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Musik an sich
 
RIP - Spaßeshalber ernst
 

Eine jede Karriere fängt klein an und es dürfte kaum eine Band geben, die sich nicht über kleinere Auftritte im Freundes- und Bekanntenkreis zu den ersten wirklich bedeutenden Konzerten hochgearbeitet hat, um zuerst einmal regional, später dann vor einem diesen Rahmen sprengenden Publikum auf sich aufmerksam zu machen. Relativ am Anfang dieser Entwicklung steht die Band RIP, die es im lokalen Umfeld schon zu einiger Bekanntheit gebracht hat und auf diversen Auftritten im Raum Schleswig-Holstein begeisterte Reaktionen von allen Seiten einheimste.

Solch vielversprechende junge Talente dürfen selbstverständlich nicht unbeachtet bleiben (remember where you heard it first...), so dass sich eines kalten Herbstabends ein einsamer Musik An Sich-Redakteur aufmachte, einen Proberaum irgendwo zwischen hier und dem weltbekannten Goldenbek aufzusuchen, um der aus Tim (Keyboard & Backing vocals, außerdem verantwortlich für Aufnahmen und Mixing), Sebastian (Lead & Rhythm Guitars), Timo (Drums & Acoustic Guitar), René (Bass), Michael (Lead vocals & Solo Guitar, zusätzlich für jegliche Form grafischen Designs in allen Bandbelangen zuständig) und André (Additional vocals) bestehenden Band auf den Zahn zu fühlen. Was dabei abseits von Karies, Eistee, Erzählungen über einen Bauern, der sich ob seines Versprechens, der Truppe so viele Eierpappen wie zur Schallisolierung des Proberaums gewünscht und benötigt für 20 DM zur Verfügung zu stellen, nachträglich schwarz geärgert haben dürfte, da RIP bereits mit dem Laster hinter der nächsten Ecke lauerten, einer Querverbindung von der Sesamstraße direkt nach Japan und der Feststellung, dass man sich trotz derart ausufernden Blödsinns nicht nur als ernste, sondern auch ernstzunehmende Persönlichkeiten darstellen kann, noch so abfiel, darf im Folgenden nachgelesen werden. Wer sich beim Lesen der nächsten Zeilen des Gedankens nicht erwehren kann, der Einfluss diverser bewusstseinserweiternder Substanzen auf das Entstehen des Geschriebenen sei keinesfalls auszuschließen, darf sich eines Besseren belehren lassen, sind doch alle sechs genau wie der Verfasser dieser Zeilen ihres Zeichens Nichtraucher und Antialkoholiker. Was genau genommen einige Zeilen in noch bedenklicherem Licht erscheinen lässt.

Aber sei es drum. Spaß muss schließlich sein.

MAS:
Da den meisten Lesern die Band noch völlig unbekannt sein dürfte, darf ich zuerst darum bitten, die Geschichte der Gruppe näher zu beleuchten.

Michael: RIP existieren seit dem 04.08.1999. An diesem Tag haben wir uns zum ersten Mal als Band getroffen, wobei alles damals noch absolut chaotisch ablief. Wir hatten noch keinen Bassisten und ursprünglich war Sebastian an der Gitarre, Tim am Keyboard und Timo am Schlagzeug tätig, was bis zum heutigen Tag so geblieben ist. In derb Anfangszeit lief aber noch nichts so recht zusammen. Nach ziemlich exakt einem halben Jahr stieß dann Renè als Bassist dazu, was das Projekt erstmals wirklich ins Rollen brachte. In den Osterferien 2000 wurde dann die erste wirklich lange Session, in der wir uns ausschließlich um die Band kümmerten, durchgezogen. Das war dann gleichzeitig die Phase, in der die ersten Stücke fertiggestellt wurden und wir uns endlich auf einen Bandnamen einigen konnten.

Tim: Der im Übrigen entstand, als Michael einfach sagte: „Okay, nennen wir uns RIP - Rust in peaces.

André: Es war ursprünglich als reiner Scherz gedacht, aber es wurde dann ein tatsächlicher Bandname.

Michael: Ein Vierteljahr später, auf der Abiturienten- Verabschiedung 2000 unserer Schule, hatten wir dann unseren ersten Auftritt“, der im absoluten Chaos endete, da sich alle völlig verspielt haben. Als Konsequenz daraus haben wir uns für fast ein Jahr aus dem Auftrittsleben zurückgezogen. Die Zeit nutzten wir, indem wir weiter an unseren Songs gefeilt, neue Stücke geschrieben und unseren Sound insgesamt zu perfektionieren versucht haben. Dabei wurden wir zu diesem Zeitpunkt schon von unserem neuen Co- Sänger Andrè unterstützt, der kurz nach dem angesprochenen Auftritt festes Bandmitglied wurde. Als weitere Neuerung setzten wir mich verstärkt als Gitarristen ein. Derart gestärkt waren RIP dann auch bereit für die nächste bevorstehende Bewährungsprobe, bei der es sich in diesem Fall um den Gig bei einem Bandfestival, ebenfalls wieder im Städtischen Gymnasium, handelte, welcher im Übrigen ziemlich exakt ein Jahr nach unserem ersten, verkorksten Auftritt stattfand und auf den man sich mit einem Auftritt auf einer Geburtstagsfeier vorbereitete. Seitdem sind wir dabei, neue Songs zu schreiben und unsere alten weiter zu verbessern.

MAS:
Bei einer so jungen Band, wie es RIP nun einmal ist, interessiert natürlich, wie die Musiker selbst rückblickend ihre bisherige Entwicklung sehen und ob bereits deutliche Unterschiede zwischen den Anfangstagen und dem jetzigen Stand erkennbar sind. Wie seht Ihr das im Fall von RIP?

Basti: Man muss natürlich festhalten, dass wir keine zusammengecastete oder künstlich zusammengewürfelte Gruppe sind, sondern, so albern es klingen mag, zuerst einmal einfach sehr gute Freunde sind. Daraus hat sich dann zuallererst aus reinem Spaß die Band entwickelt. Wir waren halt alle Musiker und haben uns gesagt, dass wir deshalb mal etwas zusammen machen sollten. Damit, dass es so gut laufen würde, hat wohl keiner gerechnet.

Michael: Am ersten Tag saßen wir da, schauten und an und sagten: „Okay, jetzt sind wir eine Band. Lasst uns mal irgendwas machen.“ Wenn man jetzt zurückblickt auf die letzten fast zweieinhalb Jahre, bemerkt man, wie sehr wir uns musikalisch gesteigert haben. Jedes neue Lied wird noch ein wenig perfekter. Sehr gut lässt sich das an den Gitarren festmachen, die wir gerade im neuesten Song auf sehr coole Art zweistimmig eingesetzt haben.

André: Wir stoßen mit jedem Lied im Grunde genommen eine neue Tür auf, was meines Erachtens auch daherrührt, dass jeder von uns ein völlig anderes Musikgenre für sich beansprucht. Und wenn man dermaßen bunt zusammengewürfelte Geschmäcker kombiniert, dann kommt bei jedem Lied etwas anderes heraus. Im Nachhinein sind aber immer alle einverstanden. Auch wenn es zuerst Streitigkeiten gibt – wir haben uns einmal Stunden über einen einzigen Takt gestritten -, stimmen letztlich alle überein, dass die Songs gut klingen. Irgendwie sind wir nachher immer auf einem Nenner.

MAS:
Auf die Frage, wie genau sie RIP kategorisiert und unter welchen Oberbegriff sie sich eingeordnet wissen möchten, könnte ich ehrlich gesagt auch keine befriedigende Antwort geben und bei den Herren Musikern selbst verhält es sich nicht anders.

André: Wir haben es früher als New Metal bezeichnet, bis wir bemerkten, dass es das auf keinen Fall ist. Dann sind wir auf Melodic Rock umgestiegen...

Michael: ...was Andrés Idee war, insgesamt aber auch nicht stimmt. Im Prinzip spielen wir einfach nur Rock. Wir haben leise, ruhige Momente im Programm, auch reine Akustikparts, dann auf der anderen Seite aber auch Songs wie das oft erwähnte neue Stück namens „Lost in paradise“, das wirklich sehr hart ausgefallen ist. Die Bandbreite ist enorm.

MAS:
Es stellt sich natürlich die Frage, ob, um derart viele unterschiedliche Ingredienzien auf einen Nenner zu bringen, eine spezielle Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe nötig ist? Gibt es so etwas bei Euch?

André: Eigentlich nicht. Anfangs war es aber erst einmal so, dass René fast alle Texte beigesteuert hat.

René: Ja, mittlerweile schreibt aber auch Michael sehr viel.

André: Für den neuesten Song habe ich zur Abwechslung mal die Lyrics geschrieben, über die wir uns allerdings noch nicht einig sind. Wir müssen noch beraten, ob wir den Text letztlich verwenden, weil in ihm doch härtere Themen angeschnitten werden.

Michael: Für die Musik ist zum größten Teil noch immer Tim verantwortlich.

Tim: Das stimmt, wobei ich natürlich nicht jedem genau sage, was er spielen soll. Basti, Timo und Michael machen inzwischen auch manchmal ein wenig mit, der Hauptteil liegt aber bei mir.

André: Insgesamt hat sich die Rollenverteilung aber eher unbewusst entwickelt und ist auch nie starr vorgegeben worden. Bei „Lost in paradise“ z.B. fällt jetzt alles komplett aus dem üblichen Rahmen, so stammt das Hauptriff, welches den Kern der gesamten Musik bildet, von Michael, während der Text in meinen Händen liegt.

MAS:
Wo das Thema schon angeschnitten ist, die nächste Frage: Welche Bedeutung haben für Euch die Lyrics und wovon handeln sie?

André: In unseren Texten geht es zuerst einmal um Unterdrückung des Einzelnen durch die Gesellschaft und darum, dass man sich durch externe Einflüsse und Druck der Umwelt bedingt zu einem anderen Menschen entwickelt, als man selbst möchte. Der eigene Tod, der Tod von Freunden und auch Selbstmord sind weitere auftauchende Themen. Unmöglich gemachte Liebe haben wir natürlich auch noch...

MAS:
Seid Ihr dabei von Realem inspiriert? Berichtet Ihr von wahren Begebenheiten?

Michael: Wir erzählen nicht unbedingt Geschichten. Bei „Rest in peace“ zum Beispiel mag das der Fall sein, sonst aber nicht. Es dreht sich letztlich in jedem Text um Erlebnisse, die wir verarbeitet oder über die wir nachgedacht, die uns bewegt haben. Ich habe zum Beispiel einen Text über eine Person geschrieben, die sich umbringt und dafür von jemand anderem verurteilt wird, der ihr sagt, was sie da für einen Mist macht und dass es im Paradies garantiert nicht besser ist als hier. Größtenteils versuche ich, aus interessanten Blickwinkeln zu schreiben, die auch für mich neue, völlig andere Perspektiven darstellen. So habe ich kürzlich die Idee gehabt, aus der Sicht eines Menschen zu schreiben, der einen anderen umbringt. Das beruht vielleicht nicht unbedingt auf Erfahrungen, sondern auf Interesse, aus einer gänzlich anderen Situation heraus zu schreiben, eine andere Position einzunehmen.

André: Zu unserem neuesten Song habe ich wie gesagt neue Lyrics geschrieben, über die wir uns noch nicht klar sind, weil wir nicht wissen, ob wir sie wirklich vertreten können. Das Ganze wird aus der Perspektive einer Frau geschildert, die vergewaltigt wurde und darauf zurückblickend realisiert, dass der Umgang mit ihrem Körper für sie unmöglich geworden ist und dass sie sich davon nie wieder wird lösen können.

René: Bei meinen Texten wurde ich sehr inspiriert von meiner eigenen seelischen Verfassung. Ich habe sie aber nie aus der Ich- Perspektive verfasst, sondern meine Gedanken übertragen und eine ähnliche Situation beschrieben, um zu gewährleisten, dass der Abstand gewahrt bleibt.

MAS:
Wie kann man sich das Entstehen der Lyrics vorstellen? Ist es schwer, persönliche Inhalte den anderen zu vermitteln und sich auf einen Text zu einigen?

André: Wenn wir uns treffen, gehen wir ab und an auch einfach mal nach draußen und unternehmen stundenlange gemeinsame Spaziergänge, auf denen wir über alles Mögliche reden. Dabei fallen uns dann auch mal Themen ein, zu denen wir glauben, mal etwas schreiben zu müssen. Wie Basti vorhin bereits anmerkte, sind wir nicht nur ein paar Leute, die sich treffen, um Musik zu machen, wir sind wirkliche Freunde, die untereinander auch ihre Probleme wälzen und verarbeiten, was schon in die Musik mit einfließt. Kein Text hat wirklich Distanz zu uns.

Michael: Überhaupt möchte ich noch sagen, dass unsere Musik keine Musik ist, die man einfach im Hintergrund spielen kann. Wir spielen Musik, die sich von selbst in den Vordergrund drängt, und ich denke, dass niemand, der uns hört, auf die Idee käme, zu sagen „Hey, eine echt geile Party- Band“. Es ist auf gar keinen Fall Party- Mucke, denn wir reißen auch sehr ernste Themen an. Die Musik ist ernst.

André: Die Stimmung drängt sich einem unweigerlich auf. Man kann bei Liedern wie „One“ oder „Rest in peace“ nicht ruhig bleiben, sie sprechen den Hörer auf einer sehr emotionalen Ebene an. Es liegt ganz klar in unserer Absicht, Emotionen anzusprechen und Atmosphäre zu erzeugen. Und ich denke, dass uns das auch gut gelingt, was unter anderem durch den Erfolg unserer letzten Auftritte bestätigt wurde. Als wir „Arrow of fate“ gespielt haben, wurde es sehr, sehr ruhig. Wir treffen das, was wir treffen wollen.

Michael: Sofern die Leute bereit sind, sich darauf einzulassen.

André: Das ist natürlich immer Voraussetzung. Coverversionen wie "Free electric band" spielen wir vor allem zur Selbstauflockerung und weil man auf Partys damit sehr gut Stimmung machen kann. Wenn wir gebeten werden, auf einer Feier zu spielen, können wir dort schlecht „Arrow of fate“ einbringen, das wäre völlig unpassend. Wir selbst versuchen aber, wirklich ernste Musik zu machen. Abgesehen vielleicht von „Take a Schluck around“. Dieses Lied dürfte manchem als „Take a look around“ bekannt sein, und das aus dem Grund, dass Limp Bizkit es von uns geklaut haben. Unser Original behandelt sehr viel sozialkritischere Themen wie beispielsweise Selter und Mineralwasser und beinhaltet die Message, die ich schon mein ganzes Leben lang verbreiten will.

MAS:
Die Frage nach Inspirationen und musikalischen Vorbildern drängt sich angesichts des noch frühen Entwicklungsstadiums, in dem die Gruppe sich befindet, geradezu auf. Wer hier eine einheitliche Antwort erwartet, dürfte sich getäuscht sehen. Wie sieht es aber genau aus, wo seht Ihr selbst Eure Einflüsse?

Michael: Für die Band generell gibt es kein Vorbild. Dafür sind wir alle zu verschieden. Es ist schon ein Wunder, wenn z.B. René und ich uns überhaupt mal über irgendetwas einig sind, egal, ob es sich um Filme, Musik oder anderes handelt. Da können wir gar nicht auf eine gemeinsame Inspiration kommen.

René: Bei mir war es so, dass es, als ich 13 oder 14 war, bei mir mit Nirvana und Offspring anfing. Bis heute bin ich Fan dieser Gruppen und empfand früher Kurt Cobain auch als großes Vorbild. Das hat sich heute ein wenig gewandelt, da ich mittlerweile, wenn man es so sagen will, meinen Weg gehe. Dennoch haben diese beiden Bands mich geprägt und auch mit in die Rockmusik eingeführt.

MAS:
In der Musik von RIP kann man diese Einflüsse aber nicht heraushören, oder?

René: Doch, das denke ich schon. Wenn man sich einige der Gitarrenparts anhört, kann man durchaus einige Einflüsse gerade von Offspring heraushören. Aber das fällt wohl nur jemandem auf, der selbst Gitarre spielt.

Sebastian: Bei mir ging es mit den Ärzten los. Dann gelangte ich zu etwas härteren Sachen wie H-Blockx...

André: Das ist ja hart.

Sebastian: ...darüber kam ich dann zu Korn, Marilyn Manson, Rammstein und den Onkelz.

André: Was würdest du darunter denn als dein Vorbild sehen?

MAS:
Äh...na ja, macht mal...

Sebastian: Wenn überhaupt, den Bassisten von Korn.

René: Ist das der mit den Rastalocken?

Basti: Nein.

René: Ach so.

André: Aber der ist auch geil.

Tim: Ich habe kein Vorbild, was das Keyboard- oder Klavierspielen generell anbelangt. Es gibt allerdings ein paar musikalische Acts, die ich bevorzuge. Das ist zum einen Bryan Adams und zum anderen Alice Cooper. Ich kann gerade bei letzterem nicht sagen, dass ich gern wie er wäre, er ist einfach eine Persönlichkeit, die ich als sehr charismatisch empfinde und von der Musik her sehr mag.

MAS:
Was aber auf Eure Musik auch keinen größeren Einfluss hat?

Tim: Doch. (An diesem Punkt beschließt ein der Musiktheorie unkundiger Redakteur frustriert, in Zukunft einfach die Klappe zu halten - Anm. d. Verf.)

André: Wenn man zum Beispiel Klavierparts aus "One" nimmt, fällt das schon auf.

Timo: Mein Vorbild ist der Gott der akustischen Gitarre himself, Eric Clapton. Was der Mann auf der Gitarre kann, ist schon nicht mehr feierlich. Ich spiele auch persönlich lieber akustische Gitarre als Schlagzeug, aber irgendeiner muss nun einmal Letzteres übernehmen. Sehr große Vorbilder sind allein vom Genie her die Klassiker wie Beethoven, Mozart und Bach, die ich mit Vorliebe höre, alleine um eben diese Genialität in ihrer Musik wiederzufinden.

Michael: Angefangen habe ich mit Blind Guardian, habe dann mit Hammerfall, Helloween, Stratovarious und Co. einmal komplett den Primitiv-True-Metal-Sektor abgegrast und bin darüber zu Metallica gekommen, die auch heute noch eine meiner absoluten Lieblingsbands darstellen. Momentan fahre ich eher auf der Independent-Schiene mit Bands wie Tool oder Placebo.

René: Willst du ne Tool-CD von mir haben?

André: Das kommt bitte auch mit ins Interview. Das ist ganz wichtig. (Jaha. Dass ich das wirklich schreibe, hättet Ihr jetzt aber nicht gedacht, oder? Aber, wenn ich es nicht tue, tut es niemand, und das wäre doch auch irgendwo schade, nicht wahr? - Anm. d. Verf.)

Michael: Musikalisch würde ich mir uns momentan manchmal ein wenig perfekter wünschen, aber wir sind nun mal nicht Metallica. Ob ich für die Band überhaupt ein Vorbild habe, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Wenn überhaupt, dann versuche ich, durch meine Stimme noch mehr Gefühl mit in die Musik zu bringen.

André: In die Rockmusik hineingekommen bin auch ich damals mit den Ärzten. Über Blind Guardian ging es bei mir dann auch zu Bands wie Rammstein gekommen. Musikalische Vorbilder sind aber eher Rage Against The Machine. Allein den Gesang finde ich ziemlich eindrucksvoll. Die Musik ist sehr simpel, aber wie der Kerl schreit, habe ich noch keinen anderen Menschen schreien hören.

Timo: Da kennst du meine Schwester nicht.

André: Such A Surge sind meinerseits auf jeden Fall noch zu nennen. Von der Art zu reimen her mag ich die sehr gern. In letzter Zeit sind auch noch Linkin Park hinzugekommen, wobei ich dazu sagen muss, dass ich den Linkin Park- Stil an und für sich überhaupt nicht mag und Bands wie Crazy Town sogar wirklich mies finde. Linkin Park aber haben durch die beiden Sänger etwas Besonderes an sich. Während der eine hart rappt, singt der andere helle, lange Passagen darauf, denen man auch anmerkt, dass der Mann eine gute Stimme hat. Gerade diese Gesangsparts finde ich sehr cool und Ähnliches werde ich versuchen, in unsere Musik mit einzubringen. Außerdem höre ich gern Synthesizer- Kram, auch Entspannungs- und Meditations- Musik. Ich hätte sogar Lust, derartige Parts in unsere Musik einzuarbeiten und irgendwann vielleicht mal ein wirklich komplexes 9- Minuten- Stück zu schreiben, in dem diese Einflüsse auftauchen.

MAS:
Was mich persönlich doch interessieren würde. Angesichts solcher Pläne ist sichergestellt, dass es auf jeden Fall spannend bleibt im Hause RIP. Wichtig wäre sicher noch, klarzustellen, wie ernst den Beteiligten die Band ist. Potential ist ohne Zweifel vorhanden. Soll das Ganze nun nur nebenbei laufen oder werden höhere Ziele im musikalischen Sektor angestrebt?

Michael: Nachdem wir ja absolut des Spaßes wegen begonnen haben, ist uns nach dem bereits angesprochenen ersten Auftritt klar geworden, dass wir besser sind und noch mehr können. Und dann haben wir angefangen, das Ganze ernst zu nehmen. Insgesamt ist es immer noch so, dass wir uns nicht unter Druck setzen. Spaß muss immer dabei sein. Dennoch, egal ist es keinem von uns und läuft auch nicht nur nebenbei, was man schon daran erkennen kann, dass, wann immer wir in welcher Konstellation auch immer zusammentreffen, das Gespräch sofort auf die Band kommt, was mittlerweile bereits all unsere anderen Freunde und auch unsere Freundinnen nervt.

André: Wenn man betrachtet, wie selten wir uns treffen, könnte man den Eindruck gewinnen, es sei alles mehr oder weniger nur Herumgeplänkel, denn wir proben ehrlicherweise nur zwei Mal im Monat, was verdammt selten ist. Trotzdem schaffen wir Einiges und wenn dann eine Entscheidung ansteht, und sei es nur der vorhin erwähnte eine Akkord, sind alle mit Feuereifer dabei. Es ist schon eine Passion für uns geworden. Und keiner von uns hätte etwas dagegen, wenn jemand uns hören und daraufhin anbieten würde, mal einige Songs professionell aufzunehmen. Aber wir richten nicht unser Augenmerk darauf, auf die Schnelle bekannt zu werden. Wenn wir einmal groß werden sollten, werden wir uns sicherlich freuen und das nicht von uns weisen, aber es ist nicht das Ziel. Jedenfalls nicht direkt. Wenn es diesen Gedanken überhaupt nicht gäbe, würden wir unsere Sachen schließlich nicht ins Internet stellen.

Michael: Mal ehrlich, ich persönlich würde sehr gerne einmal auf einer größeren Bühne, z.B. in der Hamburger Markthalle spielen.

Tim: Wo wir nächstes Jahr anlässlich des Suburban Night Band Contest dabei sein werden. Die aktuellsten News sind abgesehen davon übrigens die, dass wir höchstwahrscheinlich schon in nahrer Zukunft ein Studio besuchen werden, um einige Stücke unter wirklich guten Bedingungen aufzunehmen. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest.

MAS:
Das hört sich doch vielversprechend an. Und damit nähern wir uns langsam auch schon dem Ende. Letzte Worte?

Michael: Besucht uns auf www.rip-online.de . Die Website wird momentan überarbeitet, damit uns die Besucher nicht mehr aufgrund der Präsentation für eine Gothic- oder Black Metal- Band halten und dann enttäuscht sind, wenn sie sich die beiden präsentierten Stücke herunterladen. Zu denen noch angemerkt werden muss, dass wir, so bald es uns möglich ist, soundtechnisch bessere Versionen aufnehmen wollen, denn bei „Tell her“ und „How it is“ hört man gerade dem Schlagzeug an, dass die Aufnahme uns nichts gekostet hat.

MAS:
Weitere letzte Worte könnten folgen, der Versuch, sie aufzuzeichnen musste allerdings nach dem Vorschlag, Familienduell gegen Echt zu spielen, einem angespielten Helge Schneider- Sketch und einigen nicht einmal in die Nähe einer gewissen Sinnhaftigkeit gelangenden Sprüchen abgebrochen werden. Typisch RIP eben. Doch lasst Euch nicht täuschen, in den Jungs steckt viel Talent und trotz des allgegenwärtigen Humors auch der nötige Biss und ich bin mehr als gespannt auf das, was folgen könnte, wenn sie die Chance erhalten, dies in größerem Rahmen unter Beweis zu stellen.

Bekräftigen können sie den äußerst positiven Eindruck im Anschluß an unser Gespräch mit der Darbietung einiger ihrer Songs, die trotz des relativ undurchsichtigen Proberaumsounds deutlich die Fortschritte erkennen lassen, die RIP seit dem von mir ebenfalls verfolgten ersten Auftritt gemacht haben. Vom für meinen Geschmack bei aller Toleranz für Bryan Adams- artige Klänge zu seichten und letztlich wenig aussagekräftigen „Tell her“, das allerdings aufgrund seiner Eingängigkeit zu einer Art Hit der Truppe werden könnte, bis zum gewaltigen „Lost in paradise“ ist es ein beachtlich großer Schritt. Das neueste Baby der RIP- Familie bricht mit einem heftigen Überschallriff über alle herein, die nicht schnell genug fliehen, um dann, von einem überraschenden Break in getragene und mit beängstigender Intensität wirkende Keyboardklänge überzuleiten, die in mir sofort Assoziationen zu Children Of Bodom’s Gänsehautmelodie aus „Downfall“ wecken. André setzt mit seinem Gesang in diesem ohnehin mehr als überzeugenden Song das Tüpfelchen auf dem berühmten I und es müsste schon mit dem Leibhaftigen zugehen, wenn dieser Track in seiner endgültigen Fassung nicht ein absoluter Hammer wird.

Mein persönliches RIP-Highlight für diesen Abend bildet allerdings "Arrow of fate". Noch lange Zeit nach Verklingen des letzten Tones hallt das Gehörte in mir nach, mir ist mehr als verständlich, warum es still wird bei diesem Lied, es breitet sich eine nicht zu bekämpfende Gänsehaut aus und die vertonte Hoffnungslosigkeit fräst sich geradezu ins Gehirn des überwältigten Zuhörers. "Kill yourself and you will really know that no one cares about it".

Der Spaß ist plötzlich etwas Anderem gewichen, etwas Großem und furchtbar Eindringlichem. Stimmungen wollen sie erzeugen, Emotionen wachrufen. "The arrow of fate points straight at you" - ja, sie treffen, was sie treffen wollen.

Thorbjörn Spieß

 

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