei seiner Stammformation öfters mal die Gitarre in die Hand nehmen bzw. seine Lyrics im Booklet der nächsten Subway-CD verewigen sollte. Ein Fehler wäre es bei solchen Talenten sicherlich keiner.

Manuel Liebler