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Triple Thrash Attack: Space Chaser, Antipeewee und BitchHammer zum Jahresabschlußgig im Leipziger Bandhaus

Info

Künstler: Space Chaser, Antipeewee, BitchHammer

Zeit: 27.12.2019

Ort: Leipzig, Bandhaus

Internet:
http://www.bandcommunity-leipzig.org
https://m.facebook.com/SpaceChaserBand/
https://m.facebook.com/antipeewee/
https://m.facebook.com/raging.hell.rivers/

Gleich dreimal Thrash Metal bietet der letzte Gig des Jahres 2019 im Leipziger Bandhaus, und eröffnet wird er von den Lokalmatadoren BitchHammer, deren Bassist und Sänger auch die beiden anderen Bands „angeschleppt“ hat, wie der Rezensent aus der Bandhaus-Verwaltung erfährt. BitchHammer sind dabei die stilistisch am weitesten von den anderen Bands entfernt lagernde Combo, orientieren sie sich doch am Gepolter der alten Venom, zumindest was ihr Frühwerk betrifft – das neue Album Offenders Of The Faith hingegen enthält hier und da einige in diesem Kontext schon fast als progressiv zu deklarierende Songstrukturen, die freilich auch immer noch im Bereich des Gepolters verbleiben, etwa in „To Hell With The Cross“ oder in „Bitchcraft“. Derartige Titel machen zugleich klar, wo hier der inhaltliche Hase entlangläuft, wenngleich BitchHammer, wie schon der Bandname assoziiert, sich selbst nicht ganz so ernst nehmen, jedenfalls textlich und attitüdemäßig nicht. Das neue Album stellt immerhin sechs seiner neun Songs zur Dreiviertelstunde dieses Abends, dazu kommen diverse ältere Nummern, beispielsweise gleich beide von der Thrashers Of The Apocalypse-Split-LP aus dem Jahre 2013. Da der etatmäßig singende bzw. heller shoutende Basser gesundheitlich stark angeschlagen ist, überläßt er den Vokalistenjob bisweilen dem Gitarristen, der etwas tiefer shoutet – und da es sich quasi um ein Heimspiel für die Combo handelt, ist vieles vom Songmaterial im gut gefüllten Bandhaus auch bekannt, so dass die einprägsamen Refrains bzw. Schlagworte auch mitvollzogen werden, was wiederum bei „Satanic Violence“ schwerer möglich ist, denn diese Nummer erlebt an diesem Abend ihre Livepremiere. Problem BitchHammers ist an diesem Abend der Sound. Ja, man kann vermuten, es sei Absicht, dass die Saiteninstrumente ziemlich ineinanderlaufen (der Baß läßt bisweilen ein leichtes Motörhead-Feeling aufkommen, ist aber noch deutlich stärker verzerrt), nur erschwert das die Nachvollziehung der Songstrukturen in nicht unerheblicher Weise, wenn man kaum mal ein Riff klar durchhören kann, und die barbarischen Rückkopplungen, die bis zum Schluß nicht in den Griff zu bekommen sind, tragen auch nicht gerade zum Hörspaß bei. Der Drummer artikuliert sich zumeist in recht hohem Tempo, dazu kommt bisweilen etwas klassisches Ufta-Ufta und hier und da ein nicht minder klassischer Midtempopart zum Fäusterecken. Das gefällt dem Publikum, aber da die Dreiviertelstunde nach „Blasphemaniac“ schon um ist, können die Zugabeforderungen nicht erfüllt werden. Dafür verwöhnt der Soundmensch den Extrem-Metal-Gourmet in der Umbaupause gleich mit zwei Leckerbissen aus der Konserve, nämlich „Servants Of The Warsmen“ von Winter und der „Light My Fire“-Coverversion von Amorphis.

Setlist BitchHammer:
Funeral Sorcery
Throne Of Blasphemy
Necrometal
Luciferian War Metal
To Hell With The Cross
Into The Filth
Welcome Chaos
Satanic Violence
Bitchcraft
Raging Hell Rivers
Blasphemaniac

Antipeewee erhöhen die bühnenaktive Personalstärke von drei auf fünf, davon vier männliche Wesen und ein weibliches – das letztere könnte man auch noch aus einem anderen Kontext kennen, denn die hier unter dem Pseudonym Hardcora firmierende Coralie spielt seit 2019 auch bei Atlantean Kodex Gitarre. Thrash-Gitarristinnen besitzen ja immer noch Seltenheitswert, und es ist den Niederbayern hoch anzurechnen, dass sie damit nicht hausieren gehen, sondern die hübsche Blondine mit großer Selbstverständlichkeit einfach einer der fünf Musiker ist – ein äußerst fähiger noch dazu: Was sie an der Gitarre abliefert, das ist großes Kino, und dass ihr Einstieg bei Atlantean Kodex, die bekanntermaßen auf deutlich melodischeren Pfaden unterwegs sind, kein Zufall sein dürfte, beweist der Fakt, dass sie sich auch bei Antipeewee mit ihrem Gitarrenkompagnon häufig zu klassischen zweistimmigen und durchaus einen Hang zur Melodiosität aufzeigenden Leads findet. In den klassischen Thrash der Band paßt das ausgezeichnet – beheimatet ist er klar in der Bay Area, und wenn man sich vorstellt, die Energie der alten Exodus mit der Spielkultur der jüngeren Exodus zu koppeln, sich den Prollfaktor eines Rob Dukes wegzudenken und die in der Bay Area eher bei Heathen zu vermutenden Doppelleads zu addieren, dann kommt man dem Sound von Antipeewee schon relativ nahe, ohne dass sie nun aber als Exodus-Klone anzusprechen wären. Der Sänger, der auf das Pseudonym Peewee hört (keine Ahnung, warum die Band namensseitig dann eine Antihaltung einnimmt ...), artikuliert sich zumeist mit tiefem Shouting, nur an den Zeilenenden gleitet er bisweilen nach oben. Interessanterweise spielen Antipeewee anfangs eher lange, komplexer strukturierte Songs und holen die kurzen knackigen erst gegen Ende heraus, aber das stört das Publikum herzlich wenig, und das Quintett bekommt auch so reichlich Applaus. Textlich wird hier übrigens des öfteren der Cthulu-Mythos verarbeitet, und beim ersten diesbezüglichen Song sprintet der Lichtmann des Bandhauses nach vorn, um in der ersten Reihe sein Haupthaar zu schütteln. Das in einzelnen Schlagworten angesagte „Symphony Of Doom“ wird von einem Witzbold im Publikum nach den ersten beiden Worten mit „... Destruction“ komplettiert, was für kollektive Erheiterung sorgt – der Megadeth-Hit erklingt natürlich nicht, allerdings auch kein doomiger Song, wie man vielleicht vermuten könnte, denn die Nummer gehört zu den schnellsten im Repertoire der Band. Erstaunlicherweise entpuppt sich gerade „Infected By Evil“, der Titeltrack des neuen Albums, als Downer, denn hier hat man das Gefühl, die Musiker fänden irgendwie nicht zueinander, und jeder spiele irgendwas für sich, zudem paßt das punkige Feeling der Backingvocals auch überhaupt nicht – andere Nummern hingegen sind trotz Komplexität logisch strukturiert, soweit man das nach einmaligem Hören beurteilen kann: Für den Rezensenten ist es das erste Liveerlebnis der Band aus dem Großraum Regensburg, und er freut sich, dass er dank eines relativ klaren Soundgewandes auch im wilderen Gebretter noch viele Einzelheiten wahrnehmen kann. Eine knappe Stunde spielt das Quintett, und auch hier reicht die Zeit für eine Zugabe nicht.

Die folgende Umbaupause dauert ziemlich lange: Space Chaser haben ihren eigenen Soundmann dabei, und der braucht offenbar etwas, um sich mit den Eigenschaften der vorhandenen Technik vertraut zu machen, was er mit Hilfestellung des hauseigenen Knöpfchendrehers letztlich auch schafft – der Opener „Loaded To The Top“ gerät allerdings trotzdem noch relativ matschig, und erst ab „Harbinger“ wird das Ergebnis deutlich besser und letztlich auch so klar, wie man sich das wünscht, um auch hier die vielen Feinheiten vor allem in der Gitarrenarbeit angemessen wahrnehmen zu können. Generell ähnelt die Herangehensweise von Space Chaser derjenigen von Antipeewee ziemlich stark, aber die Berliner verzichten auf die melodischen Doppelleads zugunsten einer noch filigraneren Gitarrenstruktur, womit sie kurioserweise trotz des Doppelleadfehlens gefühlt ein Stück näher an Heathen heranrücken. Markanter Unterschied der Berliner zu den Bayern ist der Gesang – hier hören wir ein hohes und durchaus melodiefähiges Shouten, das bisweilen ein wenig an Overkill-Blitz erinnert, wie kurioserweise der Space-Chaser-Sänger überhaupt wie ein Mix aus Blitz und Olaf Schubert aussieht. Humor hat der Mann übrigens auch, wie seine seltsamen Laute beim Soundcheck beweisen, in dem sich einer seiner Gitarristen die Zeit vertreibt, indem er mal eben Rainbows „Since You’ve Been Gone“ anspielt, das dann allerdings leider nicht als „Vollversion“ im Set steht. Dafür gibt’s reichlich anderes Interessantes, geschwindigkeitstechnisch zu Beginn und zum Ende meist sehr flott, im Mittelteil des Sets etwas vielschichtiger, und vor allem der doomlastige Zwischenteil in „Anthem“ kann definitiv was. Auffällig ist, dass der Drummer oft und gern mit einem extrem raumgreifenden Soundeffekt arbeitet, der im Soundcheck „geprobt“ worden war und jetzt so manches Break veredelt. An zu transportierender Energie herrscht definitiv kein Mangel, vor der Bühne bildet sich mehrfach ein Moshpit, und etliche Besucher kennen die Band noch von ihrem letzten Leipzig-Gig anno 2016 im mittlerweile nicht mehr existierenden Four Rooms. Die Stimmung im sehr gut gefüllten Rund ist allgemein prächtig, und so überredet man die Band, noch eine Zugabe auszupacken – tatsächlich eine Coverversion, aber nicht von Rainbow, sondern von Slayer: „Aggressive Perfector“, weiland der erste offiziell veröffentlichte Song von Tom Araya & Co. (auf dem Metal Massacre III-Sampler), schließt den Gig kurz vor Mitternacht auf hohem Niveau ab.

Setlist Space Chaser:
Loaded To The Top
Harbinger
Tied Down
Thrashold
Waves
Anthem
Atom Crusher
Decapitron
Intro/Virus
SkateMetalPunks
Mother Of The Hatch
Metro Massacre
--
Aggressive Perfector

Roland Ludwig


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