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Artikel

Gary Moore – Der letzte Guitar-Hero

Info

Autor: Harry Shapiro

Titel: Gary Moore – die offizielle Biografie

Verlag: Hannibal Verlag

ISBN: 978-3-85445-726-8

Preis: € 30,00

504 Seiten

Internet:
http://www.hannibal-verlag.de

Der letzte Guitar-Hero steht in dicken Lettern auf der Rückseite des Buches Gary Moore – die offizielle Biografie von Harry Shapiro. Nun, so reißerische Untertitel stehen oft auf Musiker-Biografien, und Gary Moore wird nicht der erste und letzte Gitarrenheld der Musik-Geschichte gewesen sein. Aber ein hervorstechender, vielfältiger und begnadeter Gitarrist war er wohl in jedem Fall.

Shapiro beschreibt Moores Leben von seiner Geburt 1952 bis zu seinem frühen Tod 2011 recht ausführlich. Und so steinig und unstet sein musikalischer Lebensweg war, war es gleichzeitig auch sein privater. Er wuchs in eher schwierigen Verhältnissen in Belfast mit einem schwierigen Vater auf. Er war eher ein dickliches und schüchternes Kind, welches häufig die Schule schwänzte und sein zerrüttetes Elternhaus bereits als 16jähriger in Richting Dublin verließ.

In den 70ern schlug er sich unter anderem mit Phil Lynott herum (Skid Row, später Thin Lizzy), versuchte es solo oder als Gary Moore Band, war Mitglied der Jazzrock-Legende Collosseum II und einiges mehr. Im Privaten sah es ähnlich wechselhaft aus: bereits Anfang der Siebzieger wurde seine erste Tochter geboren, die Beziehung zur Mutter zerbrach aber schnell wieder. Bei den privaten Verhältnissen und ständig wechselnden Wohnorten („er kaufte und verkaufte Immobilien wie andere Milch kaufen gingen“) verliert man im Laufe des Buches schnell den Überblick, so dass neben der Diskografie im Anhang des Buches vielleicht auch eine Auflistung seiner privaten Stationen sinnvoll gewesen wäre...

Mit den 80ern und 90ern folgten dann seine erfolgreichsten Jahre: als Solo-Künster mit Band machte er sich schnell im Hardrock bzw. sogar fast im Metal einen Namen (z. B. Corridors of Power, Victims of the Future, Run for Cover sowie das sehr erfolgreiche Celtic-Rock-Album Wild Frontiers). In den 90ern verließ er die Rockpfade und widmete sich mit großem Erfolg dem Blues (vor allem Still got the Blues, After Hours). Danach verloren ihn so einige Fans aus dem Blick und an die ganz großen Albenverkäufe konnte er nicht mehr anknüpfen. Aber er blieb ständig aktiv, veröffentlichte weiter unter seinem Namen oder mit Bands (hier sei auf die kurze Episode BBM mit Jack Bruce und Ginger Baker, also 2/3 von Cream, und auf Scars verwiesen) und tourte.

In den letzten Lebensjahren war es unter anderem auch wegen Alkohol zusehends bergab mit Moore gegangen - aus einem für 2011 geplanten zweiten Celtic-Rock-Album ist aufgrund seines frühen Todes leider nichts mehr geworden. Wenige Jahre zuvor hatte er nochmal geheiratet, doch auch aus dieser Ehe brach er mit einer anderen Frau aus. An deren Seite verstarb er in Spanien in einem Hotelzimmer während eines Kurzurlaubs an einem Herzinfarkt.

Harry Shapiros Buch liest sich in Teilen recht flüssig, oft aber verfrickelt er sich in viele musikalische Details wie Aufnahmetechniken, Gitarrenmodelle, Zitate aus früherer Plattenrezensionen oder Tourauftritte. Dadurch wirkt das Buch leider mitunter etwas zäh und langatmig; wer da nicht eingefleischter Fan ist, muss sich da zum Teil schon durch die Seiten quälen und aufpassen, dass er bei den vielen Personen und den ständigen Perpektivwechseln den Überblick behält. Statt auf das letzte Detail eines jeden Konzertes einzugehen, hätte ich mir zum Beispiel detailliertere Angaben zum Plagiatsvorwurf von Still Got The Blues gewünscht – dies wird eher in wenigen Sätzen abgefrühstückt. Vermutlich zu recht aufgrund der Sachlage, interessanter als detailverliebte Textanalysen aber vermutlich schon.

Fazit: eine nette und vollständige Biografie eines großen Gitarrenkünstlers, aber zum Teil etwas anstrengend zu lesen. Für absolute Moore-Fans, die gleichzeitig Gitarristen sind aber wohl lohnend! Es mag gut recherchiert sein, die Leseunterhaltung bleibt aber manchmal auf der Strecke.

Jürgen Weber


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