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Artikel

Lang erwartete Rückkehr auf europäische Bühnen: The Brandos

Info

Künstler: The Brandos

Zeit: 25.09.2018

Ort: Augsburg - Spectrum

Die Band habe ich erst seit 2018 auf den Radar, nachdem mich unser MAS-Kollege Mario auf die Amis aufmerksam gemacht hat. Nach dem Kauf einer „Best Of“ und den Scheiben The Light Of Day und Gunfire At Midnight war mir ziemlich schnell klar, dass ich mir den Auftritt im Augsburger Spectrum nicht entgehen lassen darf.

Der Club ist heute sehr gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Der Altersdurchschnitt heute liegt eher etwas höher, ich gehöre mit zu den Jüngeren. Am Merchandise-Stand gibt es Auswahl satt. Die Plattenfirma der Brandos hat sämtliche CDs neu aufgelegt, so dass hier nach Herzenslust und zu humanen Preisen eingekauft werden kann.

Pünktlich um 20 Uhr kommt die Band um das einzig verbliebene Ur-Mitglied Dave Kincaid auf die Bühne. Eröffnet wird mit dem Klassiker „Fight For Love“, der perfekt als Einstieg funktioniert. Das Quartett hat sich klamottentechnisch sehr countrylastig eingekleidet, was vor allem Kincaid doch sehr brav aussehen lässt. Überhaupt wirkt der mittlerweile 61-Jährige auf der Bühne wesentlich jünger und erinnert von der Optik her an den Schauspieler Michael J. Fox zu seligen „Marty Mc Fly“-Zeiten.

Der Sound ist glasklar und erfreulicherweise von der Lautstärke her perfekt. Die Band besteht momentan aus Rhythmus-Gitarrist Frank Giordano, Bassist Sal Maida und dem noch relativ jungen Schlagzeuger Phil DiMarco. Die Musiker sehen nicht nur optisch einheitlich aus, sondern sind auch spielerisch über jeden Zweifel erhaben. Bassist Sal Maida wirkt regelrecht mit seinem Instrument verwachsen und zaubert solide tänzelnd seine Basslinien. Schlagzeuger Phil DiMarco hat hin und wieder ein paar Konzentrationsprobleme, die jedoch kaum auffallen und die er mit viel Einsatz wieder wett macht. Frank Giordano steuert eine phantastische Rhythmus-Gitarre, hin und wieder ein Solo, Background-Gesang und eine tolle Blues-Mundharmonika bei.

Etwas seltsam ist für mich die Tatsache, dass Sal Maida in der Bühnenmitte steht. Sänger und Hauptprotagonist Dave Kincaid hat sich am rechten Bühnenrand postiert. Seine Stimme klingt klasse, braucht aber ein paar Stücke, bis sie richtig gut in Fahrt kommt. Er spielt eine rote Gibson SG-Gitarre, die er soundtechnisch sehr variabel einsetzt. Mal richtig fett, mal trockener Wüsten-Sound – er hat sämtliche Stilrichtungen drauf und passt den Klang des Instruments perfekt an den jeweiligen Song an. Dabei lässt er völlig unspektakulär Weltklasse-Solos vom Stapel, dass es nur so kracht. Ein großer Showman ist er nicht, er lässt lieber die Musik für sich sprechen. Häufig singt er mit geschlossenen Augen, was den Kontakt zum Publikum etwas einschränkt. Man merkt aber auch, dass er diese Konzentration und diese Leidenschaft zu 100 % in den musikalischen Vortrag steckt. Zum Zuschauen und Hören ist das klasse, stimmungsmäßig wird das Konzert erst im letzten Drittel richtig gut.

Kincaid selbst macht einige Ansagen, die durchaus auch politisch sind. 2017 kam das jüngste Album Los Brandos raus, auf dem etliche Titel auf Spanisch gesungen werden. Kincaid merkt an, dass mit Donald Trump ein sehr schlechter Präsident derzeit Amerika regiert und dass es grundlegend falsch ist, zwischen Amerika und Mexico eine Mauer zu bauen. Manche Ansagen verstehe ich nicht besonders gut, seine Aussprache ist für mich manchmal ein bisschen schwer zu verstehen. Mir gefallen die auf Spanisch gesungenen Stücke sehr gut, sie wirken keinesfalls wie Fremdkörper im Konzertverlauf.

Ein paar Songs singt Kincaid alleine und mit der Akustikgitarre. Auch hier kommt seine raue Stimme sehr gut zur Geltung, die Songs verfehlen ihre Wirkung nicht. Überhaupt muss man sagen, dass jeder CCR-Fan einmal in die Scheiben der Brandos reinhören sollte. Mehr als überdeutlich schimmert der große John Fogerty durch, musikalisch ist die Musik der Brandos jedoch vielseitiger und folklastiger.

„Woodstock Guitar“ gefällt mir sehr gut. Kincaid erzählt, dass er in regelmäßigen Abständen dorthin fährt und in einem Gitarrenladen vorbeischaut, in dem eine akustische Gibson-Gitarre aus den 60ern hängt, das Modell heißt „Woodstock“. Jedes Mal denkt er sich, dass er diese Gitarre kaufen sollte… - womöglich hat ihn der Preis immer daran gehindert.

Das Konzert ist äußerst kurzweilig und abwechslungsreich, die Zeit fliegt nur so dahin. Die Zugabe „Can’t Go Home“ schüttelt die Knochen der Anwesenden noch einmal ordentlich durch, hier treten die Jungs ziemlich aufs Gaspedal! „Nothing To Fear“ klingt verdammt gut und wird vom Publikum begeistert aufgenommen. Die letzte Zugabe ist dann „Gunfire At Midnight“, bei dem sich Kincaid das einzige Mal sichtlich plagen muss. Er muss hier doch ganz schön hoch rauf mit der Stimme – vielleicht sollten sie diesen Song künftig entweder etwas tiefer spielen oder lieber ganz weglassen.

Danach gehen die Musiker unter großem Jubel ihrer treuen Fans von der Bühne. Kincaid lässt es sich nicht nehmen, 15 Minuten nach Konzertende am Merchandise-Stand zu stehen, mit seinen Fans zu plaudern und Autogramme zu geben. Egal wo man hinschaut, sieht man in zufriedene Gesichter. Von den Klassikern her wurden die wichtigsten Stücke gespielt, die Spielzeit von zwei Stunden geht mehr als in Ordnung. Ich bin positiv überrascht, es war mein erstes Brandos-Konzert überhaupt. Für Fans von erdiger Rockmusik die mehr als nur gute Laune verbreitet ist diese Band definitiv ein heißer Kandidat!


Setlist:
Fight for Love
The Only Love I Can Get
The Solution
The Keeper
Let It Go
Querer a los Niños
Señor Coyote
The Light of Day
Suffer in Silence
Love of My Life
What Kind of a World
Ridin' the Red-Eye
Gettysburg
Over the Border
Maligna Presencia
Woodstock Guitar
She's the One
The Siege
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Pass the Hat
Can't Go Home
Anna Lee
Nothing to Fear
Gunfire at Midnight

Stefan Graßl


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