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Artikel

Tritop muss kein Fruchtsaft sein - Tritop-Drummer Ivo Di Traglia im Gespräch

Info

Gesprächspartner: Ivo Di Traglia (Schlagzeug)

Zeit: Mai 2023

Ort: Brakel - Rom

Interview: E-Mail

Stil: Progressive Rock

Internet:
http://www.tritop120.bandcamp.com

In unserer letzten Ausgabe stand Michaels Review zu Rise Of Kassandra, dem Debüt der römischen Proggies Tritop. Da er von der Band sehr angetan war, hat er sich ein paar Fragen notiert, die Drummer Ivo Di Traglias ausführlich beantwortet hat. Da er vielseitig begabt ist, wurde das Interview gleichzeitig das Porträt eines überaus kreativen Menschen. Eingestiegen ist Michael mit der Frage nach dem Line-Up der Band. Denn genau diese Kombination von Musikern hat seiner Meinung nach dieses Album in dieser Form und vor allem in dieser außergewöhnlichen Qualität ermöglicht.

Ivo Di Traglia: Gewiss! Ich stimme dir zu, dass genau diese Kombination von Musikern dieses Werk zu dem macht, was es ist. Vor allem die Leidenschaft für Prog Rock vereint uns als Band!
Ich betrachte dieses Album als eine Art musikalische Autobiographie. Sie enthält alle meine Einflüsse, meine Emotionen, mein Wesen, und das gilt definitiv auch für meine Bandkollegen. Ich kann dir versichern, dass es alles andere als einfach war, diese Reisegefährten zu finden, die mein Interesse an diesem Musikstil teilen!
Vor etwa zehn Jahren habe ich mich am Saint Louis College of Music in Rom eingeschrieben und begonnen, ernsthaft Musik zu studieren. Meine Leidenschaft für Prog Rock und mein musikalischer Hintergrund brachten mich auf viele Ideen, was das Komponieren anging, doch ohne ein musikalisches Vokabular und eine entsprechende Ausbildung fiel es mir echt schwer, anderen Musikern meine Ideen zu erläutern.
Dank dieser Studien hatte ich nach drei oder vier Jahren eine Menge Material zusammen und begann mir zu überlegen, daraus womöglich ein Album zu machen, eingespielt von Profis.
Ich erstellte einige MIDI-Tracks und erschuf einen ersten Entwurf davon, was später „Rise Of Kassandra“ wurde. Das spielte ich einigen Mitstudenten vor, und jeder mochte die Idee sehr, doch aus vielerlei Gründen gelang es mir nicht, auch nur eine einzige Probe zu organisieren!
Ich erinnere mich, dass ich sofort Jacopo Tuzi, unseren jetzigen Bassisten, dabei haben wollte. Seine Liebe zum Prog kennt keine Grenzen, doch zu der Zeit war er mit seinem Studium komplett ausgelastet. Zu allem Überfluss war die räumliche Entfernung einfach zu groß! Daher beschloss ich nach ein paar Jahren, meine Strategie zu ändern und mir einen anderen Ausgangspunkt zu überlegen: Ich wandte mich an meinen Freund und außergewöhnlichen Musiker Pierfrancesco Di Pofi. Er sollte mir dabei helfen, zumindest die Keyboards aufzunehmen, da diese das vorherrschende Instrument in meinen Kompositionen darstellen. Währenddessen sprach ich immer mal wieder verschiedene Musiker an, einzelne Passagen aufzunehmen, um eine konkrete Vorstellung vom Ergebnis zu bekommen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie herzzerreißend das alles gewesen ist: niemanden zu haben, der einen unterstützt oder mir die Hand reicht war frustrierend, um es milde auszudrücken. Trotz aller Widrigkeiten hatte ich irgendwann ein gutes Demo von „Rise Of Kassandra“.
Nach und nach lernte ich die anderen Musiker kennen, die jetzt in der Band sind. Francesco Caponera und Mattia Fagiolo haben mir geholfen, dieses Album zu verwirklichen. Ich betrachte diese Jungs mehr als Familie, denn als sehr talentierte Musiker!


Nachdem wir mit den Aufnahmen begonnen hatten, habe ich wieder versucht, Jacopo Tuzi zu errei-chen, weil wir unbedingt einen Bassisten brauchten, der mit Plektrum spie-len konnte. Diesmal sagte er begeistert zu, uns auf dieser Reise zu beglei-ten!
Zum Glück hat jeder von uns gutes Equipment daheim und ist somit in der Lage, das Beste aus seinem Instrument herauszuholen. Das war sehr wichtig, denn natürlich wurden die Aufnahmen von der Pandemie massiv beeinflusst. Es war schlicht unmöglich, sich zu treffen und die verfassten Songs einzustudieren. Daher beschlossen wir notgedrungen, dass jeder seinen Part zumindest zuhause aufnimmt und zu schauen, was dabei herauskommt.
Ich muss sagen, dass mich das Resultat sehr verblüfft hat. Die Instrumente waren nahezu perfekt und besaßen den Sound, den wir erreichen wollten. Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich dieses Line-Up für ein ganz besonderes halte: Es war wirklich hart und kompliziert, zusammenzuarbeiten ohne die Möglichkeit, gemeinsam in einem Raum zu stehen und all die Aspekte miteinander zu teilen, die Musik normalerweise mit sich bringt.
Dennoch ist es uns gelungen, die Chemie zu kreieren, die du auf dem Album hören kannst!

MAS: Wie würdest du diese Chemie beschreiben, speziell jemandem, der mit eurer Musik noch nicht vertraut ist? Und was haben die diversen Gitarristen dazu und zum Sound von Tritop allgemein beigetragen?

Ivo Di Traglia: Wow, das ist wirklich schwer zu erklären! (lacht)
Ich finde, in der Musik ist Chemie vergleichbar mit dem Gefühl, das man bekommt, wenn man etwas Intensives mit jemandem teilt, der einem nahesteht, mit einem Freund, dem Partner etc. Wenn man darüber nachdenkt, hat es immer etwas mit Liebe zu tun. Versteh mich nicht falsch, in diesem Fall eint uns die Leidenschaft für Musik, die wir alle gleich stark empfinden. Sie bringt uns näher zusammen; und wir haben auch die Fähigkeit, durch die universelle Sprache Musik zu kommunizieren.
Und es ist interessant, wie man dieses Gefühl erleben kann: sowohl mit Menschen, die man sein Leben lang kennt, als auch mit jemandem, den man gerade erst kennengelernt hat, mit dem man z.B. auf der Bühne steht. Ich denke, das ist einer der bedeutendsten Aspekte von Musik!
Was die Gastmusiker auf Rise Of Kassandra betrifft: Die Gitarristen, die das Album mit ihrem Spiel bereichern, sind vor allem Freunde, aber eben auch großartige Performer! Mit den meisten habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten zusammengespielt, und auch abseits der Musik gemeinsame Erfahrungen gesammelt.
Wie gesagt, entscheidend ist die Chemie. Es reicht nicht, seinen Part fehlerfrei spielen zu können.
Pasquale Ripa ist ein guter Freund von mir und ein famoser Gitarrist. Gemeinsam mit Peter Cornacchia haben wir an zahllosen Veranstaltungen teilgenommen. Mit Vincenzo Mancini haben wir eine schöne Hommage an Thin Lizzy gespielt, und Andrea Ricci war Teil des Projekts, bevor er nach England gezogen ist. Mit Simone Cozzetto habe ich 2016 anlässlich der Veröffentlichung seines ersten Albums Wide Eyes gespielt. Emanuele Andolfi war als „zweiter“ Gitarrist bei der Aufnahme der Live-Session dabei, die demnächst auf unserem YouTube-Kanal sehen ist. Wir kennen uns seit Uni-Zeiten.
Der Entschluss, diese Gitarristen dabei zu haben, resultiert einfach aus der Hochachtung, die ich für sie empfinde. Ich finde, ihre Beträge bereichern unsere Songs enorm, geben unserem Album ein großes Extra in Bezug auf die Klangpalette.
Das -Debüt Rise of Kasandra

MAS: In meiner Kritik habe ich geschrieben: „`Rise Of Kassandra´ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was ein Mensch erreichen kann, wenn er eine Vision hat und diese hartnäckig verfolgt – dabei zwar immer wieder zweifelnd, doch in seinem tiefsten Inneren unbeirrt.“
Findest du dich darin wieder? Als alleiniger Komponist und Arrangeur ist dies alles ja dein „Baby“!

Ivo Di Traglia: Deine Interpretation erscheint mir sehr passend! Danke!
Was die Hartnäckigkeit betrifft: Der ganze Prozess, die Konzepte, die Bandmitglieder zu finden und die Aufnahmen, hat ungefähr zehn Jahre gedauert. Die Geschichte hinter diesem Werk ist wirklich kompliziert, und ich kann nicht leugnen, dass wir im Laufe seiner Entstehung große Schwierigkeiten hatten.
Meine erste richtige Band hatte ich als Teenager, das war Wanderlust. Unser Line-Up bestand neben mir am Schlagzeug aus meinem Bruder Iacopo am Bass und Gesang, Gitarrist Yuri Massaro und Keyboarder Roberto Sandirocco. Unser Repertoire bestand hauptsächlich aus Coverversionen. Wir spielten Songs von Genesis, King Crimson, ELP, PFM sowie Moderneres, wie Spock´s Beard und andere. Zeitgleich begannen wir, eigenes Material zu entwickeln. Ein Stück, das dabei herauskam, war ca. 18 Minuten lang. Es war offensichtlich, dass wir uns als eigenständige Prog Rock-Band etablieren wollten!
Das Projekt Tritop entstand aus meinen Ideen, verbunden mit denen von Roberto Sandircocco. Wir lernten uns mit 15 kennen, noch bevor wir Wanderlust gründeten und beschlossen, eine Emerson, Lake & Palmer-Tribute-Band namens Manticore zusammenzustellen. Zunächst spielte mein Vater den Bass, bis mein Bruder Iacopo übernahm.
Um eigenes Material schreiben und aufführen zu können, benötigten wir einen Gitarristen, das wurde nach kurzer Zeit Yuri Massaro. Die Band bestand einige Jahre, in denen wir uns stetig weiterentwickelten, kam allerdings zum Erliegen, als sich die Prioritäten der Mitglieder zu verschieben begannen: Iapoco und ich wollten unbedingt den Weg mit Eigenkompositionen weitergehen, Roberto wollte Coversongs spielen. Yuri hörte nach und nach ganz mit der Musik auf. Die ELP-Tribute-Band führten Roberto, Iapoco und ich trotzdem fort.

Nach dem Ende von Wanderlust hörte ich für ein paar Jahre damit auf, Musik zu komponieren, gab mich meiner Leidenschaft für Prog hin und fasste den Entschluss, mich am Saint Louis College of Music in Rom einzuschreiben. Dort kam ich mit vielen Musikern in Kontakt, die meine Liebe zum Progressive Rock teilten. Während dieser Zeit versuchte ich, Wanderlust wieder ans Laufen zu kriegen, was mir jedoch nie gelang und in einer bitteren Enttäuschung endete.
Als ich nach all den Schwierigkeiten ein gutes Demo von Rise Of Kassandra fertig hatte, schlossen sich mir Keyboarder Pierfrancesco Di Pofi, Gitarrist Andrea Ricci, Luca Marini als zweiter Gitarrist und mein Bruder Iacopo, erneut als Bassist und Sänger, an.
Das neue Projekt legte einen starken Start hin, befeuert von einem starken Verlangen, zu spielen. Leider beschloss Andrea unerwartet, nach England zu ziehen, und Iacopo nach Polen. Für mich war das ein weiterer Rückschlag, aber ich gab nicht auf.
Glücklicherweise ist unsere Besetzung mit Keyboarder Pierfrancesco Di Pofi, Bassist Jacopo Tuzi, Gitarrist Francesco Caponera und Sänger Mattia Fagiolo seit einiger Zeit stabil. Erst dadurch war es uns möglich, trotz der Pandemie unser erstes Album Rise Of Kassandra aufzunehmen.
Deshalb liebe ich deine Interpretation des Konzepts: Eine einzelne Person und eine Band können alles erreichen, gegen alle Widrigkeiten. Und der Antrieb des ganzen Prozesses ist die unbändige Leidenschaft für Musik, in unserem Fall für Progressive Rock!

MAS: Kannst du erklären, wie du Longtracks wie „Rise Of Kassandra“ und natürlich noch mehr „The Sacred Law Of Retribution“ arrangierst? Muss ich mir das wie ein Puzzle vorstellen? Und unterscheidet sich das Arrangieren sehr von dem der beiden kürzeren Stücke auf der Platte?

Ivo Di Traglia: Wie vorhin bereits erwähnt, habe ich mit dem Komponieren von „Rise Of Kassandra“ während meines Studiums am Saint Louis begonnen. Wenn ich dort etwas Neues lernte, wie etwa neue Skalen und Akkorde, habe ich zum Üben kleine Tracks geschrieben, die das enthielten, was in der Vorlesung gerade durchgenommen wurde. Diese Art von Training ließ mich nicht nur musikalisch wachsen, es war zudem ein exzellenter Ausgangspunkt für die Ideen, die ich für das Album entwickelte.
Darüber hinaus ist mein Bruder Iacopo, neben seinen hervorragenden Fähigkeiten als Bassist und Sänger, auch ein guter Komponist. Früher, als er klassische Gitarre studierte, hat er wie ich auch zum Üben schöne Melodien und Harmonien verfasst, ohne feste Absicht. Nur so zum Spaß!
Sobald etwas davon meine Aufmerksamkeit erregte, fragte ich ihn, ob ich es mir „ausleihen“ könnte (lacht), um selbst ein Lied daraus zu entwickeln.
Francesco Caponera (Guitar)


Das waren die zaghaften Anfänge von „Rise Of Kassandra“. Aus der Idee meines Bruders entwickelte ich nach und nach das ganze Stück, und das nahm viel Zeit in Anspruch.
Als mir immer mehr Einfälle kamen, spielte ich das Material meinen Dozenten vor. Sie gaben mir Ratschläge zur möglichen Harmonisierung von Melodien und dergleichen. Die ersten sechs Minuten von „Rise Of Kassandra“ sind so vor ungefähr zehn Jahren entstanden, 2013. Damals hieß der Song „Overture 1970“, wegen meiner Leidenschaft für Musik der Siebziger Jahre. Bis auf die Suite „The Sacred Law Of Retribution“ sind alle Songs auf diese Weise entstanden. Die habe ich dagegen innerhalb von ein paar Monaten verfasst, während des ersten Lockdowns aufgrund von Covid-19. Teile dieses Stückes hat mein Bruder geschrieben, z.B. die lange gesungene Passage nach 14:50 Minuten.
Alles, was ich zur Verfügung hatte, waren ein Computer, eine Akustikgitarre und ein digitales Piano, und rückblickend ist es ziemlich bizarr, dass ein Stück wie dieses in kürzerer Zeit komponiert wurde als die anderen. Ich habe mich seit Jahren danach gesehnt, die Möglichkeit zu haben, an einer Suite zu arbeiten. Dabei habe ich mich von all den „modernen“ Bands beeinflussen lassen, die ich liebe: Kaipa, Anglagard, Dream Theater, Flower Kings. Bevor sie einen Titel bekam, lief diese Komposition unter „Prog Folk“, wegen das Hauptthemas, das stark von nordeuropäischem Folk inspiriert ist.
„Delighted Insanity“ war als Track für eine Hardrock-Band gedacht. Es ist kein Zufall, dass diese Nummer einen „Lied“-Charakter hat, der sich von der Welt des Prog leicht unterscheidet. Der Instrumentalteil wurde später hinzugefügt, als ich beschloss, den Song selbst zu verwenden.
Der Hauptteil der Soli war die einzige Passage, die bei Proben mit einer anderen Band komponiert wurde, während wir den Live-Part zusammenstellten. Das alles passierte, bevor Francesco Caponera, Mattia Fagiolo und Jacopo Tuzi dazustießen.
Als wir ins Studio gingen, nannten wir dem Engineer Fabrizio Migliorelli das Opeth-Album Pale Communion als eine Referenz für den Klang, um näher an diese Art von Sound heranzukommen, der „Vintage“ und gleichzeitig modern ist.
„Island Of Servitude“ ist einer meiner Lieblingssongs, weil er meine unermessliche Liebe für Genesis und das Mellotron widerspiegelt. Damals studierte ich die Modi der Durtonleitern (ionisch, dorisch, phrygisch, lydisch etc.) und stellte fest, dass der lydische Modus für Progressive Rock charakteristisch ist. Nicht zufällig enthalten viele meiner Kompositionen lydische Tonarten und Skalen.
Im zweiten Teil des Songs habe ich stattdessen versucht, eine Atmosphäre zu rekreieren, die sich auf PFM bezieht und allgemein auf die Schönheit des italienischen Progressive Rock.

MAS: Was kannst du – oder Iacopo als Texter – mir zum textlichen Konzept sagen?

Ivo Di Traglia: Iacopo begann mit dem Verfassen der Lyrics, lange bevor auch nur ein einziger Song fertig war. Daher haben sich die Themen des Albums in gewisser Weise mit der Musik entwickelt. Als das Projekt startete, beschäftigten wir uns intensiv mit der „Göttlichen Komödie“ und tendierten deshalb dazu, einen Text voller visueller Allegorien zu schreiben. Überdies wollten wir den Zuhörer auf eine Reise in eine metaphorische Fantasy-Welt entführen.
Im Titelstück „Rise Of Kassandra“ haben wir versucht, das Bild einer Welt zu malen, die von einer kosmischen höheren Macht „resettet“, also wieder zurück auf Null gestellt wird.
Im zweiten Song „Delighted Insanity“ setzt sich die Menschlichkeit durch und bemüht sich, aus den Schatten von Chaos und Anarchie neu zu erstehen.
In „Island Of Servitude“ entwickelt sich die Gesellschaft folgerichtig und allmählich in eine unterdrückende Hierarchie.
Schließlich folgen wir in „The Sacred Law Of Retribution“ dem Weg eines Protagonisten, der für das Durchbrechen dieses Kreislaufs der Ereignisse bestraft wird.
Iacopo meint, das wäre auch eine tolle Story für einen Science Fiction-Film. (lacht)

Meiner Ansicht nach ist es Iacopo gelungen, sich eine wirklich unglaubliche Geschichte auszudenken, die mit der Musik Hand in Hand geht und dem epischen Charakter dieses Musikgenres vollauf gerecht wird.
Dank gebührt auch Mattia. Die meisten Gesangslinien kamen von alleine, einfach durch Anhören der Songs ohne Gesang. Einige waren schwieriger zu finden, aber nach einiger Zeit hatten wir die richtigen!

MAS: Woher kommt der Name Tritop? Ist dir bekannt, dass das auch der Name eines deutschen Softdrinks ist?

Ivo Di Traglia: Wow! Nein, das wussten wir nicht... muss gut schmecken! (lacht)
Was den Ursprung des Namens angeht: Ich habe immer mit Roberto Sandirocco zusammengespielt. Er war mein bester Freund, seit wir uns kannten. Neben anderen Dingen war er die einzige mir bekannte Person, die ganz wundervoll Keith Emerson spielen konnte. Zudem verband uns die Liebe zur Musik sehr stark!
Wie gesagt, das Projekt Wanderlust haben wir gemeinsam aus der Taufe gehoben, und selbst davor haben wir fast jeden Tag zusammen Musik gemacht und musikalische Ideen ausgetauscht.
Ich weiß noch, als ich Roberto traf – das war in meinem zweiten Hochschuljahr – hatte keiner von uns in irgendeiner Weise musikalische Erfahrung mit Prog Rock. Unser erster Auftritt war bei der Jahresabschlussparty der Schule. Wir entschieden uns für das Intro von Pink Floyds „Atom Heart Mother“... unsere Absichten waren klar (lacht).
Unglücklicherweise kam er im Sommer 2019 bei einem tragischen Unfall ums Leben.
Wir hatten noch so viele Pläne: Ein paar Monate nach seinem Tod hätten wir mit unserer ELP-Tribute-Band in Verona spielen sollen.
Er hätte auch gerne bei meinem Prüfungskonzert am Konservatorium Piano gespielt. Wir wollten zusammenwohnen, um jede Idee sofort umsetzen zu können. Träume und alles fiel in sich zusammen. Sein Verlust traf mich tief. Danach war es schwer, überhaupt weiterzumachen. Daher beschloss ich, ihm alle Musik zu widmen, die ich schreibe und schreiben werde!
„Tritop“ an sich hat keine Bedeutung; es war einfach Robertos Spitzname.

Michael Schübeler


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