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EIN HAYDN-FEUERWERK

Info

Künstler: Haydn, J. (Spering) - Armida

Zeit: 29.08.2009

Ort: Schloss Augustusburg (Brühl)

Besucher: 470 (ausverkauft)

Veranstalter: Brühler Schlosskonzerte e.V.

Fotograf: Brühler Schlosskonzerte

Internet:
Brühler Schlosskonzerte

Es war ein ehrgeiziges Programm, das die Brühler Schlosskonzerte für ihr Haydn-Festival vom 21.-30. August des Jahres zusammengestellt hatten: Internationale Spitzenensembles und Stars gaben sich eine Woche lang die Klinke im Schloss Augustusburg und den anderen Konzertstätten in die Hand - darunter Sol Gabetta, die Academy of Ancient Music, Ronald Brautigam, Anima Eterna, das Ensemble Baroque de Limoges und viele mehr. Ihren Abschluss fand die Woche mit der konzertanten Aufführung von Haydns Oper "Armida" im berühmten Treppenhaus des Schlosses. Es wurde ein flammendes Plädoyer für den noch immer unterschätzten Opernkomponisten Haydn. Denn seine Vertonung der Geschichte um den Ritter Rinaldo, der zwischen seiner Liebe zur Zauberin Armida und soldatischer Pflichterfüllung hin- und hergerissen ist, bewegt sich zwar im Formschema der Opera seria, weist aber in ihrer dramatischen Kraft, der übergreifenden Verknüpfung zu großen Szenen und der komplexen Instrumentalstruktur doch weit darüber hinaus. Zudem finden sich neben virtuosen Arien dichtgeknüpfte, ausladende Duette und Terzette in den Aktschlüssen, sowie Accompagnati-Rezitative, die den Figuren Tiefe und Gestalt geben.

Letzteres umzusetzen gelang - trotz des konzertanten, also nicht-szenischen Rahmens - besonders der Sopranistin Veronica Cangemi, dem umjubelten Star des Abends. Sie gestaltete bis in die Secco-Rezitative hinein so intensiv, abwechslungsreich und mitreißend, dass man die vor Eifersucht rasende Zauberin auch ohne Bühne und Kostüm höchst lebendig vor sich wähnte. Dagegen verblasste Daniel Behles Rinaldo ein wenig. Behle verfügt über eine samtig getönte Tenorstimme, zeigte sich aber zu stark auf deren Wohlklang konzentriert, so dass die stimmfarbliche Nuancierung nicht ausreichte, um die innere Zerissenheit und die Seelennöte, die Rinaldo durchleidet, spürbar werden zu lassen.
Einen stimmlich höchst potenten Sarazenerkönig Idreno gab Andrew Foster-Williams, dessen profunder Bass-Bariton das große Treppenhaus mit Leichtigkeit ausfüllte. Unbedingtes Lob gebührt Jud Perry, der eigentlich für die Partie des Clotarco vorgesehen war. Wegen einer kurzfristigen Erkrankung des Tenors Jan Kobow übernahm Perry hingegen dessen Rolle des Ubaldo, während die kleinere Partie des Clotarco gestrichen wurde. Perry schloss die Lücke souverän.
Schließlich glänzte die Dänin Ditte Andersen als Armidas Vertraute Zelmira mit strahlkräftigem Sopran, der gelegentlich auch schon einmal die Fensterscheiben leicht zum Klirren brachte.

Das Hausorchester der Schlosskonzerte, die Capella Augustina, brillierte - nach etwas zu druckvoller Überpräsenz zu Beginn - mit vitalem, flexiblen Spiel. Zumal die viel geforderten Holz- und Blechbläser vermochten dabei zu beeindrucken. Dirigent Andreas Spering verstand es, durch geschickte dynamische Abstufungen und flotte Tempi das musikalische Geschehen in steter Bewegung zu halten.
Viel Beifall und standing ovations waren nach rund 2 1/2 Stunden der verdiente Lohn für ein eindrucksvolles Konzert in herrlicher Kulisse. Das abschließende Feuerwerk im Schlosspark (natürlich nicht zur Musik von Haydn, sondern traditionell zu jener von Händel) unter sternenklarem Himmel bildete den würdigen Abschluss für ein großes Musikfest.

Wer nicht dabei sein konnte, hat am 22. November um 20.05 Uhr im Radio auf WDR 3 Gelegenheit, den Mitschnitt des Konzerts zu genießen.

Sven Kerkhoff


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