····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Meat Loaf

Live at Rockpalast (DVD)


Info

Musikrichtung: Rock

VÖ: 06.11.2009

(Eagle Vision/Edel)

Gesamtspielzeit: 105:00

Internet:

http://www.meatloaf.net
http://www.myspace.com/meatloaf

Die Rockpalast-Archive des WDR scheinen eine fast nie versiegende Quelle für DVD-Neu-Veröffentlichungen zu sein. Zuletzt wurde der grandiose Auftritt ZZ Tops aus dem Jahr 1980 wieder verfügbar gemacht. Auf dem neuesten Produkt von Eagle Vision geht man noch einmal zwei Jahre zurück und zeigt eine Konzertaufzeichnung, von der viele wahrscheinlich gar nicht wussten, dass es sie gibt. Im Juni 1978 war Meat Loaf mit seinem Neverland Express in der Stadthalle Offenbach zu Gast und gab ein regelrecht berauschendes Konzert. Sein erstes in Deutschland übrigens. Der damals noch junge und sehr massige Koloss war kurz nach der Veröffentlichung seines Meilensteins Bat out of hell auf seinem absoluten künstlerischen und gesanglichen Zenit und in dieser Form durfte man ihn wahrscheinlich danach nicht mehr erlebt haben.

Wie Meat Loaf hier seine Songs vorträgt, das muss man einfach gesehen haben! Mit Rüschenhemd und rotem Seidentuch durchlebt der leidenschaftliche Performer regelrecht seine Leider. Jeder Tropfen Schweiß der seinen Körper entlang fließt (und das sind im Laufe des 90-minüten Auftritts nicht wenige) ist echt und die Aufführung nicht nur ein einfaches Rockkonzert, sondern eine richtige Show - wenn auch mit einfachsten Mitteln und ganz ohne (teure) Effekte. Meat Loaf verließ sich damals noch ganz auf seine gut eingespielte Band im Rücken und auf sein schauspielerisches Talent. Denn ein normaler Sänger war er noch nie, sondern ein großes Maß an Theatralik war schon damals eine wichtige Stütze, die ihm vom Rest des Rockzirkusses unterschied. Er lebt dabei jede Note und untermalt sie mit bildreichen Gesten. Wenn er dabei auch mal übers Ziel hinaus schießt, geschenkt bei dieser intensiven Performance.

Die bekanntesten Gesichter seiner Hintermannschaft dürften Bob Kulick und sein drei Jahre jüngerer Bruder Bruce sein, die sich besonders beim alt bekannten „Johnny B. Goode“ ein heißes Duell liefern. Und auch sein Songwriter Jim Steinman, der hier auch eine Art Erzähler agiert, war damals Teil der Liveband. Die auffälligste Unterstützung kam allerdings von seinem weiblichen Widerpart Karla DeVito, die der Show eine gehörige Portion Erotik verpasste, das Duett „Paradise by the dashboard light“ zum Höhepunkt des Auftritts machte und das Tina Turner-Cover „River deep, mountain high“ zusammen mit Meat Loaf in eine ekstatische Schreiorgie verwandelte. Und auch sie lieferte eine gute schauspielerische Aufführung an den Tag. Denn wer geht schon freiwillig in den Clinch mit einem solch schwitzenden Ungetüm? Kein Wunder, dass es das anfangs noch sitzende Publikum bald nicht mehr auf den Sitzen hielt.

Wenn auch das Konzert absolut zeitlos ist und noch heute von der ersten bis zur letzten Sekunde begeistert, für die Bild- und Tonqualität der DVD gilt das nicht wirklich. Der Sound geht noch einigermaßen in Ordnung. Doch vom visuellen Aspekt sollte man nicht so viel erwarten um nicht enttäuscht zu werden. Bühnen wurden eben vor 30 Jahre noch nicht so stark ausgeleuchtet und die Kameratechnik war noch nicht soweit, um Konzerte so adäquat aufzuzeichnen. So verschwindet auch so einiges im Dunkel, solange es sich nicht um Totalaufnahmen des Sängers handelt. Aber über diesen Makel kann man gerne hinwegsehen, wenn man den historischen Wert dieses Spektakels vor Augen hat. Denn so lebendig und mitreißend wie auf dieser DVD zeigte sich Meat Loaf später nicht mehr. Wer seine Konzerte in den letzten Jahren besucht hat, wird das bezeugen können.

Rockhistoriker und Fans des Fleischbergs also bitte zugreifen! Auch solche, welche Meat Loaf mal einen unbeholfenen Purzelbaum schlagen sehen wollen ...



Mario Karl

Trackliste

1. Great Boleros of fire
2. Bat out of hell
3. You took the words right out of my mouth (Hot summer night)
4. All revved up with no place to go
5. Paradise by the dashboard light
6. Introducing the band
7. Johnny B. Goode
8. River deep, mountain high
9. Johnny B. Goode (Reprise)
10. Two out of three ain’t bad
11. All revved up with no place to go (Reprise)

Bonus: Interview mit Meat Loaf und Jim Steinman

Besetzung

Meat Loaf (Gesang)
Jim Steinman (Piano, Backgroundgesang)
Karla DeVito (Gesang)
Bruce Kulick (Gitarre)
Bob Kulick (Gitarre)
Paul Glanz (Keyboard)
Steve Buslowe (Bass)
Joe Stefko (Schlagzeug)
Rory Dodd (Backgroundgesang)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger