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Artikel

A Swamp Room Flashback

Info

Künstler: Diverse

Zeit: 14.12.2007

Ort: Hannover Musikzentrum

Fotograf: Wolfgang Kabsch

Swamp Room Label-Macher Willem Kucharzik wird immer umtriebiger: Nachdem das Swamp Room Festival zu Pfingsten immer mehr wächst und gedeiht und inzwischen einen europaweiten Kultstatus innehat, weitet Willem seine Aktivitäten weiter im Bundesgebiet mit Konzerten und Festivals aus, um Bands rund um das Thema Psychedelic Rock, Stoner Rock, Garage Rock und so weiter bekannt zu machen und ein Forum bieten zu können. Als Abschluss des für diese Sparten und wohl auch das Swamp Room an sich sehr erfolgreich gelaufenen Jahrs gab es dann noch das A Swamp Room Flashback Festival in seiner Heimatstadt Hannover.

Das Musikzentrum ist in den Räumen von ehemaligen Luftschutzbunkern und öffentlichen Gebäuden untergebracht. Als ich gegen kurz vor 21:00 Uhr eintraf, war die ca. 500 Personen fassende Halle vielleicht zu etwas mehr als einem Drittel gefüllt, die erste Band The Opium Theatre war schon fast am Ende ihres Gigs angekommen. Der sehr gitarrenbetonte Surf´n Roll der neuen Band ist sehr tanzbar und energiegeladen und macht mit einem guten Gespür für schöne Melodien sehr viel Spaß. Nach ca. 20 Minuten Umbaupause kam dann die Mandra Gora Lightshow Society auf die Bühne. Die Band des Veranstalters (Willem ist hier Gitarist) hat sich inzwischen von den wilden psychedelischen Trips ihrer Anfangszeit ein Stück weit entfernt. Das heißt natürlich nicht, dass ihre neuen Songs lahm wären, jedoch befinden sie sich inzwischen eher in den Siebziger Jahren mit pompösen Arrangements und schillernden Glamrock. Die atmosphärischen Passagen sind nun mehr melodiebetont und nicht mehr so psychedelisch voll gepumpt wie noch vor drei Jahren. Die Keyboards tragen das Gemisch und in den passenden Momenten wird losgeorgelt wie zu besten The Doors Zeiten. Der Sänger hat die richtige Mischung aus Überzeugung und einer Prise Wahnsinn und präsentiert die Tracks, zumeist während er die akustische Gitarre dazu anschlägt, inbrünstig und überzeugend. Und Willem steuert neben sauberen Rhythmus und Solopassagen auf seiner Gitarre auch psychedelisch schräge und außerirdisch gute Soli und Sounds bei. Insgesamt ist die Band inzwischen etwas ruhiger geworden, aber melodiös und mitreißend ist das nach wie vor. Ich wünschte sie mir beim nächsten Swamproom wieder ein kleines bisschen schneller und energievoller, jedoch warte ich auch dringend auf die Veröffentlichung der Neuen Tracks als Album.

Line Up
The Opium Theatre
Mandra Gora Lightshow Society
Colour Haze
The Legendary Pink Dots
Noetic Soundsysthem
Nach einer weiteren Umbaupause kamen dann die Kings of Stoner Rock Colour Haze zum Zuge. Sehr witzig waren die Soundchecks vor Publikum, es kamen da einige lustige Sprüche vom Bassisten Phillip, ich weiß nicht, ob er wusste, dass sein Kopfhörer eingesteckt war und so das Publikum alles mitbekam. Jedenfalls knallten schon in diesen wenigen Minuten Soundcheck die Schlagzeugschläge unglaublich hart und der Bass ließ die Magenwände erzittern. Colour Haze halt.
Das blieb natürlich auch im Set so. Die Band brachte zunächst einige neue Stücke, die sie wohl im Moment für ihr neues Album aufnehmen. Diese kamen sehr gut an, druckvoll und direkt auf die 12, wie man es von der Band gewöhnt ist. Die Stimmung im inzwischen über zur Hälfte gefülltem Musikzentrum stieg natürlich umso mehr, als dann die bekannten Songs gespielt wurden. Die satte Gitarre, die knalligen Schlagzeugbeats und der prägnante Bass, der in die Magengrube haut, boten für ca. zwei Stunden hervorragenden Stonerrock. Inzwischen war auch die Zeit bereits kräftig überzogen, also konnten sie ohne darüber nachzudenken noch eine schöne, lange Zugabe geben.


Nun begannen die Legendary Pink Dots um halb eins aufzubauen, obwohl sie eigentlich bereits um 23:30 Uhr hätten spielen sollen. Dem Pink Dots Fan ist so was allerdings nicht unbekannt, LPD Konzerte fangen selten pünktlich und häufig spät in der Nacht an. Diesmal sollte es sogar früher Morgen werden, denn einer der Keyboards von Phil „Silverman“ Knight schien sich nicht anschließen zu lassen. So wurde bis ca. 1:30 Uhr rumgebastelt, bis die trotzdem gut gelaunte Band starten konnte. Insgesamt sah die Band sehr gut gelaunt und gesund aus, auch ein kleines Gespräch mit Sänger Edward Ka-Spel vor dem Gig bestätigte mir den guten Eindruck. In diesem Gespräch kündigte er mir bereits an, dass viele neue Songs vom neuen Album gespielt werden sollen, welches sie derzeit aufnehmen und das im März 2008 erscheinen soll. So eröffneten sie mit “My New Sony“ gleich mit einem neuen, sehr verspielten und ironisch fröhlichen Song. Auch weitere neue Songs folgten, sie alle sind wesentlich detailreicher und effektvoller, sowie auch melodiöser und schwungvoller als das sehr ruhige letzte Album. (Trotzdem ist dieses eines der besten der reichhaltigen Pink Dots Diskographie). Von diesem Album wurde auch ein Song gespielt, von den alten Songs wurde sehr viel vom recht erfolgreichen Album Crushed Velvet Apocalypse von 1989. Es kamen auch zur Aufführung das wundervolle, nur auf der akustischen Gitarre gebrachte “I love you in your tragic beauty“, das mit elektronischen Perkussionen und fast schon in Progrocknähe befindliche “Just a Lifetime“ und das damals auf einer zusätzlichen EP veröffentlichte, psychedelisch verspielte und zum Schluss hin euphorisch pompös werdende “Princess Coldheart“. In diesem brachte Niels van Hoornblower dann auch wieder sein verrückt fantastisches Saxophonsolo unter.

Mit den insgesamt zwei Zugaben spielte die Band gut anderthalb Stunden und bot einen sehr guten Gig. Edward Ka-Spel war wie gewohnt gut zwischen leisem, zärtlichen Singen und manischen, anprangernden Schreien. Allerdings war er dieses Mal weniger gestenreich und leider kamen auch keine seiner sonst gern dargebotenen Geschichten zwischen den Songs. Keyboarder und Soundmagier Phil Silverman Knight spielte gewohnt routiniert seinen Part.
Insgesamt ein Konzert, das in die wirklich guten der Band gezählt werden muss, wobei mir insgesamt die Magie, die ansonsten durch die Gestik und die Geschichten Edwards entsteht, fehlte. Dies liegt natürlich am dargebotenen Material und ist deshalb von Konzert zu Konzert anders. Man darf sich auf jeden Fall auf das Album und weitere Konzerte der schon seit inzwischen 28 Jahre aktiven Band freuen.

Inzwischen war es nun schon nach 03.00 Uhr geworden. Für die sich anschließenden Noetic Soundsysthem dürfte keine lange Umbaupause nötig gewesen sein, handelt es sich doch um den Keyboarder und den Gitarristen der Noetics aus Hannover, die zu DJ-ing und Beats psychedelische und spacige Soundlandschaften spielen. Das klingt jetzt nicht so aufregend, ist es aber. Denn die Beats gehen durch die Ohren direkt ins Blut und die Gitarren und Keyboards dazu sind eine wahre akustische Umschmeichelung. Ich habe das Noetic Soundsysthem beim Happening Pfingsten 2007 erlebt und es war wirklich fantastisch, egal ob man tanzend mit der Musik wegfliegen wollte, oder sich nur hinsetzte und dazu träumte. Für die heutige Nacht waren bis zu vier Stunden angekündigt, dementsprechend würde es bis zum Frühstück gehen. Leider leerte sich der Saal jedoch nach den Pink Dots sehr schnell, und ich hoffe, dass die Noetics nicht nur für sehr wenige bis zum Morgenrauen gespielt habe. Ich schreibe „hoffe“, weil ich selber auch nach den Dots fahren musste. Ich hätte gern noch ein wenig von dem mit Sicherheit grandiosen Noetic Soundsysthem gesehen, doch durch die Verzögerungen war es mir leider nicht möglich.

Mit diesem Lineup ist den Swamp Room Machern auf jeden Fall ein Super Festival gelungen. Im Gegensatz zum Happening, wo bis auf den spät spielenden Acts den Bands nur zwischen 20 und 60 Minuten zur Verfügung stehen, konnten die fünf hier antretenden Acts komplette Shows bieten und die Mischung der Bands passte auch.

Da warten wir mal gespannt, was uns das nächste Jahr aus dem Dunstkreis des Swamp Rooms so bieten wird.

Wolfgang Kabsch


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