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Artikel

35 Jahre und kein bisschen müde: Die Hooters feiern in Ulm Jubiläum

Info

Künstler: The Hooters

Zeit: 19.06.2015

Ort: Ulm - Ulmer Zelt

Internet:
http://www.hootersmusic.com
https://www.facebook.com/TheHooters?ref=s

35 Jahre Bandgeschichte sind mit Sicherheit ein Grund zum Feiern! So lassen sich die famosen Hooters nicht lange bitten und reisen mit ihren besten Liedern im Gepäck durch die Lande, um ihren 35-jährigen Geburtstag im Rahmen der „35 Years Live“-Tour zu zelebrieren. Ich bin ein großer Fan der Band und habe schon mehrere Konzerte der Amis besucht. Bis jetzt waren sie jedoch immer „Vorband“ - einmal von Status Quo und einmal von Manfred Mann’s Earth Band. In beiden Fällen waren sie saustark und haben es den nachfolgenden Bands sehr schwer gemacht. Manfred Mann waren sogar völlig chancenlos. Das „Ulmer Zelt“ ist eine Institution, die es mittlerweile seit 29 Jahren gibt. Die Konzerte finden hier tatsächlich in einem Zirkuszelt statt, das 1100 Zuschauern Platz bietet. Vor dem eigentlichen Zelt befinden sich viele kleine Zelte, in denen verschiedene Getränke- und Essensangebote zu finden sind. Reichhaltig und kulinarisch einwandfrei - so kann man das Angebot hier wohl am besten beschreiben. Wer hier nichts findet, ist wirklich selbst schuld. Und auch preislich wird man hier nicht abgezockt.

An dem Abend gibt es keine Vorband. Um 20 Uhr geht in dem heißen, prallgefüllten Zelt das Licht aus und die Hooters stürmen auf die Bühne. Vom Fleck weg versprühen die Jungs um Rob Hyman und Eric Bazilian gute Laune. „I’m Alive“ kennen sicher nicht alle, aber der Song reißt mit. Sound und Licht sind hervorragend, man kann sogar die Ohrenstöpsel rausnehmen und wird dabei nicht taub. Bazilian und Hyman sind die Dreh- und Angelpunkte der Band. Beide sprechen sehr gut Deutsch und lassen diesen Trumpf natürlich auch an diesem Abend erwartungsgemäß öfters aus dem Ärmel. Dabei wirken diese kurzen Ansagen jedoch nie aufgesetzt, sondern ehrlich und sympathisch. Die Hitze im Zelt steigert sich im Laufe des Abends noch um Einiges. Dies scheint den Musikern jedoch nichts auszumachen. Alle sechs rocken sich energisch durch das Set. Das Ulmer Publikum haben die Hooters mühelos im Griff. Spätestens mit dem schwungvollen „Day By Day“ nimmt die Party ihren Lauf.

„Private Emotion“ sorgt für den ersten Höhepunkt des Abends. Bazilian lässt es sich nicht nehmen, die zweite Strophe auf Deutsch zu singen. Das Publikum quittiert dies mit Standing-Ovations. Die komplette Band lässt sich von der stimmungsvollen Partylaune im Publikum anstecken. Fran Smith Jr. am Bass geht völlig in den Songs auf. Er braucht ziemlich schnell eine Mütze, da ihm der Schweiß bereits nach wenigen Liedern in Sturzbächen ins Gesicht läuft. David Uosikkinen am Schlagzeug bearbeitet sein Instrument nicht, er verdrischt es. Wuchtig und kantig gibt er den Rhythmus der Songs vor, wobei er dem Publikum und seinen „Vorderleuten“ gehörig Dampf macht. Szenenapplaus bekommt der stille Star der Band, John Lilley an der Gitarre. Er wird von Bazilian als der „am besten angezogene Gitarrist der Welt“ bezeichnet. Lilley zieht in seiner bescheidenen Art kurz darauf ein unspektakuläres, aber exzellentes Solo ab und zieht sich dann wieder in die zweite Reihe zurück. Das Spotlight übergibt er gern den beiden Sängern Bazilian und Hyman.

„All You Zombies“ groovt gewaltig. Diesen Song kennen alle und entsprechend hoch ist der Mitsing-Faktor. „Karla With A K“ begeistert mit seinen originellen Ziehharmonika-Einsätzen. Dieser Gute-Laune-Song lässt niemanden stillstehen. Hier hüpfen und tanzen die Fans im Zelt, dass es eine wahre Freude ist. Immer wieder werden kleine Anekdoten zu den Songs erzählt, die jedoch sehr kurz gehalten werden und von daher in Ordnung gehen. Der fulminante Doppelschlag „Satellite“ und „And We Danced“ halten die Stimmung am obersten Level. „Pissing In The Rhine“, ein wie ich finde sehr witziger mit typischem Bazilian-Humor ausgestatteter Song, geht leider ein bisschen unter, weil viele den Text nicht kennen. Auch hier singt Bazilian wieder auf Deutsch. Er und Rob Hyman sind wahre Multiinstrumentalisten. Das macht die Musik der Combo so abwechslungsreich und interessant.

Der Zugabenblock beginnt mit „Johnny B.“. Dieser Song ist für mich einer der besten Lieder der Band. Vor allem live entfaltet dieses Stück seine Genialität. Nun kommt mit „Major Tom“ (das Original von Peter Schilling) ein völlig unerwartetes Lied. Bazilian singt diesen Titel in deutscher Sprache, als hätte er ihn selbst geschrieben. Den Lärm, den die Fans im Zelt nun veranstalten kann man getrost als „ohrenbetäubend“ bezeichnen. Dass diese Nummer so gut ankommt, hätten die Hooters so wohl selbst nicht gedacht. Die Band geht von der Bühne und jeder denkt, dass das Konzert jetzt aus ist. Doch der nicht enden wollende Beifall erweicht die Musiker, die sich für zwei Zugaben noch einmal auf die Bühne begeben. „One Of Us“, bei dem Bazilian wieder einen Großteil auf Deutsch singt, sowie das von Cindy Lauper bestens bekannte „Time After Time“ geben dem Konzert einen äußerst passenden und harmonischen Ausklang.

Das Zelt bebt danach in seinen Grundfesten. Die Ulmer lassen ihre Helden verdientermaßen mehrfach hochleben! Die sichtlich beeindruckten Musiker gehen von der Bühne und kündigen an, dass sie danach am Merchandising-Stand Autogramme schreiben werden. Hier ist der Andrang dann auch recht groß. Tolle Shirts gehen direkt danach für einen günstigen Preis von 20 Euro weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Ich bin total begeistert. Wieder einmal hat mich diese Band förmlich umgehauen. Bis jetzt war dies bei jedem Hooters-Konzert das ich gesehen habe, so. Klasse finde ich, dass sich die Musiker auch 35 Jahre nach der Bandgründung immer noch eine solche Begeisterung und Lust am spielen bewahrt haben.


Setlist:
I'm Alive
Hanging on a Heartbeat
Day By Day
Silver Lining
Morning Buzz
Private Emotion
South Ferry Road
All You Zombies
The Boys of Summer
Graveyard Waltz
500 Miles
Where Do the Children Go
Karla With a K
Twenty-Five Hours a Day
Satellite
And We Danced
Pissing in the Rhine
Give the Music Back
Johnny B
Major Tom
One of Us
Time After Time

Stefan Graßl


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