····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

Mick Box kommentiert die neue Uriah Heep Re-Release Edition

Info

Gesprächspartner: Mick Box

Zeit: 17.11.2016

Ort: Berlin - Rostock

Interview: E-Mail

Stil: Hard Rock, Progressive

Internet:
http://www.uriah-heep.com

Norbert von Fransecky hatte sich mächtig über die Mail gefreut, die ihm mitteilte, dass er Mick Box nach dem Soundcheck vor dem Berliner Konzert interviewen könne. (Am 14. November 2016 waren Uriah Heep als Support-Band von Status Quo in der deutschen Hauptstadt; Red.) Leider hatte er sich einen Infekt eingefangen und musste absagen. Also hat er seine Fragen, die sich vor allem mit der neuen Re-Release Edition von 17 Uriah Heep Alben befassen, die zwischen 1970 und 1986 erschienen sind, per Email eingereicht. Und der Gitarrist hat umgehend, wenn auch gelegentlich etwas mundfaul geantwortet. Wir nutzen die in Englisch aufgeschriebenen Antworten als Chance, um zum ersten Mal ein Interview in zwei Versionen zu veröffentlichen; im englischen Original – und hier in der deutschen Übersetzung. Norbert startete das Interview mit der Frage nach dem Grund einer weiteren Re-Release-Edition.

MAS: Ihr habt eine neue Ausgabe von Heep Re-Releases begonnen. Die erste ist das nicht. Warum war eine neue nötig? Was ist an ihr anders, vielleicht sogar besser, im Vergleich zu den vorher Gehenden?

Mick Box: Die meisten anderen sind ohne unsere Zustimmung gemacht worden. Als nun die BMG an mich heran getreten ist und gesagt hat, sie möchten, dass ich an der Vorbereitung des Projektes beteiligt und völlig mit eingebunden sein soll, hielt ich das für eine gute Idee.

MAS: Die Remaster Versionen von `Very eavy very umble´ und `Salisbury´ erscheinen jeweils in Begleitung einer zweiten “alternativen” Version des jeweiligen Albums, die neben Bonus Tracks alle Album Tracks in abweichende Aufnahmen enthält. Wird das die Struktur aller noch folgenden Veröffentlichungen sein?

Mick Box: Wir hoffen das! Rob Corich und ich selber hören uns durch eine Menge Out Takes und verschiedener Versionen hindurch, um das am Laufen zu halten. Für die Fans ist das eine großartige Sache.


MAS: Die neue Edition deckt die Jahre von 1970 bis 1986 ab. So ist nur das erste Album mit Bernie dabei. (Bernie Shaw – Uriah Heep-Sänger von 1986 bis heute; NvF) Warum habt Ihr nur diese Jahre ausgewählt? Ausschließlich rechtliche Gründe?

Mick Box: Das sind die Alben, die im Besitz von BMG sind. Danach sind die Besitzverhältnisse andere.

MAS: Die ersten beiden Alben sind bereits erschienen. Kannst du schon etwas zum Zeitplan der weiteren Veröffentlichungen sagen?

Mick Box: Ich habe keinen Veröffentlichungsplan bekommen, aber ich nehme an, dass das recht zügig gehen wird. Mit Look at yourself sind wir fertig, und ich bin gerade dabei D&W abzuschließen.


MAS: Zufälligerweise habe ich mir gerade kurz hintereinander erst `Time and a Word´ von Yes auf einem Flohmarkt in Hannover und dann die US-Vinyl-Ausgabe von `Look at yourself´ auf einem Flohmarkt in New York zugelegt. I kannte `Time and a Word´ vorher überhaupt nicht. Daher war ich sehr überrascht, als ich eine ganze Reihe von Keyboard Sounds hörte, die mich stark an Teile von `LaY´ erinnerten. War `Time and a Word´ ein Einfluss auf das experimentelste Album, das Heep je gemacht haben?

Time and a Word, das zweite Album von Yes – ein Einfluss für Look at yourself?

Mick Box: Ich will ehrlich sein. Ich habe das Album nie gehört. Viellicht sollte ich es mir nach Deinem Kommentar einmal anhören.

MAS: Gleichzeitig mit dem Start der neuen Edition wurde auch eine neue Compilation veröffentlicht. Keine “Best of”, den ihr habt Euch entschieden, von jedem der 17 Alben zwei Stücke zu berücksichtigen. So musstet ihr eine ganze Menge großartiger Stücke von Euern klassischen Alben außen vor lassen und gleichzeitig Titel der schwächeren Alben mitnehmen. Wer hat das entschieden – Ihr oder Euer Label? Aus welchem Grund?

Mick Box: Ich glaube, wir wollten eine repräsentatives Bild von allem, was wir gemacht haben, zeigen, um eine ehrliche Perspektive der musikalischen Reise, die wir in diesen Jahren gemacht haben, zu gewinnen.

MAS: “Zwei Stücke von jedem Album” trifft die Sache nicht ganz. Raging Silence – definitiv nicht das schlechteste Album Eurer Karriere – ist nur mit einem Stück vertreten. Warum? Auf der CD wäre genug Platz gewesen, um noch ein oder zwei Stücke dazu zu nehmen.

Mick Box: Genau, deshalb! (?????; Red.) Wirklich schade, aber wir konnten da nicht viel tun. (??; Red.)


MAS: Ihr habt die Compilation `Your Turn to remember´ genannt. Habt Ihr überlegt, den gleichnamigen Song, der der Compilation den Namen gegeben hat, mit aufzunehmen. (Es ist immer einer meiner Favoriten von `Return to Fantasy´ gewesen.)

Mick Box: Es ist ein relevanter Titel und ein guter. Ich habe keinen Sinn darin gesehen, ihn mit aufzunehmen, nur weil er der Titel ist.

MAS: Ihr seid jetzt im Vorprogramm von Status Quo auf Tour, einer Band, die zweifellos einige großartige Rock-Scheiben veröffentlicht hat, die sich im Blick auf Innovation und musikgeschichtliche Bedeutung aber kaum mit Heep messen kann. Wie fühlst Du Dich in dieser Situation?

Mick Box: Wir sind zwei unterschiedliche Fische im Teich. Sie hatten einen enormen Erfolg mit guten Pop-Songs, die die Menschen immer noch gerne hören. Bei uns ist das ähnlich, da wir gute Rock-Songs haben, die den Test of Time bestanden haben, und die von den Leuten immer noch gerne live in der Arena gehört werden. Es ist ein gutes Ticket und die Leute bekommen etwas von allem.

MAS: Heep war eine von vier außerordentlich innovativen Bands, die den Hard und Heavy Rock begründet haben. I weiß, dass die Band einen großen Teil ihrer alten Fans in der “Pop area” um `Innocent Victim´ und `Fallen Angel´ herum verloren hat. Das mag einer der Gründe dafür sein, dass heute oft nur die drei, Led Zeppelin, Sabbath und Purple, als Begründer des Hard Rock genannt werden – und dass Purple und Sabbath in den großen Arenen spielen, während Heep durch die Clubs tingelt.
Das im November 1977 erschienene Album Innocent Victim hat u.a. die sehr erfolgreiche Pop-Single „Free me“ abgeworfen.

Du und Ken (Ken Hensley, Gitarrist, Sänger, Keyboarder und Hauptkomponist von Uriah Heep bis 1980; NvF) habt neue Liner Notes für `Your Turn to remember´ geschrieben. Dort, wo Ihr über die beiden Stücke von `Innocent Victim´ sprecht, kann man Kens Worte lesen: „Heep waren nicht in ihrer besten Form“. Das passt zu der sehr knappen Erwähnung dieser Jahre, als John Lawton Euer Sänger war. Sein Name wird in den Liner Notes nicht ein einziges Mal erwähnt. Ist das eine bewusste Distanzierung von einer Zeit, an deren Ende Heep so weit unten waren, wie nie zuvor (und danach) in ihrer Geschichte?


Mick Box: Für mich hatte sich das Schreiben der Band in Richtung Pop Musik entwickelt und ich wollte das Rock-Element festhalten. Wie auch immer, mit John in der Band hatten wir einen enormen Erfolg mit diesen Alben. Und das hatte seinen Grund bis zu einem gewissen Grad in seiner Stimme. Er hatte eine ziemliche Röhre und die hat er auch heute noch. (John Lawton hat gerade – nach 36 Jahren Pause - ein neues Studioalbum mit seiner Band Lucifer’s Friend veröffentlicht; Anm. d. Red.) Gott sei Dank verpasste er den Pop-Songs auch einen gewissen Rock-Sound.

MAS: Letzte Frage: Es gibt Gerüchte über ein neues Studio-Album. Kannst Du da schon etwas zu sagen?

Mick Box: Phil (Lanzon, Keybords; NvF) und ich schreiben gerade die Songs für die neue CD, die wir gerne im nächsten Jahr aufnehme würden. Wenn wir genug zusammen haben, werden wir uns dran setzen die Aufnahme zu planen.

MAS: Mick, Danke für die Antworten und viel Spaß an der weiteren Reise durch eure Geschichte.

Norbert von Fransecky


Zurück zur Artikelübersicht