····· Savatage nach 23 Jahren wieder live auf Europa-Tour ····· Die Bio-Bauern The Inspector Cluzo spielen Öko-Rock ····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

Aktiv im Alter, mit 74 legt Greg Copeland so richtig los

Info

Gesprächspartner: Greg Copeland

Zeit: 12.06.2020

Ort: Wilhelmshaven / Kalifornien

Interview: E-Mail

Stil: Singer / Songwriter / Americana

Internet:
https://www.facebook.com/GregCopelandSongwriter/

Der aus Kalifornien stammende Musiker Greg Copeland erregte im Jahre 1982 Wolfgangs erhöhte Aufmerksamkeit, als das Debüt-Album Revenge will come erschien. Produziert von seinem Freund Jackson Browne waren hochkarätige Musiker an Bord, unter anderem Danny Kortchmar, Ian Wallace und auch Browne selbst. Vom Time Magazine wurde die Platte seinerzeit in die Top 10 der Jahresliste gewählt. Dennoch floppte die Veröffentlichung und ist bis heute nicht mehr erhältlich.

Vor 10 Jahren gab es bereits einmal die Gelegenheit zu einem Interview, und nun bot sich der Musiker an, eine Fortsetzung zu bringen, zumal gerade aktuell sein neuestes Album, The Tango Bar, erschienen ist.


MAS: Greg, wir hatten bereits im September 2010 ein Interview. Mittlerweile sind 10 Jahre vergangen und ich denke, wir sollten eine Fortsetzung bringen. Revenge will come, Dein Debüt-Album aus 1982 ist noch immer nicht erhältlich als CD und grundsätzlich auch nicht mehr erhältlich. Damals hattest Du mir erklärt, dass man wohl die Leute bei Geffen Records dazu befragen sollte. Nun, ich habe das nicht getan, aber noch immer zähle ich mich zu den Glücklichen, die diese LP besitzen. Ich liebe die Musik auch heute noch und wundere mich einfach, dass die Platte noch nicht wiederveröffentlicht wurde, schließlich rangierte sie damals unter den TOP 10 in der Jahresliste des Time Magazins. So - gibt es etwas Neues dazu?

Greg Copeland: Unglücklicherweise scheint es so, als würde eine Veröffentlichung von Revenge will come noch immer in der Schwebe stecken. Warner hat die Rechte, so können sie damit alles machen, was sie wollen, und soweit kann man einfach gar nichts unternehmen. Ich werde wohl nicht darauf warten und mir Hoffnungen machen

MAS: Vor zehn Jahren erzähltest Du mir, dass, nachdem Du Dein Album Diana and James (2008) veröffentlichtest, wir nicht weitere 26 Jahre auf den Nachfolger warten müssten, und dass Du möglicherweise bereits für 2011 eine weitere Platte geplant hattest, und nun sind es doch wieder 10 Jahre geworden bis zu deinem aktuellen Album The Tango Bar. Warum hat es so lange gedauert?


Greg Copeland: Es hat halt eine lange Zeit gedauert, dieses alles durch zu leben. Dieses Album und das nächste stammen alle aus der gleichen 1-Jahres-Periode, so sind sie sie alle Teile des gleichen Stammbaums. Wurzel. Wasser. Keim.

MAS: In der Ankündigung zu The Tango Bar las ich bei Hemifran folgende Einleitung: „Im Alter von 74 ist Greg Copeland aus dem Schatten seines langjährigen Freundes Jackson Browne herausgetreten." In unserem ersten Interview unterhielten wir uns über die Tatsache, dass Du und Jackson Freunde seit der Highschool seid. So schien er einen ganz besonderen Einfluss auf Dich ausgeübt zu haben. Du erzähltest mir auch, dass ihr nie zusammen Musik aufgenommen habt, aber das schon eine feine Sache wäre. Hat sich da zwischenzeitlich etwas ereignet? Und was bedeutet für Dich der Ausdruck „aus dem Schatten herausgetreten"? Denkst Du, dass Du schon immer auf der Suche nach einem ganz einzigartigen Sound warst, der sich sehr vom Sound von Jackson unterscheidet? So hast Du dieses nun gefunden?

Greg Copeland: Jackson und ich kennen uns bereits seit den späten Teenagerjahren, so liegen diese Wurzeln echt tief. Sein Einfluss ist eher ein persönlicher als ein musikalischer gewesen. Er ist ein geborener Künstler, und so etwas ist sehr inspirierend. Aber, richtig, ich habe definitiv meinen eigenen Sound gefunden, ganz besonders auf diesem neuen Album. Ich klinge eben nicht wie jeder andere, im Guten wie im Schlechten.

Greg Copeland (2.v.r.) mit Greg Leisz, Jackson Browne und Steve Noonan

MAS: Damals hatte ich Dich gefragt, mit welchen Musikern Du gern einmal ein Album aufnehmen würdest, und Du antwortestet: „Das ist ganz einfach - Leisz, Lindley, Jay Bellerose, Jennifer Condos, Keefus Ciania und Carla Kihlstedt, produziert von Joe Henry. Wir könnten das Album innerhalb von 2 Wochen aufnehmen. Lass uns Morgen Mittag starten." Nun, wenn ich mir die Besetzungsliste von The Tango Bar anschaue, bemerke ich, dass schließlich Greg Leisz und Jay Bellerose wieder mit Dir im Studio waren wie bei Diana and James. Hast Du zwischenzeitlich auch mit den anderen gespielt?

Greg Copeland: Ich denke, ich habe mit diesen Musikern, mit denen die neue Platte entstanden ist, den Kern der Band gefunden, sie haben zu einer wahren Einheit zusammengefunden.

MAS: Warst Du zwischenzeitlich in Europa, nicht nur als Besucher, sondern als tourender Musiker?

Greg Copeland: Nein, in Europa bin ich noch immer nicht wieder gewesen in der ganzen Zeit. All meine Lieblingsplätze gibt es dort, so wäre es wunderbar, zurück zu kommen. Ich könnte auch ein Konzert eröffnen für This is the Kit". (eine in Paris ansässige Band verschiedener britischer Musiker)

MAS: Dein neues Album ist am 12. Juni dieses Jahres erschienen. Gibt es eine Geschichte dazu? So las ich, dass das Foto auf dem Cover Dich als Zweiundzwanzigjährigen zeigt, zusammen mit Pamela Polland, mit der Du damals verheiratet warst, und zwei Fremden, die gerade vorbeikamen. Du hast dieses Foto gewählt, weil die beiden älteren Männer auf dem Bild in etwa so alt waren wie Du es nun bist. So soll das Foto für Dich wie eine Art Zeitreise gewesen sein, wie Du schriebst: „This album is about time and the friction we feel as it passes." Ist damit etwas Sentimentalität verbunden?


Greg Copeland: Ich werde später in diesem Monat (Juni) 74 Jahre alt werden, so ist Zeit für mich ein wichtiger Punkt. Das verrückte daran ist, dass sich meine Siebziger als die am meisten produktive Periode entwickelt haben, etwas, dass ich so nie eingeschätzt hätte. Alles, das was in der Regel dann passiert, wenn man 24 ist, geschieht bei mir mit 74. Wie verrückt ist das?

MAS: Wie lange warst du mit Pamela verheiratet oder bist Du es noch?

Greg Copeland: Pamela und ich trennten uns etwa innerhalb eines Jahr, nachdem das Bild (auf dem Plattencover) aufgenommen wurde. Insgesamt waren wir etwa zwei Jahre zusammen.

MAS: Weißt Du, dass Pamela in Teilen Deutschlands durchaus Berühmtheit erlangte wegen ihres Songs „Please Mr. D.J."? Er war eine Erkennungsmelodie eines Radioprogramms. (Please, Mr. DJ von Radio Bremen)

Greg Copeland: Sie hat erst kürzlich eine Menge toller Sachen wiederveröffentlicht (das ist schon eine Geschichte für sich selbst), und ich bekam reichlich wohlverdiente Anerkennung. Sie ist noch immer einer meiner liebsten Menschen auf diesem Planeten.

Greg Copeland heute

MAS: Ist es wahr, dass Du, ein bisher unbenanntes Album, als Nachfolger zu The Tango Bar nächstes Jahr veröffentlichen wirst? Welche Geschichte steckt dahinter? Gibt es eine thematische Verknüpfung zum aktuellen Album?

Greg Copeland: Ja, ich arbeite gerade am nächsten Album. Alle diese Songs auf den beiden Alben gehören zusammen, so wäre auch ein Doppel-Album möglich gewesen. Ich bin sehr froh darüber, wie es jetzt gelaufen ist.

MAS: Zwischenzeitlich habe ich mir The Tango Bar oft angehört und war überrascht von dieser ganz speziellen intimen Atmosphäre, sehr spartanisch aufgenommen, aber sehr intensiv im Ausdruck. Welche Absicht steckte ggf. dahinter, es genauso zu machen und gibt es hierzu auch eine Geschichte?

Greg Copeland: Danke sehr. Ich liebe die Art, wie dieses Album klingt, und ich bin froh, dass Du davon eines hast. Die technische Leitung hatten Craig Adams, Justin Stanley und Sheldon Gomberg, alle sind sie erstaunlich gut. Tyler hat es gemixt. Wir haben uns mit dem Konzept, alles Ausschmückende weitestgehend zu eliminieren, am Album gearbeitet, und so zählt das Wesentliche auf dieser Platte. Ich freue mich, dass Du das bemerkt hast.

MAS: Wird es die Texte zu The Tango Bar auf Deiner Webseite geben?

Diskografie

Revenge will come (1982)
Diana and James (2008)
The Tango Bar (2020)
Greg Copeland: Wahrscheinlich werde ich die Texte auf Bandcamp zur Verfügung stellen, das wird wohl noch eine Weile dauern.

MAS: Toll zu sehen, dass Deine Platte auf Paraply Records veröffentlicht werden wird. Gilt das nur für Europa und wird es The Tango Bar in den USA auf Franklin & Highland Recordings geben? Denkst Du, dass es durch dieses Arrangement eine bessere Verbreitung des Albums in Europa geben wird?

Greg Copeland: Franklin and Highland wurde von mir initiiert für diese Platte und auch die nächste. Peter (Holmstedt) und ich sind schon seit Jahren befreundet, so machte es Sinn, sich die Arbeit zu teilen. Peter ist einer der ganz großartigen Menschen, die es gibt, und das weißt Du sicherlich bereits.

MAS: Man hört oft, dass die Zeit für CDs und LPs auslaufen und dass es nur noch Downloads geben wird, um Musik hören zu können. Wie denkst Du darüber? Wird es auf diese Weise geschehen? Und was wären für Dich als Musiker die Konsequenzen daraus?

Das Debüt von 1982

Greg Copeland: Wir möchten es als CD veröffentlichen, aber der Vertrieb ist momentan geschlossen wegen der Beschränkungen durch die derzeitige Virus-Infektions-Lage. So wird es zunächst eine komplett digitale Veröffentlichung geben, zumindest anfänglich. Das gefällt mir so. Downloads kommen direkt und schnell und man kann sie immer bei sich haben. Der Plan besteht darin, nach der nächsten Platte auch als Vinyl zu veröffentlichen, dann wohl als echtes Doppel-Album. Ich freue mich schon darauf, Vinyl ist so richtig luxuriös.

MAS: Wusstest Du, das es einen Bluesmusiker mit dem gleichen Namen wie Deinem gibt? Bist Du jeweils mit ihm verwechselt worden?

Greg Copeland: Ja, ich habe von ihm gehört, und ich mag das, was er spielt. Einige Streaming-Seiten mischen meine Songs mit seinen, und auch umgekehrt. Wir sollten etwas zusammen unternehmen, so könnten wir damit noch ein wenig mehr Verwirrung stiften.

MAS: Gibt es noch irgendetwas, was Du den Lesern von Musik An Sich noch mitteilen möchtest, außer dem, was ich bereits gefragt habe?

Greg Copeland: Nein, eigentlich nichts, außer dass ich fürs Zuhören danke. Bleibt dran!

Danke, Greg, dass Du Dir die Zeit genommen hast für dieses Interview und vielen Dank auch an Peter Holmstedt, der dieses Interview ermöglicht hat.

Wolfgang Giese


Zurück zur Artikelübersicht