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Reviews

Amplifier

The Octopus


Info

Musikrichtung: Prog/Alternative Rock

VÖ: 31.10.2011

(AmpCorp / amplifiertheband.com)

Gesamtspielzeit: 120:32

Internet:

http://www.theoctopus.info
http://www.amplifiertheband.com
http://www.myspace.com/amplifiertheband

Es ist nicht immer leicht ein Kritikerliebling zu sein: Von der Presse geliebt und von der Allgemeinheit meist links liegen gelassen. Die Briten Amplifier gehören auch irgendwie in diese Kategorie. Aber seien wir mal ehrlich. Für den Mainstream waren sie schon immer zu speziell und zu eigensinnig und zu verspielt, so dass man trotz hervorragender Alben ein Liebhaberthema blieb. Da ist es jetzt auch nicht allzu verwunderlich, dass sich das Trio endgültig von allen Zwängen frei macht und künftig auf eigenen Beinen stehen will. Will heißen, dass man seine Musik nur noch im Eigenvertrieb unter die Leute streut.

Nach der Raritäten-EP Eternity folgt nun das bereits lange angekündigte, große Projekt The Octupus. Die neue Freiheit sorgt auch für absolute künstlerische Losgelöstheit und so ist das Ganze nicht nur ein einfaches Album, sondern gleich ein doppeltes mit rund zwei Stunden Musik geworden, bei dem sich Amplifier vollends austoben. Die Basis ist auch anno 2011 immer noch treibender auf Gitarrenriffs basierter Rock, doch mehr denn je schwimmt man sich von jeglichen Genrekonventionen frei. Alternative, Progressive, Groove, Post oder New Artrock? Drauf gepfiffen! Fünf-Minuten-Songs? Nur wenn es passt, gerne aber auch viel länger!

Und so ist The Octopus ein unheimlicher Brocken geworden. Anfangs nur schwer zu fassen - textlich, konzeptuell und musikalisch -, und doch auf seine Art und Weise faszinierend. Während zu Beginn viele Songs relativ gleichförmig zu sein scheinen, schälen sich nach und nach immer mehr einnehmende Momente heraus, bis man sich endgültig von diesem tonalen Fluss treiben lässt, bei dem nicht nur ruhige Phasen, sondern zahlreiche aufwühlende Stromschnellen auf einen warten. Song wie das polternde „The wave“ oder der Groover „Planet of insects“ sind die perfekten Widerparts zu schwelenden Stücken wie „The sick rose“ oder „Oscar night“. Eine perfekte Symbiose aus beidem ist dagegen der spannungsgeladene Titeltrack.

Sel Balamir hat wieder sein ganzes Gitarren- und Effektarsenal aufgefahren, so dass man meint, man hätte es mit einem halben Orchester zu tun. Aber im Endeffekt ist es im Prinzip doch nur „the real thing“, das man zu hören bekommt. Keineswegs überladen und relativ basisch. Große spielerische Kraftmeierei gibt es bei Amplifier nicht. Denn Stimmung ist ihnen immer noch wichtiger als reine Zurschaustellung der eigenen Fähigkeiten. Ähnlich wie bei Porcupine Tree, welche hin und wieder aus der Ferne grüßen, auch wenn man musikalisch aus einem ganz anderen Lager kommt.

Wirklich zu umschreiben was hier alles passiert ist gar nicht so einfach. Und The Octopus verlangt auch gerade in den ersten paar Hördurchläufen einiges an Aufmerksamkeit und Geduld. Einsteigern sei zum Einstieg der Dampfhammer „Intergalactical spell“ oder das straighte „Golden ratio“ ans Herz gelegt. Der Rest will etwas länger erobert werden, nachdem sich auch ein paar kleine Längen eingeschlichen haben. Aber es lohnt sich. Also nichts wie hin auf die Seiten der Band, wo das Doppel-Album in seiner vollen Länge probegehört werden kann!



Mario Karl

Trackliste

Part One:
1. The Runner (3:38)
2. Minion’s Song (5:51)
3. Intergalactical Spell (6:25)
4. The Wave (7:00)
5. The Octopus (9:17)
6. Planet Of Insects (5:48)
7. White Horses At Sea / Utopian Daydream (8:55)
8. Trading Dark Matter On The Stock Exchange (11:33)

Part Two:
1. The Sick Rose (8:58)
2. Interstellar (10:18)
3. The Emperor (6:40)
4. Golden Ratio (5:15)
5. Fall Of The Empire (8:29)
6. Bloodtest (5:18)
7. Oscar Night / Embryo (7:44)
8. Forever And More (9:23)

Besetzung

Sel Balamir (Guitar, Vocals)
Matt Brobin (Drums)
Neil Mahony (Bass)

Guests:
Charles Barnes (Piano)
Mike Vennart (Backing Vocals)
Claire Lemmon (Backing Vocals)
Rose Kemp (Vocals on „The Sick Rose“ & „Golden Ratio“)
Kemal L. Freaktide (Voice of Satan)
Tom Knott (Trumpets)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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