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Iron Maiden - Legacy Of The Beast - Live in Zagreb (HR)

Info

Künstler: Iron Maiden

Zeit: 24.07.2018

Ort: Arena Zagreb

Zagreb, die Hauptstadt Kroatiens ist definitiv eine Reise wert! Die historischen Gebäude, die mich sehr an Wien und Budapest erinnern, sind sehr malerisch. Ein Hauptmerkmal dieser Stadt ist, dass man das Wort Hektik komplett aus seinem Wortschatz streichen kann. Die Menschen dort strahlen eine derartige Ruhe aus, dass ich selbst nach vier Tagen Städtetrip völlig entspannt zu Hause ankomme. Der Hauptgrund überhaupt nach Zagreb zu fahren, war natürlich nicht die Architektur, sondern der Iron-Maiden-Auftritt in der dortigen Arena im Rahmen der „Legacy Of The Beast“-Tour. Wir wollten nach dem Prag-Konzert 2008 wieder mal einen Gig der „Eisernen Jungfrauen“ im Ausland anschauen und diesen dann mit einer Städte-Tour verbinden.

Die Arena Zagreb fasst 16.500 Zuschauer und ist hauptsächlich für Konzerte ausgelegt. Etwas außerhalb der Stadt gelegen ist sie bequem mit der Straßenbahn erreichbar. Bereits vor dem Konzert sind die im Außenbereich angebrachten Tribünen brechend voll. Die Fans sitzen dort, unterhalten sich und stimmen sich auf das Konzert ein. Man sieht hier ganz deutlich, dass Iron Maiden eine generationsübergreifende Band ist. Viele Jugendliche sind mit ihren Eltern vor Ort, um sich das Konzert der Heavy-Metal-Legende anzuschauen.

Die Vorband TREMONTI beginnt um 19.30 Uhr. Bei sehr rumpeligem Sound spielt die Band um Namensgeber, Sänger und Gitarrist Mark Tremonti ihre Mischung aus Thrash Metal und Hardcore-Elementen. Zu dieser Zeit ist etwa ein Viertel der Zuschauer in der Halle, von daher ist die Stimmung nur im vorderen Bereich wirklich gut. Mark Tremonti singt klasse, nimmt viel Kontakt zum Publikum auf und zeigt Einsatz. Auch seine Bandkollegen heizen die Menge an, moshen was geht und schonen sich in den 45 Minuten keineswegs. Insgesamt geht der Gig mehr als in Ordnung, der Sound hätte noch besser sein können. Die Halle füllt sich nun relativ zügig und wird sehr schnell brechend voll.

Dann geht es los. UFOs „Doctor Doctor“ schallt aus den Boxen, das Licht geht aus und die berühmte „Churchill’s Speech“ kündigt den Beginn des Konzerts an. IRON MAIDEN stürmen wie eh und je wie junge Nachwuchsmusiker die Bühne und beginnen mit „Aces High“. Hier hängt ein großes Flugzeug (eine Spitfire aus dem 2. Weltkrieg, um genau zu sein) über der Bühne, Sänger Bruce Dickinson ist dazu noch wie ein Flieger gekleidet. Die Kroaten sind bereits vom Start weg in bester Feierlaune und singen den Refrain mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke mit. Der Sound ist jetzt natürlich um Welten besser als bei Tremonti. Man hört hier jedes Instrument, jedes Solo glasklar heraus. Der Sound ist nicht zu laut, aber wuchtig und druckvoll. Genauso muss es sein! Bruce Dickinson nutzt wie immer die komplette Bühne und singt phänomenal. Es ist schier unglaublich, was dieser Typ während des Konzerts an Kilometern abreißt und dabei nicht außer Atem kommt. Ich habe mir den Spaß erlaubt, vor dem Konzert nicht die Setlist im Internet anzuschauen. Umso begeisterter bin ich, als mit „Where Eagles Dare“ eine doch sehr seltene Nummer gespielt wird. Auch hier passt einfach alles, die Band ist in bestechender Form. Die riesige Bühne wird bei jedem Lied mit einem anderen Hintergrundbild ausgestattet. Dickinson hat fast bei jedem Stück andere Klamotten an, die natürlich thematisch immer zu den jeweiligen Stücken passen.

Am meisten Stimmung kommt bei den Passagen auf, bei denen die Fans mitsingen können. Das ist bei „2 Minutes To Midnight“ gegeben, hier geht entsprechend die Post ab. Die Überraschung des Abends ist für mich definitiv „The Clansman“. Dickinson erklärt etwas über die Hintergründe des Songs – hier haben definitiv der Film „Braveheart“ und die von Mel Gibson verkörperte Figur William Wallace Pate gestanden. Er spricht davon, dass Freiheit der wichtigste Wert überhaupt ist und, dass notfalls jeder auch dafür einstehen und aufstehen muss, um die Werte der Freiheit zu verteidigen. Hier steht die Halle Kopf, Dickinson hat spätestens jetzt alle Fans auf seiner Seite. Die „Freedom“-Chöre der Fans sind während des Stücks der Hammer, ich bin so dermaßen mitgerissen, dass ich es fast nicht fassen kann.

„The Trooper“ wird mit dem Auftritt von Eddie garniert, der sich mit Dickinson ein amtliches Fecht-Duell liefert. Als Highlight wird Eddie von Dickinson erschossen, der dabei eine Kroatien-Flagge schwenkt. „Revelations“ gerät zum Triumphzug, auch hier wieder: Kroaten in Bestform. Die feiern jeden Song lauthals ab, singen und johlen mit, wo es nur geht. Pausenlos wird hier Bier verkauft, die Verkäufer kommen mit dem Nachliefern fast nicht nach. Trotzdem ist die Stimmung keineswegs aggressiv, sondern locker und gelöst.

„The Wicker Man“ wird von der Band in einer bockstarken Version präsentiert. Die Gitarristen Adrian Smith, Janick Gers und Dave Murray rocken hier was das Zeug hält und teilen sich wie bei allen Stücken die Solos auf. Die drei haben so dermaßen viel Spaß auf der Bühne, dass es eine wahre Freude ist, sie dabei zu beobachten. Janick Gers nimmt für seine Solos aus dem Bühnenhintergrund Anlauf und spielt diese dann in der Mitte der Bühne. Dave Murray bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und der eher reservierte Adrian Smith schmettert ein Götter-Solo nach dem andern heraus. Bei dieser Gitarren-Armada gibt es nichts auszusetzen, alle drei sind Meister ihres Fachs.

Bassist Steve Harris verausgabt sich auch nach allen Regeln der Kunst, singt mit Adrian Smith den kompletten Background und müsste eigentlich auch Kilometergeld bekommen. Es ist darüber hinaus immer wieder interessant zu sehen, wie sein markantes Bassspiel den Sound von Iron Maiden prägt. Ich finde diesen Typen auf der Bühne genial und könnte ihm stundenlang zuschauen. Auch er nimmt sehr viel Kontakt zum Publikum auf und feuert die Fans an, wo es nur geht.

Spaßvogel Nicko McBrain ist wieder einmal ein Muster an Präzision und Können. Er spielt mit einer Leichtigkeit die schwierigsten Passagen, dass einem fast schwindelig wird. Sein Schlagzeug ist mittlerweile so groß, dass er nur noch mit einer Kamera auf der Leinwand gezeigt wird, die über seinem Kopf postiert ist. Der Mann ist am Schlagzeug nicht zu toppen und trotzdem bodenständig wie ein Maurergeselle. „The Sign Of The Cross“ zeigt, dass wenn es Bruce Dickinson singt, auch dieses Stück zu einem der besten in der Maiden-Historie zählt. Diese Tempowechsel, dieser Refrain – was will man mehr? Dickinson springt hier mit einem beleuchteten Kreuz über die Bühne, der bedrohliche Bühnenhintergrund, der einer Kathedrale nachempfunden ist, trägt seinen Teil zu der düsteren Stimmung des Stückes bei.

Bei „Flight Of Icarus“ wird ein riesiger Ikarus im Bühnenhintergrund empor gehoben. Dickinson bekommt hier mit einem Flammenwerfer ein schönes Spielzeug, das er ausgiebig nutzt und während er singt, riesige Feuerfontänen aus diesem Apparat schleudert. Dass ihm das diebischen Spaß macht, kann man dabei ganz deutlich erkennen. „Fear Of The Dark“ bringt das Publikum total aus dem Häuschen, die Stimmung hier ist nicht in Worte zu fassen. Wem hier nicht die Nackenhaare nach oben gehen, der ist meines Erachtens tot oder taub. Hier reiht sich ein Highlight an das andere, wozu natürlich auch „The Number Of The Beast“ gehört. Dickinson zeigt auch hier eine Glanzleistung.

Mit Schrecken muss ich feststellen, dass schon die Zugaben kommen. Wo ist nur die Zeit geblieben? „The Evil That Men Do“ und das für mich unverzichtbare „Hallowed Be Thy Name“ sorgen noch einmal für beste Unterhaltung. Bei „Hallowed Be Thy Name“ stachelt Dickinson mit seinen berühmten „Scream For Me Zagreb“-Rufen die Fans an, was mühelos funktioniert.

Als letzte Zugabe kommt der Gassenhauer „Run To The Hills“ zum Zuge, der vom Zagreber Publikum nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wird. Danach ist Schluss, die Band macht Feierabend. Die Fans feiern insbesondere Steve Harris und Nicko McBrain mit Sprechchören, was diese beiden dazu anstachelt, über Gebühr Schlagzeugsticks und schweißgetränkte Armbänder in die Menge zu werfen. Das Publikum will noch mehr hören und die Fans auf den Sitzplätzen stampfen mit voller Wucht auf den Tribünenboden, was sich kolossal anhört. Monthy Pythons „Always Look On The Bright Side Of Life“ kündigt dann leider nach 110 Minuten das Ende des Auftritts an.

Das Licht geht an und man blickt in lauter glückliche Gesichter. Ich und meine zwei Mitfahrer und Freunde sind völlig aus dem Häuschen. Um die Halle herum sind noch etliche Bierstände, Kneipen und sogar ein Einkaufszentrum geöffnet, die Fans feiern ihre Helden und sich selbst. Wir haben Pech, da wir die letzte Straßenbahn verpassen und satte zwei Stunden zu unserer Pension zurücklaufen müssen. Dank einiger Kioske, bei denen wir unseren Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichen können, schaffen wir die Strecke ohne größere Probleme.

Das Konzert war mit dieser tollen Stimmung eines der besten, das ich bisher gesehen habe. Iron Maiden waren Weltklasse und in Kombination mit diesem Publikum eine Macht. Selbst jetzt, fast eine Woche nach dem Auftritt wirkt dieser bei mir noch extrem nach. Was bleibt ist die Tatsache, bei einem außergewöhnlichen Konzert einer außergewöhnlichen Band dabei gewesen zu sein. Wenn man sich nach all den Jahren noch diesen Spaß auf der Bühne bewahren kann, nötigt mir das schon einiges an Respekt ab.

Up The Irons!


Setlist:
1. Aces High
2. Where Eagles Dare
3. 2 Minutes to Midnight
4. The Clansman
5. The Trooper
6. Revelations
7. For the Greater Good of God
8. The Wicker Man
9. Sign of the Cross
10. Flight of Icarus
11. Fear of the Dark
12. The Number of the Beast
13. Iron Maiden
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14. The Evil That Men Do
15. Hallowed Be Thy Name
16. Run to the Hills

Stefan Graßl


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