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Lieblingslieder 31: Phil Collins - “Another Day in Paradise“

Für viele Genesisologen waren die britischen Prog-Pioniere spätestens nach der Machtübernahme durch Phil Collins mit den Alben Duke und Abacab gestorben. Vom Solo-Werk des singenden Schlagzeugers wurde bestenfalls das Debüt noch goutiert. Das kaufende Publikum sah’s anders und katapultierte seine Alben und Singles hoch in die Charts. „Another Day in Paradise“, nach „In the Air tonight” wohl die erfolgreichste Collins-Single wurde bereits u.a. durch den Einsatz in Unterrichtseinheiten für den Religionsunterricht geehrt. Jetzt zieht unser Ingo nach, indem er mit ihm den dritten Song aus dem Genesis-Kosmos in seiner Lieblingslieder-Kolumne präsentiert.

Wie ich bereits mit meiner dritten Ausgabe der Kolumne Lieblingslieder (“Games Without Frontiers“ von Peter Gabriel) angedeutet habe und mit der Nummer 18 (“Dancing with the Moonlit Knight“ von Genesis) dann in Gewissheit verwandelte, ist für mich Genesis das Nonplusultra nicht nur in der progressiven Musik, sondern im gesamten nicht-klassischem Bereich. Für meine aktuelle Kolumne habe ich mir wieder ein Lied aus dem Umfeld der Band ausgewählt: “Another Day in Paradise“ von Phil Collins aus dem Jahr 1989 (veröffentlich auf seinem vierten Soloalbum ... But Seriously. Sowohl das Album, als auch die Single war in vielen Ländern ganz oben in den Charts.

1989 begann ich gerade mit dem Studium der Geographie (ja, es gab bei mir auch ein Leben, bevor ich mich 2002 als Gitarrist und Musiker selbstständig machte). Phil Collins hatte bei mir als Solokünstler zwar nie den großen Stellenwert wie andere ehemalige Bandmitglieder oder Genesis selbst, doch dieses Lied war für mich sofort ein echtes Highlight, sicherlich auch der Mitarbeit des genialen Gitarristen Dominic Miller geschuldet. Und in Radio und TV konnte man das Lied quasi in Dauerrotation hören und sehen. Für viele Fans von Genesis in der ‚alten‘ Besetzung fast schon ein Weltuntergang und zu kommerziell. Doch das greift meines Erachtens viel zu kurz. Der Song ist einfach gut. Tolle, eingängige Melodie mit sofort erkennbarem ‚Riff‘ bereits im Intro. Clever arrangiert und mit einem Text, der doch sehr zum Nachdenken anregen kann und soll. Phil Collins machte in eindrücklicher Weise darauf aufmerksam, dass es auch in den sogenannten „reichen Ländern“ viel Armut gibt, damit auf offener Straße konfrontiert wird und dann einfach wegschaut:

She calls out to the man on the street
Sir, can you help me
It′s cold, and I've nowhere to sleep
Is there somewhere you can tell me?

He walks on, doesn′t look back
He pretends, he can't hear her
Starts to whistle as he crosses the street
Seems embarrassed to be there


Und dann die Frage, ob nicht Gott oder vielleicht die Kirche etwas dazu etwas sagen kann:
Oh Lord, is there nothing more anybody can do?
Oh Lord, there must be something you can say


Inhaltlich hat der Text sicherlich nichts von seiner Aktualität verloren, ist vielleicht noch wichtiger geworden

Auch musikalisch ist der Song auch nach über 30 Jahren immer noch erstaunlich frisch. Er ist jetzt nicht wirklich innovativ, doch auch mit fünf Akkorden (das Lied ist in F-Moll geschrieben), kann man richtig gute Popmusik schreiben, wenn man weiß, wie es geht und Phil Collins hat es einfach raus. Da führt kein Weg daran vorbei. Und seine Stimme ist einfach einzigartig und immer sofort erkennbar.

Ich spiele das Lied einen halben Ton tiefer, damit es meinem Stimmumfang besser taugt. Als Bassist ist es für mich nicht immer einfach, Popmusik, bei der meist eine Tenorlage gefordert ist, so zu spielen und zu singen, dass es noch brauchbar ist.



Kurz nach Erscheinen von “Another Day in Paradise“ habe ich das Lied erlernt und spiele es seither sehr regelmäßig bei Auftritten und es ist auch im Gitarrenunterricht sehr gut verwendbar. Und selbst viele meiner heutigen Schüler kennen das Lied und freuen sich, wenn sie es lernen können. Ein wichtiges Lied für mich und daher gehört es eindeutig zu meinen Alltime-Lieblingsliedern!

Ingo Andruschkewitsch


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