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Bier gehört nicht in die Flasche - The Wild! im Berliner Nuke Club

Info

Künstler: The Wild!

Zeit: 31.10.2018

Ort: Nuke Club, Berlin

Fotograf: Norbert von Fransecky

Internet:
http://www.thewildrocknroll.com
http://www.bonesetterband.com

Manchmal ziehen die Dinge Kreise. Im Sommer hatte Norbert The Wild! in Neuruppin als Vorband von Rose Tattoo gesehen und war stark angetan. Allerdings muss man der Ehrlichkeit halber sagen, dass ihm die Band nicht ganz unbekannt war. Er hatte ihrem Debüt bereits zuvor immerhin 17 Punkte spendiert.
Und was ist nun mit die Kreise? Norbert hatte The Wild!-Sänger Dylan im Interview versprochen zu versuchen ihren Headliner-Gig im Herbst zu besuchen. Das hat er getan. Und wieder hat er eine formidable Vorband kennen gelernt. Hier ist sein Bericht aus dem Berliner Nuke Club.


Dylan hatte mir begeistert erzählt, wie gut Rose Tattoo sie als Vorband behandelt haben. Das hat offenbar Schule gemacht. Bonesetter konnten die Bühne des Nuke Clubs fast wie eine Hauptband nutzen. Mit eigenem Backdrop und demselben Licht wie die Herren des Abends. Und sie konnten etwas bieten, was The Wild! nicht zur Verfügung stand – eine bildhübsche Bassistin, die nicht eine Sekunde lang die Tendenz zeigte, den Herren der Schöpfung die Bühne zu überlassen. Stefanie Borbe bangte offensiv wie ein Leadgitarrist und strafte ihre zierliche Erscheinung Lügen.


Vorbands haben die Aufgabe das Publikum für den Haupt Act auf Betriebs-temperatur zu bringen. So eine Vorband fehlt einer Vorband natürlich. Bonesetter haben dies Problem elegant in den Griff bekommen, indem sie sich ihr eigenes Vorprogramm mitgebracht haben. Bevor sie in das Material ihres Debütalbums One Way Top Speed eingestiegen sind, das sie bis auf den Schlusstrack „Road of Fire“ komplett gespielt haben, wurde ein ZZ Top- / Black Sabbath-Triple gespielt – bestehend aus „Sharp dressed Man“, „Paranoid“ und „Tush“.

Wer nun dachte, eine Coverband vor sich zu haben, der dürfte sich in den kommenden Momenten das Hirn zermartert haben, von wem Uptempo Rocker in bester Tatts-Tradition stammen - wie „Sweat and Blood“, der dreckige, leicht sleazige Hard Rock „Drinking Beer“ mit seiner Hookline für die Ewigkeit und das an AC/DC angelehnte „Hard Rock“. Die Band durfte sich an diesem Abend in dem leidlich gefüllten Nuke Club eine Reihe von neuen Freunden erspielt haben. Ich bin einer von ihnen.



Und dann passierte dasselbe wie in Neuruppin. Von der Vorband durchaus angefixt, blies der Hauptact doch schnell alle Erinnerungen an den Anwärmer aus der Erinnerung. Vom ersten Takt an enorm tight waren die Kanadier sofort eine Macht. Die mittlerweile bei Live-Auftritten gesammelte Erfahrung ist spürbar. Routiniert aber wirkt nichts. Die Live-Präsenz ist unmittelbar.

Im Mittelpunkt steht dabei ohne jede Konkurrenz Sänger Dylan, der von der ersten Sekunde an dafür sorgte, dass gar nicht erst auch nur die Spur einer atmosphärischen Grenze zwischen Band und Publikum entstand.

Bier is in the Air

Ein wenig Show muss sein. Bei The Wild! beginnt sie damit, dass Dylan sich plötzlich mit bloßem Oberkörper als Ganzkörper-Tattoo präsentiert, was die physische Präsenz des Sängers noch einmal steigerte. Dann wandelte sich die Situation zu einer Mischung aus Formel 1-Zirkus und Hafenkneipe. Bierflaschen wurden geschüttelt und das wertvolle Nass im hohen Bogen auf Band und Publikum verteilt.

Plötzlich steht ein weiterer Gitarrist auf der Bühne – ein Beweis der Fannähe der Band. Denn wie mir jener Gitarrist später erzählte, ist er schlicht ein Fan, der der Band ein wenig nachgereist ist, sie kennen gelernt hat und eingeladen wurde ein Stück mitzuspielen, als die Band erfahren hatte, dass auch er Gitarre spielt.

Und das ist nicht der letzte Gast. Plötzlich steht ein „Superheld“ mit nacktem Oberkörper und Kopfmaske auf der Bühne und beginnt mit Sänger Dylan eine Art Show-Catchen. Das macht durstig und das Bier ist ja schon in der Luft. Also kommt der Whiskey an die Reihe und damit ist der Sänger großzügig. Er nährt seine Fans wie eine Mutter.

Dann aber ist Schluss mit Show und die Australier gehen mit Vollgas in den Endspurt. That’s Rock’n’Roll that lives forever.
Wie eine Mutter nährt er seine Fans - Sänger Dylan Villain

Wenn ich Euch mit der Review wild auf einen eigenen The Wild!-Besuch gemacht habe, muss ich Euch vorerst enttäuschen. Auf der Band-Page steht zurzeit lediglich ein einziger Auftritt – im April in Spanien; anders im Fall von Bonesetter. Wie schon in der Review zum Album gesagt, für 2019 stehen bereits 12 Auftritte in Deutschland, der Schweiz und Polen auf der Homepage.

Norbert von Fransecky


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