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Musik an sich
 
Boysetsfire und Death By Stereo live
 

Einer der lange ersehnten Leckerbissen diesen Winter war auf jeden Fall die Boysetsfire-Tour, die zudem vom Support Death By Stereo versüßt wurde. Schon lange vor dem Konzert waren die Karten vergriffen. Das kam für viele wohl sehr überraschend, da der derzeitige Erfolg und Bekanntheitsgrad von BSF oft stark unterschätzt wird.

Es eröffnet eine Hardcore-Band, deren Namen ich aber leider nicht herausfinden kann. Eigentlich ganz nett anzuhören, aber ohne weiter bemerkenswert zu sein.

Danach kommen dann auch schon La Pas Force, eine deutsche Band, die auf der Tour im deutschsprachigen Raum fest als Support dabei sind. Die Sängerin hat eine beeindruckend bluesige Stimme, doch ihre Gitarre ist wohl eher Deko. Die Frontfrau hat also eine tolle Stimme - und die Jungs um sie herum machen auch ganz gute Musik... Die Vorzeichen wären also ganz gut, aber es wirkt trotzdem sehr einschläfernd auf mich. Die Energie wird immer wieder von der Sängerin gebremst, irgendwie passt das alles nicht wirklich zusammen. Ganz okay, aber nichts Spannendes.

Death By Stereo sind dann schon mal das erste Highlight am Abend. Ich habe die Band letztes Jahr schon mal als Vorgruppe von Good Riddance erlebt. Das war zwar auch schon gut, aber dieses mal sind sie noch besser. Sänger Efrem Schulz ist allerbester Laune und freut sich zwischen den Songs immer wieder über den Zuspruch des Publikums und versichert, dass er das auf jeden Fall all seinen Freunden daheim in Kalifornien erzählen müsse. Wahrscheinlich sagt er das jeden Abend, aber wer so glücklich strahlt und zudem so eine ehrliche positive Energie verkörpert, muss es einfach auch wirklich sehr fühlen. Schon beim ersten Song "Holding 60 Dollars On A Burning Bridge" dreht die Pit durch. Das hält sich dann so ziemlich bis zum traditionell letzten Lied "Sing Along With The Patriotic Punks". Dazwischen werden neben Tracks, die in erster Linie auf der letzten Veröffentlichung "Day Of The Death" (Epitaph, 2001) zu finden sind, auch neue Songs vorgestellt, die auf dem für April 2003 geplanten Album zu hören sein werden. Einer davon ist "dedicated to a bunch of motherfuckers", katholischen Priestern. Damit wird auf die Skandale in den USA angespielt (BILD berichtete).

Als BSF die Bühne betreten drücken sich noch mehr Menschen in den überfüllten ehemaligen Bahnhof. Hier wird wie immer mit "After The Eulogy" eröffnet - "Rise, Rise,...!!!!". Das geht einfach unter die Haut. Vom gleichnamigen stammen ca. die Hälfte der Songs, die angestimmt werden, der Rest ist von der neuen EP "Live For Today". Die Band bezeichnet ihren Musikstil als emotive Hardcore, man ließt aber auch öfters mal das Modewort Post-Hardcore. Doch wie man es bezeichnen mag ist schließlich nicht wichtig, wenn das Ergebnis so ein geiles ist. Die Stimme des Sängers ist nicht nur ein Instrument, sie ist ein ganzen Soundsystem. Er kann binnen eines Songs in viele verschiedene Soundkostüme treten als hätte er Effektgeräte im Kehlkopf montiert - vom klaren, hellen zum röhrend dunklen Sound ist alles dabei. Echt faszinierend, auch wenn man ihn teilweise dabei ertappt, dass er die Töne teils zu hoch ansetzt. Dazu fällt jeder der Musiker speziell auf, jeder ist ein wirklicher Könner auf seinem Instrument, wobei der Drummer durch den schnellen Wechsel verschiedener Drumbeats besonders gefordert ist. Der Gitarrist glänzt vor allem im kurz angestimmten Cover-Medley, worunter vor allem "Sweet Home Alabama" heraussticht. "My Life In A Knife Trade" und das zunächst letzte Lied "Rookie" sind die Höhepunkte bevor die Jungs noch Zugaben spielen. Zwischen den Songs bezeugen sie immer wieder ihre politische Haltung, leben aber in der Illusion, die wahrscheinlich erste Band zu sein, die George W. Bush ein Arschloch nennt. Es sind aber viele Bands, die schon entdeckt haben, dass man mit solchen Aussagen in Europa auf Punk-Konzerten den tosenden Beifall sicher hat.

Als Fazit bleibt, dass beide Hauptbands klasse waren und sich Death By Stereo diesbezüglich auf keinen Fall vor Boysetsfire verstecken muss.

Kevin Kirchenbauer

 

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