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The Sweet begeistern das Nürnberger Publikum

Info

Künstler: The Sweet

Zeit: 13.10.2023

Ort: Nürnberg - Hirsch

The Sweet werden seit vielen Jahren durch Gitarrist Andy Scott am Leben gehalten und ziehen unerschrocken mit ihrer „Final Round“-Tour durch die Lande. Wann ich die Band das letzte Mal live gesehen habe, weiß ich nicht mehr. Es waren auf jeden Fall noch Pete Lincoln und Tony O‘ Hora mit dabei. Beide sind 2019 ausgestiegen, also ist es mindestens 4 Jahre her. 2022 konnten sie krankheitsbedingt beim „Lieder am See“-Festival nicht auftreten, von daher war die „Zugabe“ in Nürnberg obligatorisch. Das Konzert ist bereits seit Wochen ausverkauft. Es ist schon erstaunlich und eine schöne Sache, dass diese Musik auch nach über 50 Jahren der Bandgründung noch regen Zulauf hat.

Als Vorband wurden die deutschen Bodyguerra ins Rennen geschickt. Die Band hat mit Invictus gerade erst ein neues Album veröffentlicht. Gitarrist Guido Stoecker legt mit seinem fetzigen Hardrock, der häufig in Metal-Gefilde abdriftet, ein amtliches Brett auf die Bühne. Dreh- und Angelpunkt ist Sängerin Ela Sturm, die mit ihrer markanten Stimme stark an Cindy Lauper erinnert. Mit einer eindringlichen Bühnenpräsenz und einer unverkennbaren Matte ausgestattet haut sie die rockigen Songs ins Publikum, das von der gezeigten Leistung durchaus beeindruckt ist. Die Musiker sind perfekt aufeinander eingespielt und präsentieren sich sehr spielfreudig. Der Sound war zum Entdecken der Songs jedoch zu matschig. Die Studioversion von „Fire & Soul“ und „Stay Free“ habe ich zur Konzertnachlese bei mir gerade laufen. Einfach mal reinhören, es klingt interessant!

Nach einer kurzen Pause und vielfachen „We want Sweet“-Rufen aus dem Publikum kommt dann die Legende Andy Scott mit seiner Band auf die Bühne. „Action“ eröffnet den Klassikerreigen und die Stimmung im Hirsch ist vom Fleck weg auf Hochtouren. Von der mir bekannten Besetzung ist nur noch Schlagzeuger Bruce Bisland mit dabei. Ein Neuzugang ist Sänger Paul Manzi, der 2014 schon einmal kurzzeitig als Sänger und Keyboarder eingesprungen ist. Mit der Band Cats In Space hat er zwei Alben veröffentlicht, seit 2019 ist er festes Mitglied bei The Sweet. Lee Small, ein bekannter Session-Musiker und Background-Sänger auf einigen Magnum-Scheiben, ist seit 2019 der neue Mann am Bass. Am Keyboard und an der zweiten Gitarre ist Tom „TC“ Cory mit dabei, der offiziell jedoch nicht als Bandmitglied geführt wird.

Der Sound ist grandios, nicht zu laut und lässt allen Musikern genügend Raum. Manzi ist der Dreh- und Angelpunkt der Show und nimmt viel Kontakt zum Publikum auf. Dabei singt er phantastisch und bringt die Sweet-Kracher äußerst authentisch rüber. Singen können sie alle, das merkt man an den hervorragenden Backing-Vocals. „New York Groove“ kommt hervorragend an und zeigt Small bei bester Stimme. Scott erzählt zwischendurch immer wieder mal die eine oder andere Anekdote aus seinem aufregenden Leben. Ein paar Mal kommt er auf seine Krankheit zu sprechen und freut sich sehr, überhaupt noch unter den Lebenden zu sein. Seine ehrlichen und offenen Worte kommen beim Publikum sehr gut an und sorgen für viel Applaus.

Songs wie „Hell Raiser“ oder das von Saxon gecoverte „Set Me Free“ donnern richtig über die Köpfe der Fans hinweg und zeigen, dass The Sweet auch richtig harte Stücke am Start haben. Mein persönliches Highlight und die große Überraschung des Abends ist „Everything“. Die Melodic-Rock-Perle klingt ganz und gar nicht nach The Sweet, gefällt mir jedoch ausgezeichnet. Auf jeden Fall solltet ihr mal die 2021-Version anhören, zu der es im Internet ein tolles Video gibt. Scott legt sich voll ins Zeug und spielt mit sehr viel Leidenschaft und Einsatz. Mir gefällt sein Gitarrensound, der kraftvoll, rau und trotzdem melodisch klingt.

„Love Is Like Oxygen“ ist ein Klassiker, der auch heute noch immer begeistert. „Fox On The Run“, das von Tom „TC“ Cory mit seinem typischen Keyboard-Intro eingeleitet wird, bringt das gut gelaunte Nürnberger Publikum auf Hochtouren und sorgt für eine Partyatmosphäre erster Güteklasse. Als Zugaben fungiert „Blockbuster“, bei dem Band und Publikum noch einmal alles aus sich rausholen. Im Anschluss tobt sich Urgestein Bisland an seinen Dampfkesseln aus und zeigt ein kurzweiliges Schlagzeugsolo. „Ballroom Blitz“ macht den Deckel zu und lässt den Hirsch noch einmal in seinen Grundfesten beben.

Nach 90 Minuten ist dann Feierabend, die Band wird unter großem Jubel vom hervorragenden Nürnberger Publikum verabschiedet. Wie lange The Sweet diese Touren noch machen können, hängt wohl entscheidend vom Gesundheitszustand von Scott ab. Ihm scheinen diese Auftritte Energie und Kraft zu geben. Und solange das Publikum noch immer die Hallen ausverkauft und so viel Spaß dabei hat wie heute Abend, geht das in Ordnung.

Ich wünsche Andy Scott und seiner Truppe alles Gute, viel Gesundheit und noch viele gelungene Auftritte!

Setlist:
1. Action
2. New York Groove
3. Hell Raiser
4. Burn on the Flame
5. The Six Teens
6. Everything
7. Set Me Free
8. Teenage Rampage
9. AC/DC
10. Wig-Wam Bam
11. Little Willy
12. Love Is Like Oxygen
13. Fox on the Run
14. Blockbuster
15. Drum Solo / Ballroom Blitz



Stefan Graßl


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