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Artikel

TILLMANN lassen den Rock hochleben

Info

Künstler: Tillmann

Zeit: 10.05.2007

Ort: Hamlar - Rockmusik Hamlar

Internet:
http://www.tillmann.de
http://www.myspace.com/tillmannband

Einige Jahre ist es jetzt schon wieder her, dass das deutsche Rocktrio Tillmann in ihrer Quasiheimat, dem Rockmusik Hamlar im gleichnamigen Ort nördlich von Augsburg, zum letzten Mal spielten. Eine lange Zeit in der sich deutschsprachige Musik wieder aus ihrem Schattendasein lösen und die Charts der Republik erobern konnte. Doch wo sich die Konkurrenz weichgespülten Sounds oder einem übertriebenen Weltschmerz widmet, beweisen Tillmann, dass Deutschrock nicht kuscheln muss, sondern die Beine problemlos zum Mitwippen bewegen kann und trotz melodiöser Harmonien auch gern mal ruppig sein darf. Mit dieser musikalischen Ausrichtung passt man natürlich bestens zum rustikalen und heimeligen Flair des altehrwürdigen Kultschuppens in Hamlar, mit seinen im ganzen Raum verteilen Sofas und an den Wänden abgebildeten Rocklegenden. Doch wo tags zuvor noch eine ansehnliche Menschenmasse ihre Glieder zu Klängen der Marke The Doors, Led Zeppelin und Jethro Tull bewegten, mussten sich Tillmann an diesem Donnerstag im Rahmen des Thurstage-Programms mit einer etwas kleineren Zuschauerkulisse zufrieden geben. Und das trotz des geldbeutelschonenden Eintrittspreises von 5,- EUR. Aber der geringe Zuspruch konnte trotzdem nicht verhindern, dass wohl kein Einziger den Saal am Ende nicht gut gelaunt verließ und das Kommen nicht bereute.

Der 75-minütige Tillmann’sche Liederreigen wurde nach einem brachialen Instrumentalintro mit dem prominenten „Herr Dehmel“ und dem augenzwinkernden „Wachs auf die Haut“ eröffnet. Beide vom letzten Album Vorsicht, Fahrstuhl!. Was von Anfang auf auffiel, war der massive Spielhunger der Band und die heftige Lautstärke, die trotz bis zum Anschlag aufgerissenen Verstärkern, die Wände gut abgemischt zum Beben brachte. Dazu präsentierten sich Tom (v, g), Chris (b) und Sammy (dr) trotz der wenigen in letzter Zeit absolvierten Konzerte bestens eingespielt und aufeinander abgestimmt. So kamen Songs wie „Geld, Gold & Glücklichsein“ oder „Wenn ich mal groß bin“ eine ganze Portion kantiger als von der Konserve bekannt, was dem Ganzen gar nicht mal schlecht zu Gesicht stand. Das sah das Publikum wohl ähnlich und quittierte das Gespielte mit jede Menge Applaus.

Zwischen zahlreichen Nummern des immer noch aktuellen Achtung, Fahrstuhl! wurden auch einige (noch?) unveröffentlichte Songs aus dem Tillmann-Oeuvre gespielt, von denen das bereits als Demo bekannte „Tele, komm“ und die Durchhaltehymne „Alles wird gut“ besonders fein tönten. Aber auch das vertonte Bandmotto „Rock hoch!“ (im Sinne von „Long live Rock ´n Roll“) hatte seine livehaftige Feuertaufe mit Bravour bestanden. Letzteres ist nicht nur eine unterhaltsame Rocknummer, sondern präsentiert sich auch textlich mal wieder wirklich bandtypisch. Witzig aber nicht banal, ohne erhobenen Zeigefinger aber auch nicht komplett ohne dem Hörer ein paar Sichtweisen mit auf den Weg zu geben und stets ein wenig schräg und verschroben, aber niemals unsympathisch.

Das Salz in der Suppe jedes Tillmann-Gigs sind neben den obligatorischen Bandklassikern wie dem auf vielfachen Wunsch gespielten „Alfred L.“, diverse eingestreute und in den eigenen Sound eingekleidete Coverversionen, von denen an diesem Abend mit „Seemann“ (Freddy Quinn), „Wo bis Du?“ (Spider Murphy Gang) und der Zugabe „Eisbär“ (Grauzone) gleich drei zum Zug kamen. Unbedarfte durften den einen oder anderen Song davon gar nicht erkannt haben, so sehr haben die Drei diesen Liedern ihren eigenen Stempel aufgedrückt.

Zusammenfassend kann man nur sagen: sympathische Band, unterhaltsame Songs, toller Auftritt! Das Ganze machte doch Hunger auf mehr und steigert die Vorfreude auf die kommende Open Air-Saison. Denn neben ihrem natürlichen Biotop, dem rauchigen Klub, fühlt sich die Musik von Tillmann mit Sicherheit auch auf den offenen Bühnen wohl. Und wie mir Bandsprecher Sammy am Ende an der Bar mitteilte, dürfen wir uns, sofern der Rockgott es so will, nicht nur auf zahlreiche weitere Auftritte, sondern vielleicht auch auf ein neues Tillmann-Werk freuen. Wir bleiben am Ball!

Mario Karl


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