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Retro- und Heavysounds aus Schweden: Transubstans Records - Sieben auf einen Streich

Transubstans Records nennt sich eine kleine, aber feine Adresse aus Schweden, welche man sich merken sollte. Insbesondere wenn man ein Verehrer von Heavy, Progressive und Psychedelic-Sounds mit starken Wurzeln in den 1970ern ist. Denn das Indielabel scheint sich genau hierauf spezialisiert zu haben. Lucifer Was, Sideburn und Siena Root sind nur ein paar beispielhafte Namen, die hier ein Zuhause gefunden haben. Mittlerweile hat man einen ziemlich beachtlichen Künstlerkader in seinem Haus vereint, der zeigt, dass die schwedische (Underground-)Rockszene einiges abseits der breiten Pfade zu bieten hat. Als Beweis präsentieren wir hiermit einen kleinen Ausschnitt aus dem aktuellen Labelprogramm.



LONELY KAMEL - Blues for the dead


Nicht aus Schweden, sondern aus Norwegen (genauer gesagt Oslo), kommt das Quartett Lonely Kamel. Seit vier Jahren gibt es die Band jetzt und mit Blues for the dead präsentiert man seinen zweiten Longplayer. Dass die vier Herren bei den Altvorderen des klassischen Hardrocks und des Blues genau hingehört haben, merkt man recht bald. Denn Querverweise gibt es in allerlei Richtungen. Sollte man es aber mal genauer auf den Punkt bringen, haben wir es hier mit einem schmutzigen und bluesigen Hardrock zu tun. Ein obligatorischer Schwenk Richtung Psychedelic und Stoner darf natürlich auch hin und wieder nicht fehlen. Würden Jimi Hendrix und Clutch zusammen einen durchziehen und eine Jamsession anleiern, würde das Ergebnis möglicherweise wie Lonely Kamel klingen. Und das ist doch mal gar nicht so unverlockend! Songs wie das lässige und eingängige „Green eyed women“ oder das schleifende „Blindfolded“ verfehlen nicht ihre Wirkung. Das Album selbst scheint etwas zwiegespalten. Während man in der ersten Hälfte mit fuzzigen Gitarren beschwingt vor sich hin rockt, wirkt die zweite Hälfte düsterer und zurückhaltender. Hat beides seinen Reiz. Was einem besser gefällt, sollte man für sich selbst entscheiden. Allerdings trifft nicht jeder Song gleichmäßig ins Schwarze. Insgesamt ist Blues for the dead aber trotzdem recht unterhaltsam. Gut gemeinte 14 Punkte sind dafür schon drin.

Bewertung: 14/20
Spielzeit: 55:09 min
Bandhomepage: http://www.myspace.com/lonelykamel



MOTHER MISERY - Standing alone

Die zeitgemäßeste Band dieses Siebenerpacks hört auf den Namen Mother Misery. Das Quartett um Bandleader John Hermansen (Gesang/Gitarre) veröffentlicht mit Standing alone bereits seine vierte Scheibe und gibt hiermit zugleich seinen Einstand bei Transubstans Records. Etwaige Stonereinflüsse früherer Tage hat man endgültig über Bord gekippt und man zockt eingängigen und recht aktuell klingenden Heavy Rock, mit leichtem Hang Richtung amerikanischem Alternative. Irgendwie wirkt man fast wie eine etwas softere Version der Landsmänner Mustasch. Die elf Songs auf der Platte sind allesamt recht simpel strukturiert und ziemlich auf Eingängigkeit getrimmt. Ein melodischer Refrain ist da natürlich Usus und den bekommt man an den richtigen Stellen fein vom fast weich eingesetzten Gesang stets passend serviert. Massen- und Partytauglichkeit sind hierfür die richtigen Stichworte. Fürs Stadion bietet man sich regelrecht an. Das ist ja an sich keineswegs etwas Schlechtes und in den richtigen Situationen macht das Teil auch richtig Spaß. Negativ fällt aber leider die relative Gleichförmigkeit der einzelnen Stücke auf. Denn wirklich unterscheidet sich keines so richtig vom anderen, auch wenn man hin und wieder etwas die Handbremse zieht. Den einzigen Ruhepunkt, die nett arrangierte und mit Streichern angereicherte Ballade „State of grace“, hat man leider fast ein wenig auf das Abstellgleis ganz am Ende des Albums verfrachtet. Aber trotzdem findet man ein paar kleine Hits wie „Dying heros“ oder „Eyes of the moth“ auf Standing alone.

Bewertung: 13/20
Spielzeit: 41:28 min.
Bandhomepage: http://www.myspace.com/mothermisery



NYMF - s/t

Die Stimme von Nymf, Niklas Sjöberg, könnte man vielleicht von der Band The Graviators kennen, die kürzlich ebenso ein Album auf dem gleichen Label heraus gebracht haben. Zusammen mit Gitarrist Kristofer Stjernquist gründete Niklas 2007 Nymf um einen Mix ihrer Lieblingsgenres - namentlich Doom, Stonerrock und Metal - zu kreieren. Damit unterscheidet man sich gleich von der anderen genannten Gruppe, die doch mehr retro und Sabbath-lastiger agiert. Nymf klingen einfach moderner und zeitgemäßer. Der selbst betitelte Erstling startet mit den ersten beiden Songs auch gleich ziemlich famos. Flott treibende Härtnerriffs werden in zackige Songs im Stonermetal-Format verpackt. Bei „Dark autumns’s fire“ überfällt man den Hörer sogar mit Death Grunts. Das hat was! Leider flacht dieses Niveau etwas ab. Und manchmal nimmt man sich selbst mit ungeschickten Arrangements den Wind etwas aus den Segeln („Evil itself“, Titeltrack). Und das obwohl die Gruppe instrumental ziemlich kompetent zu Werke geht. Großes Kino ist dagegen das atmosphärische und überwiegend unruhig und vor sich hin wabernde „Forsaken“. Davon hätte gerne mehr bekommen. Aber flotte Brecher wie „Man’s end“ oder „Bleeding heart“ sind auch nicht ganz zu verachten. Zusammenfassend ist das mit einem brachialen, aber doch nicht überproduzierten Sound versehene Album eher ein kleiner Geheimtipp. Aber der Vierer ist sicherlich noch zu mehr fähig. Wir hören weiter hin!

Bewertung: 13/20
Spielzeit: 42:41 min.
Bandhomepage: http://www.myspace.com/nymfband



STONEWALL NOISE ORCHESTRA - Sweet Mississippi Deal

Das Stonewall Noise Orchestra hat früher sicherlich nicht nur die beiden großen Heavy Rock-Urväter gehört, sondern auch ihre Söhne Monster Magnet und Soundgarden. Zu diesem Schluss kommt man zumindest, wenn man deren zweiten Langdreher Sweet Mississippi Deal hört. Und dieser ist alles andere, als von schlechten Eltern! Denn die Band hat nicht nur den Groove, wie so viele andere auch, sondern auch die richtigen Melodien dazu. Etwas das so manchem Konkurrenten im Heavy Rock/Stoner Metal-Bereich leider etwas fehlt. Denn hier versteift man sich nicht darauf, im beständigen Kyuss-Brummen zu schwelgen, sondern schreibt richtige, schlüssige und unterhaltsame Songs mit Wiedererkennungswert. Als Beispiel seien hier nur das lässige und doch nach vorne treibende „The showdown“ oder das stellenweise fast maschinelle „Rise above“ genannt. Ein bisschen Blues („Skeletto lounge“) und Doom („One hundred“) darf natürlich auch nicht fehlen. Eine übliche Ballade sparen sich Stonewall Noise Orchestra allerdings, auch wenn „When god looks away“ mit seinem atmosphärisch eingebundenen Klaviertupfern dem ziemlich nahe kommt. Mit dem mit Bläsern angefeuerten „Interstate“ endet ein ziemlich cooles Album, welches man gerne öfter in den Player schieben dürfte und dessen größtes Manko nicht die vereinzelten weniger mitreißenden Lieder ist, sondern der seltsam künstliche Gitarrensound. Aber trotzdem: ziemlich gelungene Sache!

Bewertung: 16/20
Spielzeit: 54:25 min.
Bandhomepage: http://www.myspace.com/stonewallnoiseorchestra



THE CRYSTAL CARAVAN - Against the rising tide

Eines der Highlights aus dem Katalog kommt von der sieben Mann (und Frau) starken Band The Crystal Caravan. Dass ihre Schützlinge einen gewissen Retrocharme haben, ist bei diesem Label schon irgendwie selbstverständlich. Aber wenige klingen so authentisch nach den späten 60ern wie The Crystal Caravan - einer Zeit in welcher die Rockmusik noch nicht ganz von der Industrie versaut wurde und sogar im Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Lebensstil etwas leicht Unschuldiges mitschwang (Na, denkt jetzt hier auch jemand an den Film Almost famous?). Die musikalischen Eckpfeiler hießen damals Deep Purple, The Who und The Doors. Und dieses Trio hört man auch bei diesem Septett ohne weiteres durch. Hier darf die Orgel endlich mal wieder ganz Rockinstrument sein und sich gleichberechtigt neben die Gitarren stellen, die Perkussionistin Annika Bränberg steht nicht nur als optische Staffage mit auf der Bühne und die Instrumente klingen mal wieder so richtig knarzend echt und nicht nach Computer. So soll das sein! Zur losgelöst aufspielenden Kapelle gesellt sich mit Niklas RG Gustafsson ein Sänger, dessen Stimme an einen drogenfreien Jim Morrison mit mehr Eiern denken lässt. Und Eier, die hat diese Musik. Vom treibenden „We always lose“ bis zum epischen „Wrecking ball“ macht Against the rising tide ziemlich Freude. Richtige Jahrhundertsongs schreibt die Band zwar nicht wirklich, aber das macht man mit seiner Spielfreude wieder wett. Das ist durchaus 15 Zähler wert.

Bewertung: 15/20
Spielzeit: 37:10 min
Bandhomepage: http://www.myspace.com/crystalcaravan



THE DIVINE BAZE ORCHESTRA - Dead but dreaming

Ganz anders als der Rest der hier vorgestellten Bands, und damit nicht heavy rockend, klingen The Divine Baze Orchestra. Auch kein Wunder, wenn man gleich zwei Orgel- und Keyboardspieler in seinen Reihen hat. Die Band um Gitarrist/Sänger Oliver Eek existiert schon ein paar Jahre in verschiedenen Besetzungen und Dead but dreaming ist das zweite Baby seiner Gruppe. Eek beschreibt die acht Songs starke Platte als einen Tribut an den Autor H.P. Lovecraft. Und so klingt es stellenweise auch: atmosphärisch und hier und dort etwas gruselig, bildhaft und manchmal auch theatralisch und auch angenehm altmodisch. Sollte man das Quintett musikalisch verorten, müsste man es wohl in den Bereich Retroprog packen. Sanft verträumte Passagen wechseln sich mit Canterbury-artigen Spielereien und packenden Stimmungen ab. Vergleiche mit den frühen King Crimson oder Gentle Giant sind manchmal gar nicht so abwegig. Bei „The cellar“ oder dem 13-minütigen „Lastly layment“ hat man phasenweise den Eindruck einem Rocktheater zu lauschen. Ja, Dead but dreaming ist eine sehr bunte Angelegenheit und hat mit dem abwechslungsreichen „They rise“, dem verträumten „Origins“ oder dem dramatischen „What mustn't be spoken“ zumindest drei richtige Volltreffer mit an Bord. Aber auch mit dem Rest kann man sich eine Zeitlang auseinandersetzen. Dabei ist die Platte Stoff für Genießer die gerne zuhören und sich treiben lassen. Aber man sei gewarnt: Wie die Thematik vermuten lässt, bleibt es nicht nur immer harmonisch, sondern es wird auch regelrecht ungemütlich. Wie gut, dass einen das Divine Baze Orchestra mit einem leichten, musikalischen Chill-Out-Stück entlässt...

Bewertung: 15/20
Spielzeit: 51:14 min
Bandhomepage: http://www.myspace.com/thedivinebazeorchestra



TOMBSTONES - II

Achtung, jetzt wird’s heavy! Was uns das Trio Tombstones mit seinem zweiten Album präsentiert, ist ein fieser Bastard aus Crowbar und Kyuss. Ergo bekommt man dröhnend bluesigen Stoner-Doom. Die Gitarren brummen richtig schwer durchs Gelände, während der Bass tiefe Furchen zieht und direkt in die Magengrube tritt. Würde das Schlagzeug das Ganze nicht vorantreiben, würden Tombstones wohl vollends im Morast versinken. Das hat durchaus seinen Reiz. Vor allem, da Knöpfchendreher Billy Anderson (auch Sleep, Melvins und Cathedral) einen passenden, analog klingenden Sound auf das Plastik gebannt hat. Schließlich wurde das ja alles live im Studio eingespielt - behauptet die Band. Was leider etwas in den Hintergrund tritt, sind richtige Hooklines und Melodien. Fast wirkt der unspektakuläre Gesang, als hätte er nur Alibifunktion. Dementsprechend fehlt es der Chose auch ein wenig an der Eingängigkeit. Für etwas Abwechslung und Einprägsamkeit müssen dann kleine Breaks und Wendungen sorgen, die vollkommen natürlich integriert wirken. Der Weisheit letzter Schluss ist II der Tombstones leider nicht. Aber Genrefans können mal ein Ohr riskieren. Einen gewissen Coolnessfaktor kann man dem Dreierpack nicht absprechen.

Bewertung: 12/20
Spielzeit: 45:35 min.
Bandhomepage: http://www.myspace.com/tombstonesoslo



Labelhomepage:
http://www.transubstans.com



Mario Karl


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