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Artikel

MOP MOP – Jazzdancefloor vom Feinsten

Info

Künstler: Mop Mop full Combo feat. Ange Da Costa

Zeit: 22.02.2014

Ort: Offenbach am Main

Veranstalter: Hafen 2

Fotograf: Hans-Jürgen Lenhart

Internet:
http://www.mopmop.com

Mit der italienischen Gruppe Mop Mop feat. Sänger Ange Da Costa eröffnete der Offenbacher Musikclub Hafen 2 am 22.2.2014 seine neue Konzertreihe Favorite Things, in der sich improvisierte Musik und Clubmusic als Synergie-Projekte präsentieren wollen, verbunden mit anschließenden DJ-Sets. Dass Mop Mop dafür genau der richtige Anfang war, bewies sich sehr schnell. Ihr Mix aus afrikanisch verwurzelten Rhythmen mit funkigen Grooves, die schnell eine hypnotische Wirkung erzeugen, verbunden mit hochkarätigen Jazzimprovisationen und psychedelischen Sounds ging nicht nur sofort in die Beine, hier wurde vorgeführt, wie Jazz als Tanzmusik weiterlebt, ohne sich selbst zu negieren.

Jazz als Tanzmusik, das gab es einst in der Swingzeit und die war ja auch die Popmusik der damaligen Zeit. Zu Jazz tanzen, heißt heute eher, zu Funkjazz-Gruppen zu gehen, Jazz zu remixen oder Jazz und Electronica zu mischen wie im Nu Jazz. Doch da keiner so richtig sagen kann, ob Nu Jazz eher Clubmusic oder elektronisch angereicherte Jazzmusik ist, dürfte es Mop Mop auch egal sein, ob man sie in eine solche Ecke steckt. (Findige Schubladenbauer haben natürlich dafür längst wieder den weitaus offeneren Begriff „jazznotjazz“ erfunden.) Fakt ist, als Live-Band dominiert ihr rhythmischer Anteil, in dem geschickt jazzige, afrikanische oder auch mal brasilianische Rhythmen einen Funk-Touch versetzt bekommen. Dies geschieht aber rein akustisch, während die Elektronik auf oftmals verzerrte Sounds vom Keyboard beschränkt ist. Diese Sounds erinnern interessanterweise an die wilden Fender-Rhodes-Klänge in der Musik der Miles Davis-Band der frühen Siebziger Jahre wie auch sonst die Rhythmusteppich-Klangkaskaden-Musik dieser frühen Fusion Music bei Mop Mop durchschimmert, wenngleich sie bei ihnen mehr auf den Beat gebracht wirkt. Man merkt, die Truppe hat eine gepflegte Jazzsammlung daheim. Andererseits treten der Keyboarder und Drummer auch mit einem Turntable-Wizard ab und zu als Soundsystem auf.

Die in Berlin residierende Band kreiiert einen beständigen Groove, auf dem insbesondere die Improvisationen des Vibraphonisten Pasquale Mirra ein unbändiges Jazzfeeling erzeugen. Er ist nicht nur virtuos, er legt auch mal eine Gummimatte auf sein Instrument, um Balafonklänge zu imitieren oder benutzt Drumsticks, um wie ein Glockenspiel zu klingen. Keyboarder Alex Trebo dagegen ist so etwas wie das Rockelement. Kratzig und wimmernd, dann wieder perkussiv und spacig klingt sein Keyboard und man hat das Gefühl, er ist so etwas wie das Pendant zum Hard Rock-Gitarristen auf seinem Instrument. Drummer Andrea Benini versteht es, Rhythmen egal welcher Art auf den tanzbaren Beat zu bringen, den eine Jazzdance-Veranstaltung braucht. Die Ergänzung mit dem Perkussionisten Danilo Mineo ist dabei für das afrikanisch wirkende Moment unerlässlich und Bassist Lorenzo Ternelli ergänzt die trancigen Grooves perfekt. Aber da wäre da noch der lustige und agile Gastsänger Ange Da Costa, der sich für den Kontakt zum Publikum als äußerst wichtig erwies. Allein, dass er in einem Stück mindestens 50-mal den Namen der Stadt Offenbach skandierte, wird das Offenbacher Publikum erfreut haben. Er veranstaltete mal ein Duett mit dem Vibraphonisten oder ging ins Publikum und sang die Ladies an. Dann wagte er heiße Tänzchen in seinem kurzen Kaftan oder feuerte seine Kollegen an.
Man darf gespannt sein, wie sich die neue Partyreihe, initiiert von DJ Jan Hagenkötter und Kai Schmidt, weiterentwickelt, zumal diese versprochen haben, Acts nach Offenbach zu holen, die sich sonst nicht so schnell dahin verirren und eher vom nahegelegenen Frankfurt abgegriffen werden.

Hans-Jürgen Lenhart


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