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Die ELOY-History, Teil 4

Nach einem erneuten Besetzungswechsel und der sehr optimistischen Scheibe `Colours´ mussten Eloy erstmals mit einem deutlichen Einbruch der bislang ständig nach oben zeigenden Erfolgskurve fertig werden. Gebremst hat sie das nicht. Im Gegenteil: Frank Bornemann gibt seiner neuen Mannschaft die Sporen.


Kapitel 4: Der Griff nach den Planeten


Mit dem Doppelwerk Planets / Time to turn, das ursprünglich als Doppelalbum erscheinen sollte, kehren Eloy nicht nur zu den Konzeptalben zurück. Sie begeben sich an ihr vielleicht ambitioniertestes Werk. Die Sciene Fiction-Story, die Planets schildert, ist alles andere als weltabgewandt. Sie ist im Rückblick ein klarer Spiegel der westdeutschen Gesellschaft Anfang der 80er Jahre. Die Kritik an der Gesellschaft und Politik, die die Bundesrepublik in der Nachkriegszeit geprägt hatte, hatte eine breite Bürgerinitiativen-Bewegung hervorgerufen. Das bunte Gemisch von Atomkraft-Gegnern, Frauengruppen, Bio-Läden und Friedensgruppen, die sich für einen neuen Lebensstil in vielen Lebensbereichen einsetzten, hatte bis weit in das bürgerliche Lager hinein die bislang sehr apolitische bundesdeutsche Gesellschaft verändert und nicht zuletzt eine neue Partei, die Grünen, hervor gebracht.
Bornemann hat sich für die Konzeption seiner Geschichte von Hans A. Pestalozzis Nach uns die Zukunft inspirieren lassen, einem Kultbuch in diesem bunt wuchernde neuen deutschen Gesellschaftssegment. Ebenso wie die Erde in den 80er Jahren sucht der von den Göttern verlassen Planet Salta seinen Weg. Aber die Menschen verirren sich in Materialismus und Egoismus. Bornemann mischt dabei den griechischen Götterhimmel fröhlich mit der Atlantissaga; zeitgemäße Zivilisationskritik mit spiritueller Hoffnung. Ausformuliert wurden die Texte von Sigi Hausen, der mit der englischen Sprache aufgewachsen ist.




Eloy

Planets



Info

VÖ: 1981 / 18.02.2005

(EMI)

Gesamtspielzeit: 46:23


Auch musikalisch sind Eloy erkennbar von dem beeinflusst, was die 80er prägte. Britische Synthiepop-Bands waren das Gebot der Stunde. Und wie viele alten Helden des Progs, Genesis, Yes oder Saga, ließen sich offenbar auch die Hannoveraner von dem begeistern, was da mit der Tastenkiste, die ihr Genre ja immer stark geprägt hat, plötzlich gemacht wurde. Das hatte sich auf der vorausgehenden Single ja bereits angedeutet.
Ein noch recht erfreuliches Beispiel dafür ist das rockige ("On the Verge of darkening Lights"), das an zeitgleiche britische Synthiepop-Bands denken lässt. Insgesamt bieten Eloy aber zu sehr das Bild einer Selbstkopie, die den für die 80er Jahre typischen, stark synthetischen Akzent, zum guten Teil der alten Magie beraubt wird.

Typischer aber sind Stücke wie "Queen of the Night". Uninspirierte Streicher und rockende Elemente, die einfach nicht rocken sind einfach erheblich langweiliger, als alles was Eloy bis zu diesem Zeitpunkt publiziert haben. Da helfen auch die nach Walgesang klingenden Keyboards bei "Mysterious Monolith" nichts, die mich an Novalis' Flossenengel erinnern. Inhaltlich greift das Stück ein Bild aus Arthur C. Clarkes 2001 - Odyssee in den Weltraum auf.

Etwas solider wird es zum Ende der CD hin. Im Background von "Sphinx erklingt ein Gitarrensound, der angesichts der thematischen Übereinstimmung, bestimmt nicht zufällig nach Alan Parsons Pyramid klingt. Auf einen eindeutigen Einfluss will sich Bornemann wieder mal nicht festlegen lassen. Eine direkte Line kann er diesmal aber immerhin zumindest "nicht ausschliessen".

Als Bonus findet sich auf der Neuveröffentlichung von Planets eine Live-Version, der man die Live-Atmosphäre zwar nicht besonders deutlich anmerkt, die "On the Verge of darkening Lights"aber deutlich druckvoller präsentiert als in der Studio-Version und somit eine positive Ergänzung des ursprünglichen Programms darstellt.

Als die EMI den dringenden Wunsch äußerte, keine Doppel-LP, sondern lieber zwei einzelne Scheiben zu veröffentlichen, kam das der Band entgegen, obwohl es nicht den ursprünglichen Plänen entsprach. Motivationsprobleme des Drummers führten dazu, dass man die letzten Aufnahmen für Planets mit dem Studioschlagzeuger Olaf Gustafson vollendete und die Scheibe als Solo-Album Ende 1981 veröffentlichen konnte. Für das kommende Album kam Fritz Randow zurück an Bord. Und das hat der Band hörbar gut getan.





Trackliste
1Introduction1:57
2On the Verge of darkening Lights5:35
3Point of no Return5:45
4Mysterious Monolith7:42
5Queen of the Night5:21
6At the Gates of Dawn4:18
7Sphinx6:45
8Carried by cosmic Winds4:38
9On the Verge of darkening Lights (Live 1983)4:09
Besetzung
Frank Bornemann (Voc, Git)
Klaus-Peter Matziol (B, Voc)
Hannes Arkona (Git, Key)
Hannes Folberth (Keys)
Jim McGillivray (Dr)
Olaf Gustafson (Dr)








In England sind die beiden Alben auf "Heavy Metal Records" erschienen. Natürlich sind Eloy keine Metal-Band geworden. Aber in der neuen Besetzung haben die alten Krautrocker neuen Punch gewonnen - und in England müssen die Grenzen in dieser Zeit sowieso extrem schwimmend gewesen sein. In einer Zeit, in der Punk und New Wave angesagt, und die Dinosaurier-Bands der 70er völlig out war, hatte das, was bislang Art-Rock und bald darauf Prog-Rock genannt wurde, Asyl im Randbereich des Heavy Metals gefunden, der ja damals ein noch recht neues und daher kaum definiertes Genre war. Marillion wurden 1983 in England sogar zur Metal-Band des Jahres gewählt. Wer Metal so weit fassen konnte, der konnte tatsächlich auch Eloy in diesen Bereich einordnen.

Dieses Umfeld hat Eloy zu zwei der schönsten Cover ihrer Geschichte verholfen - leider nur in England. Der unter anderem durch seine Arbeiten für die Hard Rock-Band Magnum bekannte Künstler Rodney Matthews hatte den Auftrag bekommen die England-Cover zu gestalten.

Statt Synthie-Pop höre ich bei Time to turn Pink Floyd (Gitarren bei 1 und 3), Rush (Git 2), Alan Parsons (Git 4), Kraftwerk und früher Rick Wakeman (Keys 5) - geniale Einflüsse! Bornemann muss damals ein privates Musikprogramm gefahren sein, das dem meinen sehr ähnlich war. Aber der Haupteinfluss sind und bleiben Eloy selber, die nun seit fast zehn Jahren einen völlig eigenständigen Stil haben und mit keiner anderen Band verwechselbar sind.



Eloy

Time to turn



Info

VÖ: 1982 / 18.02.2005

(EMI)

Gesamtspielzeit: 42:15


Im renovierten Line up hat die Band wieder zu sich gefunden. Druckvoller, wenn's rocken soll und gefühlvoller an den ruhigen Stellen ist man geworden. Und das ohne die neue Synthesizertechnik aus dem Spielplan zu streichen. Man höre sich nur die phantastische Ballade "Magic Mirrors an. Selbst das etwa einfältige "The Flash" weiß kraftvoll mitzureißen. Lediglich der Longtrack "End of an Odyssey", der zu Beginn mit gewaltigen Keyboards begeistert, fällt auf die Länge gesehen in die "Planets-Niederungen" ab.


Ein absolutes Highlight ist der Titeltrack, der es als Single-Auskopplung zu recht zu einem zumindest regionalen Chart-Breaker (u.a. WDR-Schlagerralley) gebracht hat. Neben dem prägenden Basslauf geben die Stimmen von Sabine, Amy und Anne dem gefühlvollen Rocker ein besonderes Gepräge. Und so lag es wohl kaum an der Band, oder der Musik, sondern eher am Zeitgeist, dass der Stern von Eloy mittlerweile nicht mehr so hell glänzte, wie einige Jahre zuvor. Prog und Anverwandtes waren schlicht out. Auch eine opulente Lightshow, bewegte Bilder und ein spezieller achteckiger Bühnenaufbau konnten nur deutlich weniger Zuschauer in die Hallen locken. Die wirtschaftliche Rezession dürfte ein weiteres beigetragen haben.





Trackliste
1Through a somber Galaxy6:01
2Behind the Walls of Imagination6:25
3Time to turn4:33
4Magic Mirrors5:25
5End of an Odyssey9:25
6The Flash5:34
7Say, is it really true4:46
Besetzung
Frank Bornemann (Voc, Git)
Klaus-Peter Matziol (B)
Hannes Arkona (Git, Key, Perc)
Hannes Folberth (Keys)
Fritz Randow (Dr)

Gäste:
Sabine (Voc Track 3)
Amy (Voc Track 3)
Anne (Voc Track 3)




Fortsetzung folgt

Norbert von Fransecky


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