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Reviews

Bach, J. S. (Kuijken)

Kantaten für das vollständige liturgische Jahr Vol. XIII.: Oster-Oratorium (BWV 249 – 6)


Info

Musikrichtung: Barock Kantate

VÖ: 01.03.2011

(Accent / Note 1 / SACD hybrid / DDD / 2009 / Best. Nr. ACC 25313)

Gesamtspielzeit: 59:49

PRÄCHTIG

Das Oster-Oratorium von J. S. Bach ist bereits mehrfach in solistischer Vokalbesetzung eingespielt worden (Andrew Parrott, Virgin; Paul McCreesh, Deutsche Grammophon). Doch diese neue Interpretation durch La Petite Bande ragt aufgrund ihrer Verbindung von Schönheit und ausdrucksvoller Klangrede besonders heraus.

Sigiswald Kuijken, der neben 1. Violine noch das Schultercello spielt, verzichtet im mit kräftigen Pauken- und Trompeten-Akzenten prunkenden Eingangs- und Schlusschor sogar auf jede Verstärkung durch Ripieno-Stimmen. Die kleine Streicherbesetzung konzertiert mit den Holz- und Blechbläsern um die Wette - so entsteht ein ausgesprochen farbiges Klangbild. Doch nicht nur der Instrumentalteil federt, strahlt und jubiliert, auch die Konzertisten lassen sich prächtig vernehmen. Ausgesprochen gut bekommt der Musik die räumlichere Akustik, die bei den vorangegangenen Aufnahmen doch eher kammermusikalisch direkt wirkte. Die intimeren Soloarien sind wie so oft bei Kuijken in ihrer Rhetorik sehr sorgfältig ausgehört, wirkt dabei aber - wie z. B. die herrliche Sopranarie „Seele deine Spezereien“ - zugleich sehr natürlich und unangestrengt. Die knabenhaft klare und reine Stimme von Yeree Suh harmoniert sehr schön mit der leicht hauchigen Traversflöte.

Verhaltenereren Ausdruck bekommt die Osterfreude beim zweiten Stück auf dieser CD. Die Choralkantate BWV 6 Bleib bei uns, denn es will Abend werden zeichnet sich durch einen ergreifenden Eingangschor aus, dessen hingebungsvolle Interpretation derjenigen des Oster-Oratoriums in nichts nachsteht. Statt funkelnder Klangfarben und Kontrapunkte entfaltet Bach hier zunächst die Kraft homophoner Harmonik. Wenn sich dann ein fugierter Abschnitt anschließt, kann man sich angesichts des delikaten, ausgesprochen bewegten Satzes kaum noch vorstellen, dass hier ein groß besetzter Chor zu Werke geht. Das sind Solo-Partien! Wie schon beim Oratorium sind die Arien für die hohen Stimmen komponiert, der Bass ist nur am Chor beteiligt. Wieder besticht die Genauigkeit, mit der das Ensemble die Textvorlagen in die musikalische Gestaltung einbezieht, ohne den Ausdruck unnötig zu forcieren. Sehr reizvoll ist z. B. der Kontrast, der sich aus der Kombination von ätherischem Sopran und rustikalem Schultercello in der Choralbearbeitung „Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ“ ergibt: himmlische Sehnsucht, irdische Not.
Was diese Aufnahme überdies erneut auszeichnet, sind die sorgfältigen Einleitungstexte von Kuijken, die jede Kantate ausführlich vorstellen und musikhistorisch durchleuchten.



Georg Henkel

Besetzung

Yeree Suh: Sopran
Petra Noskaiová: Alt
Christoph Genz: Tenor
Jan Van der Crabben: Bass

La Petite Bande

Sigiswald Kuijken: Violine, Schultercello & Leitung
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger