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Keep It True VI

Es ist Anfang April und ca. 1.500 Metalfans fallen bei schönstem Festivalwetter ins beschauliche Lauda-Königshofen ein, um unter dem Motto "Metal soldiers" alte Legenden oder hoffnungsvolle Newcomer des traditionellen Stahls abzufeiern. Das zweimal im Jahr statt findende Keep-it-true ging nun schon in die sechste Runde und wie man am Zuschauerzuspruch der aus aller Herren Länder angereisten Fans (u.a. Spanien, Griechenland, Schweden und Holland) erkennen kann, genießt es mittlerweile einen mehr als guten Ruf in der Metalszene. Und dies zu Recht. Im Großen und Ganzen hat sich nicht viel zu vorangegangenen KITs geändert - und das ist auch gut so. Die Metalbörse hat nach wie vor ihren festen Platz in der Halle, das Verpflegungsangebot ist genauso traditionell und gut wie das musikalische Programm, noch dazu recht günstig, und daran, dass der Sound in der Tauberfrankenhalle nicht wirklich der Bringer ist, hat man sich inzwischen schon gewöhnt. An der Organisation gab es somit auch nicht viel zu bemängeln was wir nicht schon einmal getan hätten (siehe Artikel-Archiv). Also stürzen wir uns auf das Wichtigste - die Musik:

Eröffnet wurde die sechste Ausgabe des Keep-it-true von den jungen Niederländern Powervice. Dieses dynamische Quintett macht soundtechnisch dort weiter, wo Maiden mit Killers aufgehört haben. Genau das Richtige zum Aufwärmen. Die Band lieferte eine äußerst mitreißende Vorstellung ab. Besonders beeindruckend war das Organ von Sänger Rogier Stockbroeks, welcher optisch noch dazu wie Harry Conklins kleiner Bruder daherkam. Bereits so früh konnte man sich sicher sein, einen der besten Sänger des Tages gehört zu haben. Trotz ihres leicht antiquiertem Sound kamen ihre Songs aber alles andere als altbacken, sondern recht rotzig und frisch daher. Titel wie "Behold the hand of glory" oder "The end is coming" sind schon jetzt kleine Hits. So gingen diese 45 Minuten recht kurzweilig zu Ende. Den Namen Powervice sollte man sich auf jeden Fall für die Zukunft merken!

Nach dieser hinterteiltretenden Vorstellung wurde es mit Wotan richtig episch. Nach einem ellenlangen Intro entführten uns die Italiener in ihre Welt von alten Geschichten und Schlachten. Mit Songs wie "Under the sing of Odin´s ravens" oder "The quest for the grail" gelang das ganz gut. Neben bekanntem Songmaterial der bisherigen Veröffentlichungen präsentierte der Vierer auch ein paar Kostproben des neuen Albums Epos (hoffen wir mal, dass der Name für sich spricht). Die Instrumentalfraktion zog ihr Programm recht routiniert durch (mancher würde sagen: etwas gelangweilt) und ließ ihrem Frontmann Vanni genug Platz für große Posen, welchen er gerne mit dem einen oder anderen Gimmick nutzte. Auf die Dauer stellte sich durch den leicht behäbigen und irgendwo zwischen Manilla Road und early Manowar angesiedelten Sound aber doch etwas Langeweile ein. Das änderte sich gegen Schluss kurzzeitig als der Ex-Manowar'ler Ross the Boss ein kurzes Stelldichein gab und mit der Band den Klassiker "Revelation" seiner alten Brötchengeber zum Besten gab.

Neben Sodom und Kreator gab es in den 80ern im Ruhrpott noch Darkness welche dem Thrashmetal frönten. Die Band veröffentlichte zwar einige brauchbare Album, konnte aber nie ganz zu den Genreprimussen aufschließen. Nachdem die Band seit Kurzem unter dem Namen Eure Erben wieder aktiv ist, bot es sich natürlich an, die alten Zeiten auf dem Keep-it-true noch einmal aufleben zu lassen und firmierte am heutigen unter dem alten Banner. Und Darkness nutzten diese Möglichkeit auf unterhaltsame Art und Weise. Die Band war bestens eingespielt und rotzte ihre Hits wie "Staatsfeind", "Burial at sea" oder "Defenders of justice" voller Inbrunst ins Auditorium. Den Fans schien es auch bestens zu gefallen, denn es bildete sich sogar ein erster Moshpit.

Zu diesem KIT waren so viele Spanische Banger wie noch nie angereist. Dies hatte einen Grund. Und dieser hört auf den Namen Silver Fist. Die Band um Silverio Solorzano ist der legitime Nachfolger der Band Muro, welche heute speziell gehuldigt wurde. Muro sangen lange bevor Tierra Santa oder Mägo de Oz ihre Erfolge feierten, ihr Liedgut bereits in ihrer Landessprache. Die Band, und besonders Fronter Silver, fetzte über die Bretter als gebe es kein Morgen. So ging gleich mit dem ersten gespielten Ton das spanische Temperament mit den weit gereisten Fans durch. Ich verstand zwar kein Wort davon wovon der werte Herr sang (und da war ich sicher nicht der Einzigste), aber dem Outfit der Musikanten und den Gesten nach zu urteilen wird auch hier jedes Klischee breit gewalzt. Ihr recht konventioneller Speedmetal bekommt allerdings durch die spanischen Gesangslinien eine angenehme Würze. Der Band und ihren Fans zuzusehen machte wirklich Spaß, auch wenn es die meisten Nicht-Spanier nicht wirklich so interessierte.

Axehammer sind die fast schon typische Kultband. Irgendwann in den 80ern ein paar Songs als Demo herausgebracht, welche Jahre später als CD veröffentlicht werden, obwohl die Band nicht mehr existiert. Die Band kommt wieder zurück, veröffentlicht ein durchschnittliches bis gutes Album und der Underground-Fan steht Kopf. Letzteres wurde von Axehammer 2005 veröffentlicht, nennt sich Windrider und ist ein echtes Lehrstück in Sachen US-Powermetal. Man durfte gespannt sein ob die nicht mehr ganz frischen Herren die auf Platte gebannte Power auch bei ihrer Europapremiere live entfachen können. Und um es vorweg zu nehmen: dies geschah nur eingeschränkt. Dafür war das ganze Stageacting etwas zu behäbig. Sänger Bill Ramp hat zwar eine wirklich starke Stimme, ihm zuzusehen wie er seinen umfangreichen Paulaner-Spoiler über die Bühne schob war dafür nicht wirklich aufregend. Ein paar Übungskonzerte mehr und die Band könnte vielleicht nochmals durchstarten. Trotz allem waren Songs wie "Princess" oder "Windrider" hörenswert.

Grm Reaper, das wir das noch erleben dürfen! Der Gedanke an den verhunzten Wackenauftritt 2000 ließ war nichts Großes erhoffen, aber Sänger Steve Grimmet, der letzte Überlebende des Ur-Lineups, war doch erstaunlich gut bei Stimme. Dazu hatte er paar fähige Mitmusiker mitgebracht. Und abgesehen davon, dass Drummer Pete Newdeck gehandicapt spielten musste (hatte sich ein paar Tage vorher den linken Arm gebrochen, Teile der Drums mussten gesampelt werden und hatte einen Touch von Def Leppard), stand einer fetten Rockparty nichts im Weg. So reihten sich Hit an Hit (u.a. "Rock you to hell", "Fear no evil", "Lust for freedom") und die Feierwütigen vor der Bühne kamen gut in Wallung. Die Band hatte ebenso sichtlich Spaß bei der Sache. Steve suchte immer wieder den Kontakt zu den Fans und wusste die Meute gut zu unterhalten. Mit dem abschließenden "Fear no evil" fand der Auftritt ein starkes Ende. Für Freunde des klassischen englischen Heavy-Rocks war dies auf jeden Fall das Highlight des Tages. In dieser Verfassung darf Herr Grimmet gerne wieder einmal mit seinen alten Songs durch die Lande ziehen.

Nach so viel internationalem Flair war Zeit für die Würzburger Lokalmatadoren von Paradox. Ende der 80er als heißeste Newcomer seit geschnittenem Brot gehandelt (besonders vom Rock Hard), verschwand die Band ein paar Jahre später in der Versenkung. Nun sind auch schon wieder einige Sommer ins Land gezogen, seit sich Bandleader Charly Steinhauer (mittlerweile ohne Pornospoiler im Gesicht) im Jahre 2000 mit dem Album "Collision course" recht stark zurück meldete. Mit runderneuertem Line-up (incl. 3 Gitarren) präsentierten sich Paradox heute eindrucksvoll in Königshofen. Im Gepäck hatte man jede Menge knüppelnde Schmankerl, wobei das Augenmerk besonders auf den beiden ersten beiden Alben lag. Charly´s junge Mitmusiker wirkten wie eine wahre Frischzellenkur und mit "Crusader´s revenge", "Collision course", "Pray to the godz of wrath" oder der Bandhymne "Paradox" bracht man jede Menge Häupter zum schütteln, auch wenn es nicht ganz so heiß herging wie vorher bei Darkness. Gegen Ende des einstündigen Programms bat man noch Exciter´s Jacques Bélanger auf die Bühne und zockte "Hell bent for leather" von Judas Priestern zusammen. Weiter versprach man ein neues Album im Jahre 2006. Man darf gespannt sein.

Nun war es an der Zeit etwas an der Geschwindigkeitsschraube zu drehen. Dafür wurde es mit den Doom-Göttern Solitude Aeturnus richtig heavy. Nachdem die Band bei der letzten Ausgabe des Keep-it-true absagen musste (wofür wir einen denkwürdigen Auftritt von Jag Panzer bekommen haben!), war die Vorfreude auf die Texaner besonders groß und die Halle inzwischen recht gut gefüllt. Von den ersten Tönen des Openers "Haunting the obscure" an wurde eine majestätisch düstere Stimmung verbreitet, wie es nur diese eine Band schafft. Der Fünfer präsentierte sich bei klarem Sound, nach längerer Live-Abstinenz, in bestechender Form. Besonders faszinierend war wie immer Sänger Rob Lowe, der regelrecht in seinen Texten versank und in anderen Sphären zu schweben schien. Vielleicht übernahm deshalb auch Gitarrist John Perez die meisten Ansagen und witzelte gern über das unverständliche Kauderwelsch seines Frontmanns ("Robert, that’s too much Texas - even form me!"). Während ihres Auftritts gab es neben einem guten Querschnitt durch ihre bisherigen Alben (u.a. "Days of prayer", "The 9th day: Awakening", "Opaque divinity") auch zwei neue Titel, welche die Vorfreude auf einen neuen Langdreher weit nach oben schnellen lassen. Absolutes Highlight waren "Destiny falls to ruin" vom 1991er Debüt und das als Hitsingle angekündigte "Falling". Zusammenfassend kann man wohl ohne zu Zögern von einem Highlight das Tages sprechen.

Was als Nächstes folgte, war ein Cover-Show der besonderen Art. Der Ur-Manowar-Gitarrist Ross the Boss spielte mit der Coverband Men of War zum Tanze auf. Auf dem Programm standen die Highlights der ersten vier Manowar-Alben plus Zugabe. Eröffnet wurde das Ganze stilecht von der Bandhymne "Manowar". Neben den Standards "Kill with power" und "Army of immortals" gab es auch weniger oft Gespieltes wie "Shell shock", "Mountains" oder "Secret of steel". Das Publikum empfing diese Schmankerl erwartungsgemäß mit offenen Armen und es war kein Wunder, dass hier die beste Stimmung des ganzen Tages herrschte. Men of War selbst gaben sich relativ zurückhaltend und ließen Herrn Boss jede Menge Platz, war er gerne annahm, um seine Rockstarposen auszuleben. Als spielerischen Höhepunkt grub man das epische "Brigde of death" aus, was wirklich gigantisch war. Hier zeigte auch der Sänger des Haufens, dass er zwar kein Eric Adams ist, sich aber sich keinesfalls verstecken muss. Zum Schluss feuerte man dem Publikum noch "Hail and kill" entgegen, bei dem der Refrain Fischerchorartig durch den Saal hallte. Einen Abschluss fand der Auftritt mit "Battle hymns" und es gab wohl Wenige, die nicht gut unterhalten wurden. Die Meisten waren auch sicher froh, die alten Klassiker ohne Kasperleposen und affige Ansagen zu hören. Da sollte sich DeMaio und Anhang ruhig mal eine Scheibe davon abschneiden.

Großes Brimborium war noch nie eine Sache für Exciter. Und so gab´s hier 75 Minuten lang ordentlich auf die Mütze. Mit einem neuen, mir unbekannten Song begannen die Kanadier ihren bunten Reigen an Schädelspaltern und gönnte dem Mob vor der Bühne mit den folgenden "The dark command" und "Reign of terror" keine Verschnaufpause. Sänger Jacques Bélanger machte zu Anfang, in einen langen Mantel gekleidet, den Eindruck als wäre er kurz vorher der Matrix entstiegen, zeigte sich aber als absoluter Frontmann von Format. Er wusste zu jeder Sekunde das Publikum anzustacheln. Kein Wunder, dass die Stimmung auch bei Exciter mehr als prächtig war und die Mitgröhlrefrains lautstark durchs Auditorium gebrüllt wurden. Besondere Highlights waren wie immer Titel wie "Pounding metal", "Heavy Metal maniac" oder die XL-Nummer "Blackwitch". Es wurden aber nicht nur die Karriehöhepunkte aus 25 Jahren Bandgeschichte dargeboten, sondern mit "Immortal fear" und "Evil omen" zwei neue Lieder präsentiert. Und diese klangen genau wie man es erwartet - klassischer Exciter-Stoff eben. Als Abschluss gab´s das höllische "Rising of the dead" und die unsterbliche Hymne "Long live the loud". So bewies die Band, dass sie nach wie vor keine Gefangenen macht und zu den arschtretensten Acts gehört. Beide Daumen nach oben!

Zum Abschluss dieses langen Festivaltags (es war inzwischen schon Viertel vor Eins) durften die New Yorker RIOT die Bretter erklimmen. Auch sie waren schon länger nicht mehr in unseren Gefilden zu sehen und präsentierten sich mit Mike Tirelli (Holy Mother) am Mikro und Frank Gilchriest (Virgin Steele) an der Schießbude im runderneuerten Line-up. Vielleicht blieb deswegen die große Abwanderung, wie bei der letzten Band des vorigen KIT, aus. Diejenigen hätten aber auch eine phantastisch eingespielte Band verpasst. Mit dem Opener "Narita" wurde ein tolles Programm durchgezogen, welches sich größtenteils auf die ersten 15 Jahre der langen Historie RIOTs konzentrierte. Mike Tirelli hauchte Klassikern wie "Outlaw", "Rock city", "Angel eyes", "Tokyo rose" oder "Flight of the warrior" neues Leben ein und passte stimmlich hervorragend zu der Band. Der Fünfer nutzte seine Spielzeit auch für ausgedehnte Soloeinlagen aller Instrumente, was auf Dauer doch etwas den Fluss aus dem Konzert herausnahm. Etwas weniger wäre hier, wie so oft, mehr gewesen. Unterhaltsam dabei war allerdings, wie sich das Gitarrenduo Mark Reale und Mike Flyntz am Ende des Geplänkels spielerisch die Bälle zuspielten, bevor man unter großem Jubel in das Deep Purple-Cover "Burn" überging. Die beiden sollten eigentlich einen Atemzug mit Tipton/Dowing oder Smith/Murray genannt werden! Am Ende wurde mit dem Abschlusstrio "Swords and tequila", "Thundersteel" und "Warrior" noch mal richtig Gas gegeben, bevor man die jubelnden Zuschauer in die Laue Nacht entließ. Ein rundum gelungener Auftritt, bei dem so gut wie alles stimmte (sogar der Sound war nicht schlecht) und es wenig zu bemängeln gab.

Und so ging dieses Keep-it-true zu Ende. Und auch die Ausgabe Nr. 6 war wieder eine tolle Veranstaltung, wozu nicht nur die fanfreundlichen Veranstalter und Bands, sondern auch die relaxten und freundlichen Fans beitrugen. Wir von der Redaktion freuen uns bereits jetzt schon auf das nächste KIT und zählen die Tage. Das nächste Festival findet im November im kleineren Rahmen in der Sporthalle Dittigheim statt (u.a. mit Flotsam & Jetsam, Warhammer, Heir Apparent, Wolf und Onslaught). Interessierte müssen allerdings auf nächsten April vertröstet werden, wenn das KIT wieder an gewöhnter Stelle und Größe in der Tauberhalle Königshofen stattfindet. Die 500 Karten für das kleine KIT sind nämlich bereits nach wenigen Tagen vergriffen gewesen.

Mario Karl


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