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Artikel

The Seer greifen in der Heimat nach der Sonne

Info

Künstler: The Seer

Zeit: 02.12.2010

Ort: Augsburg - Spectrum

Internet:
http://www.theseer.de
http://www.myspace.com/theseermusic

Ganz ohne jegliches Aufsehen ist das Jubiläumsjahr der Augsburger THE SEER nun zu Ende gegangen. Statt einem speziellen Konzert wie zum 15-jährigen vor fünf Jahren am Eiskanal, gab es nun „nur“ einen Auftritt in der quasi zweiten Heimat der Band, dem Spectrum - der Ort, an dem das Quintett anno 1998 sein definitives Livealbum Organic aufgenommen hat. Wie oft man hier schon aufgetreten ist... Die Band will es schon selbst nicht mehr zählen. Da es das erste und einzige Konzert 2010 in ihrer Heimatstadt sein sollte, war es fast schon erstaunlich, dass der Klub zwar sehr voll, aber dann doch nicht bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Der Stimmung tat das natürlich keinen Abbruch. Im Gegenteil, war diese doch wieder etwas ganz Besonderes, wie eigentlich immer an diesem Platz.



Auf eine Vorgruppe hatte man dieses Mal verzichtet und so läutete man selbst pünktlich um 20:30 Uhr den Konzertabend ein. Doch anfangs schauten einige recht verdutzt. Denn man hörte Musik, aber auf der Bühne bewegte sich nichts. Aber kein Wunder: Sänger/Gitarrist Shook und Multiinstrumentalist Jo Corda an der Mundharmonika hatten sich am Ende der Halle positioniert und gaben ein gemütliches Singer/Songwriter-Stückchen zum Besten, bevor die ganze Band mit dem kraftvollen „Where do we go“ richtig loslegte. Und das Augsburger Publikum, sonst eher für seine verhaltenen Reaktionen bekannt, begrüßte die fünf Herren recht euphorisch. Erst recht, als man ohne Pause mit dem alten Stimmungsmacher „The one“ und dann mit der unkaputtbaren Ballade „The world cries love“ nachlegte. Neue Songs vom aktuellen Album Heading for the sun wurden zwar auch gut aufgenommen, bekamen aber noch keine derartigen Sympathiebekundungen. Was besonders bei solchen kraftvollen Titeln wie „Wishful thinking“ oder „The borderline“ auffiel: Das sind echt ziemlich gute Songs, aber ohne die im Studio erzeugte Klangwand klingen sie nicht so mitreißend wie auf CD. Schade. Denn das schaffen der große Non-Albumtrack „The first on in the row“ oder der Titelsong des Debüts Across the border auch nach Jahren noch mühelos. Dieser und das folgende „King without a throne“ zeigten mal wieder deutlich, dass The Seer eindeutig eine Rockband sind. Denn hier klang man wirklich massiv und extrem mitziehend - noch mehr als früher manchmal. Einfach stark!

Der Fährmann im rechten Licht

Eine kleine Verschnaufpause durfte es danach mit der Akustikballade „Rain down on me“ gerne sein. Was auf Heading for the sun eine etwas unauffällige Schlussnummer ist, erwachte hier erst zu wahrer Größe. Das lag zum Teil auch an ihrem alten Tin Whistle spielenden Freund Konrad Stock, den sie bei der Gelegenheit mal wieder auf die Bühne holten und der freudig begrüßt wurde. Schon oft war er zusammen mit The Seer auf einer Bühne in der Fuggerstadt zu sehen. Doch es ist immer noch etwas Besonderes, wenn er der Musik der Band einen kleinen keltischen Farbtupfer hinzu gibt. Das tat er auch bei der entelektrifizierten Version des alten Gassenhauers „Please“. Und das war es leider schon wieder von ihm. Gerne hätte man den Hünen bei „The borderline“ auch mit der Sackpfeife gesehen. Stattdessen gab das Quintett wieder alleine Gas. Über das schwer vorantreibende „Nothing else“ und die aktuelle Single „Fallen leaves“ (inkl. Dank an Bayern 3 und Rockantenne) hangelte man sich dann auch schon zum Hittrio „Own world“, „Esmeralda's story“ und „Take a walk with me“. Dass hier das Spectrum Kopf stand, versteht sich von selbst. The Seer spielen diese Songs bei wirklich jedem Konzert, aber man sieht es ihnen an, dass es immer noch Spaß macht.

Und auch die Leute bekommen anscheinend nie genug davon, und so sang das Publikum den Refrain von Esmeraldas Geschichte noch minutenlang weiter, bevor man sich über das Zugabenprogramm hermachte. Besondere Glanzpunkte hier: Eine neue Akustikversion von „Raining“ (für Shook sichtlich leichter zu singen) und Jo Cordas Featurenummer „Ferryman“, bei dem der Geiger verkleidet als geisterhafter Fährmann fast mitten im Publikum erschien. Sehr bemerkenswert auch ein neues, noch namenloses Instrumental, das so richtig wohlige Folkstimmung verbreitete und so mancher ganz verzückt das Tanzbein dazu schwang. Aber irgendwann muss auch das beste Konzert zu Ende sein und so setzte die Band, nachdem man sich anständig für das Erscheinen bedankte, mit dem ruhigen „Man in the mirror“ einen angenehmen Schlusspunkt.

Es war wieder ein toller Abend! The Seer bewiesen auch im 20. Jahr ihrer Existenz, dass sie zu den unterhaltsamsten Livebands der Republik gehören. Ihr melodiöser Rock mit stimmungsvollen Folk-Versatzstücken klingt ziemlich unwiderstehlich. Vor allem, wenn er mit so viel Lebensfreude vorgetragen wird und auch der Sound so klar und wohlklingend ist. Und auch die Ansagen waren wieder sehr sympathisch und auch lustig. In dieser Form können die fünf Herren gerne noch ganz lange weitermachen!



Setlist:
You’ve been on my mind
Intro / Where do we go
The one
The world cries love
Wishful thinking
Setting sails
The first one in the row
Across the border
King without a throne
Rain down on me
Please
The borderline
Nothing else
Fallen leaves
Own world
Esmeralda’s story
Take a walk with me
---
Raining
I need the energy
---
Ferryman
Instrumental
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Man in the mirror







Mario Karl


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