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An Autumn For Crippled Children: Tief gehende Emotionen sind heavier als jedes Riff!

Info

Gesprächspartner: An Autumn For Crippled Children

Zeit: Dezember 2013

Stil: Post-Rock, Post Black/Dark Metal

Internet:
https://www.facebook.com/pages/An-Autumn-For-Crippled-Children/108017119243983
http://anautumnforcrippledchildren.bandcamp.com

Es gibt immer wieder Bands, die speziell klingen und etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. An Autumn For Crippled Children gehören zählen hierzu. Die Band spielt einen äußerst atmosphärischen Sound, der seine Wurzeln im depressiven, nordischen Black Metal kaum verleugnet, auf der anderen Seite mittlerweile aber auch aufgrund seiner teils recht harmonisch, Postrock-artigen Klangflächen gefällt, was für einen wilden Kontrast sorgt. Das wäre das eine. Einen Teil der Faszination zieht das Trio auch daraus, dass es nicht allzuviel von sich Preis gibt und von einer gewissen mysteriösen Aura umgeben wird. Viel gibt es über An Autumn For Crippled Children im Netz auch nicht zu recherchieren. Persönliches erfährt man gar nicht, so dass es nicht einmal Bandfotos gibt. Das einzige was sich eruieren lässt, ist die Herkunft aus der holländischen Provinz Friesland. Das macht ziemlich neugierig und MAS versuchte den Schleier der Informationslosigkeit ein wenig zu lüften. Da die Band gerade ihr viertes, wieder mal gutes Album Try not to destroy everything you love veröffentlichte, war es zumindest nicht allzu schwer Sänger, Gitarrist und Keyboarder Mchl zu kontaktieren. Doch auch er wollte sich nicht allzu sehr hinter die Maske blicken lassen. Trotzdem erfuhr man zumindest ein paar neue Dinge.


Wie wichtig ist die Mystik um eine Rock- bzw. Metalband? Ist es nicht schwierig in Zeiten, in der jeder Musiker jeglichen geistigen Furz mit Twitter und Facebook in die Welt bläst, eine solche aufrecht zu erhalten?

Mysteriös zu wirken ist kein Ziel von uns. Wir versuchen uns nur auf die Musik zu konzentrieren. Die Menschen dahinter sind nicht wichtig. Twitter und Facebook spielen ebenso keine Rolle - lediglich für PR-Zwecke, nicht für das eigene Ego oder um sich selbst zu glorifizieren. Rock und Metal sind wichtig. Es ist das, womit wir aufgewachsen und was wir für immer lieben werden.

Der Grund warum ich frage ist, dass ihr ziemlich unter dem Radar der Öffentlichkeit fliegt und es wenige Informationen über euch gibt. Zusätzlich agiert die Band nur unter Pseudonymen. Warum diese Anonymität? Ist es auch als seine Art Verweigerung des Status’ der Metalszene zu sehen, die immer mehr Wert auf Äußerlichkeiten legt?

Wir hassen alles was eine „Szene“ beinhaltet. Wir mögen originale Gedanken, keine Herdenmentalität. Was andere Leute denken und machen interessiert uns absolut nicht. Wir haben entschieden, uns nur auf die Musik zu konzentrieren - nichts anderes. Wer wir als Leute sind ist uninteressant. Ich hoffe, unsere Musik ist dies allerdings nicht!

Kannst Du mir trotzdem ein wenig etwas über die Geschichte von An Atumn For Crippled Children erzählen?

Wir haben uns 2008 gegründet. Wir kannten uns schon eine ganze Weile, spielten da aber zum ersten Mal zusammen. Unsere gemeinsame Liebe für den Extremmetal der 90er - Doom, Black und Death Metal wie Emperor, My Dying Bride, Paradise Lost, Candlemass, Satyricon oder Masters Hammer - führte dazu, eigene Songs zu erschaffen. Es wuchs von damals zu dem was wir heute sind.

Bis jetzt seid ihr eher nicht als Liveband in Erscheinung getreten. Ist An Autum For Crippled Children mehr ein Studioprojekt?

Mittlerweile ist es reines Studioprojekt, da uns das Leben das wir führen davon abhält gemeinsam live zu spielen.

Eure Songtitel lassen nicht gerade auf typische Blut- und Gedärme-Texte schließen, sondern wirken eher auf das Leben bezogen. Von was handeln sie und verfolgt ihr als Band ein bestimmtes Konzept?

Kein Konzept, nur wirkliche Dinge, die um uns alle herum passieren. Liebe, Hass, Hoffnung und Tod sind die Hauptthemen.

Auch euer Coverartwork - mit Ausnahme des Debüts Lost - hebt sich vom Düstersound stark ab und ist oft sogar recht freundlich, besonders das Aktuelle. Gibt es eine tiefere Bedeutung hinter dieser Ästhetik?

Nun, das Cover zu Try not to destroy everything you love wurde gewählt, da es Blumen für eine Beerdigung sind. Aber ich stimme Dir zu, dass wir uns bewusst von anderen typischen Metal-Covers abheben möchten.

Klanglich habt ihr euch von den starken Black Metal-Wurzeln in einem immer atmosphärischeren „Postrock-Sound“ zugewandt - allerdings unter Beibehaltung des kreischenden Gesangs und des pumpenden Schlagzeugs, was das Ganze faszinierend macht. Eine bewusste oder natürliche Entwicklung?

Eine natürliche Weiterentwicklung. Wir denken nicht zu sehr über die Musik nach, wir versuchen nur gute Songs zu schreiben. Wir arbeiten an den einzelnen Stücken, bis alles Bandmitglieder damit zufrieden sind.

Diskografie

Lost (2010)
Everything (2011)
Only the ocean knows (2012)
Hearts of Light / Blossoms (EP, 2013)
Try not to destroy everything you love (2013)
Seht ihr euch aufgrund der musikalischen Entwicklung noch als Metalband, auch wenn ihr keine typische mehr seid?

Ja, wir fühlen uns noch immer ziemlich metal. Aber gleichzeitig konzentrieren wir uns aufs Songwriting, anstatt „heavy“ zu sein. Tief gehende Emotionen sind normalerweise heavier als jedes Riff.

Wie schreibt ihr Eure Musik? Wenn man sie so hört, meint man ihr legt einen stärkeren Fokus auf fließende Klanggebilde, als auf traditionelle Songs im Strophe/Refrain-Format.

Wir haben auch traditionelle Songstrukturen. Wir versuchen sie aber etwas interessanter zu gestalten. Wir alle schreiben an Material. Dieses arrangieren wir dann gemeinsam zu Songs.

Die Musik selbst klingt mittlerweile ziemlich harmonisch und sie könnte durchaus auch größere Gruppen von Fans ansprechen. Diese dürften aber ihre Probleme mit dem rauen Gesang haben. Habt ihr vielleicht schon mal versucht weicheren Gesang zu verwenden?

Wir hatten schon mal den einen oder anderen weichen Gesangspart. Doch ausschließlich solcher Gesang würde für unsere Musik nicht passen. Meiner Meinung nach würde es zu soft für unseren Geschmack werden.

Du hast schon mehrmals erwähnt, dass die Personen hinter der Band nicht wichtig sind. Aber wie viel von Euch selbst steckt am Ende in der Musik der Band? Oder sind An Atumn For Crippled Children doch nur düstere Unterhaltung?

Wir versuchen echt zu sein. Unterhaltung - dunkel oder nicht - ist nichts was wir machen wollen. Wenn sich die Leute davon unterhalten fühlen, ist das gut. Aber es nicht das primäre Ziel dieser Band.

Habt ihre Pläne, wohin euch die Zukunft der Band treiben soll?

Da haben wir keinen Plan. Hoffentlich zu mehr Musik.

Vielen Dank für das Interview Mchl!

Mario Karl


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