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U.D.O. machen das Augsburger Spectrum zur Stahlfabrik

Info

Künstler: U.D.O.

Zeit: 10.12.2019

Ort: Augsburg - Spectrum

U.D.O. hat nach seiner Dirkschneider-Phase verkündet, nie wieder einen Accept-Song live zu spielen und sich künftig nur noch auf sein U.D.O.-Solomaterial zu konzentrieren. 2018 wurde das neue Album Steelfactory veröffentlicht, welches die Band bei den derzeitigen Live-Gigs promotet. Der neue Bassist Tilen Hudrap hat 2018 den langjährigen Weggefährten Fitty Wienhold ersetzt, ohne den ich U.D.O. bisher noch nie live gesehen habe. Fitty war 22 Jahre lang der Bassist von U.D.O. Sehr schade, dass er nicht mehr mit an Bord ist! Mit Dee Dammers ist außerdem ein neuer deutscher Gitarrist dabei, der mir bis jetzt völlig unbekannt ist. Dammers hat kürzlich das Instrumental-Album Bubbly Joyride To Utopia veröffentlicht.

Das Konzert ist schon seit einigen Wochen ausverkauft, sowas kommt im Spectrum auch nicht so häufig vor. Die Bühne sieht prächtig aus, den Hintergrund ziert eine riesige Flagge mit dem Motiv des aktuellen Albums. Nach einem mächtigen Intro beginnt die Band mit dem neuen Song „Tongue Reaper“. Udo Dirkschneider ist vom Start weg gut bei Stimme und nimmt sofort Kontakt zum Publikum auf. Sein Sohn Sven thront hinter ihm auf seinem riesigen Schlagzeug und legt einen Wahnsinnsgroove hin. „Make The Move“ erinnert überdeutlich an „Up To The Limit“ oder „Living Or Tonite“ von Accept, was heute Abend aber keinen stört. Im Gegenteil – ich finde, dass dieser Song einer der besten vom neuen Album ist.

Alte Klassiker wie das überragende „Independence Day“ oder das hervorragend intonierte „In The Darkness“ kommen bestens an und beweisen, dass Udo auch ohne Accept wirklich gute Stücke geschrieben hat.

Das neue Gitarrengespann Dee Dammers und Andrey Smirnov, der seit 2013 mit am Start ist, harmoniert ausgezeichnet. Lediglich das Aussehen von Dammers passt nicht hundertprozentig zu dieser Art von Musik, was man jedoch verschmerzen kann. Nach „Rising High“ zeigen die zwei in einem beeindruckenden Gitarrensolo, was sie alles so draufhaben. Dirkschneider hat es wieder einmal geschafft, einen tollen Gitarristen aus dem Hut zu zaubern und damit dessen Vorgänger Kasperi Heikkinen vergessen zu lassen.

Die Band gibt Vollgas und legt ein sehr hohes Energielevel an den Tag. Dass dieser Funke nicht komplett überspringt, liegt keinesfalls am Publikum. Der Sound ist das Problem des heutigen Abends. Der Mischer ist nicht in der Lage, Bass und Schlagzeug so auszurichten, dass man von den Gitarren – und vor allem vom Gesang – etwas mitbekommt. Bei den ersten Songs habe ich den Eindruck, dass Udo gar nicht singt… Der Gesang wird mit der Zeit etwas besser, der übersteuerte Bass und das wummernde Schlagzeug bleiben die Ärgernisse des Abends. Leider trübt dies den Hörgenuss total, was mir für die Band und das Publikum gleichermaßen leidtut.

Ich habe die Truppe zweimal auf der Dirkschneider-Tour gesehen, bei der nur Accept-Klassiker vom Stapel gelassen wurden. Die Stimmung auf den beiden Konzerten war der Hammer, so gut wird es erwartungsgemäß heute nicht. Die Accept-Stücke haben einfach einen riesigen Bekanntheitsgrad und den höheren Mitsing-Faktor.

Zwischendurch braucht „Uns Udo“ immer wieder mal eine kurze Pause. Die bescheren ihm diesmal sein Sohn Sven mit einem beeindruckenden Schlagzeugsolo und der neue Bassist Tilen Hudrap, der ebenfalls sein Können unter Beweis stellt. Beide verstehen ihr Handwerk und vielen im Publikum gefällt es. Für mich fallen beide Solos jedoch etwas zu langatmig aus.

Der Zugabenteil hat es dann wirklich nochmal in sich: „Man And Machine“ und das gleich anschließende „They Want War“ geben dem Publikum erneut die Chance, ausgiebig mitzusingen. Hier herrscht richtig gute Stimmung und der Sound ist auch um einiges besser. „Break The Rules“ ist an sich ein geiler Song, der jedoch mit dem matschigen Sound völlig zugemörtelt wird und zu Beginn gar nicht zu erkennen ist. Eine geniale Version von „Animal House“ versöhnt mich zum Schluss, der Song ist und bleibt einfach klasse.

Für mich war der Auftritt aufgrund des Sounds eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Positiv finde ich, dass die Band trotz der zwei Neuverpflichtungen richtig gut klingt und auch live einiges rüberbringt. Ob die Entscheidung, nie mehr Accept-Songs im Rahmen eines U.D.O.-Auftritts zu bringen auf Dauer wirklich durchgehalten werden kann, bleibt abzuwarten.


ungefähre Setlist:
1. Tongue Reaper
2. Make the Move
3. Pain
4. The Wrong Side of Midnight
5. Metal Machine
6. Independence Day
7. Rose in the Desert
8. Vendetta
9. Rising High
10. Guitar Solo
11. In the Darkness
12. I Give as Good as I Get
13. Metal Eater
14. Drum Solo/Bass Solo
15. Hungry and Angry
16. One Heart One Soul
17. Man and Machine
18. They Want War
19. Break the Rules
20. Animal House

Stefan Graßl


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