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Reviews

Schubert, F. (Fray)

Moments musicaux, Impromptus


Info

Musikrichtung: Romantik Kammermusik

VÖ: 09.10.2009

(Virgin Classics / EMI / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. 5099969448906)

Gesamtspielzeit: 71:45

Internet:

David Fray

INTROSPEKTION

"Keine wirklich dramatische Fortbewegung, sondern ein Zustand, der andauert, sich ins Unendliche dehnt und nicht abschließt, sondern nur endet, indem er sich verliert" - so sieht David Fray nach seinen aufschlussreichen Erläuterungen im Booklet Schuberts Moments musicaux. Zugleich charakterisiert diese Sichtweise trefflich die Einspielung insgesamt, die einer "Winterreise" ganz eigener Art gleichkommt. Fray lässt auch noch die kleinen, volkstümlich anmutenden Sinneinheiten zurücktreten zugunsten einer grüblerischen, selbstreflexiven Befragung der Werke. Feine Abstufungen in Tempo und Dynamik genügen ihm, um eine beeindruckende Palette der Empfindungen darzustellen und um deutlich zu machen, dass winzige Momente der Betrachtung der Außenwelt genügen, um in der Introspektion die eigentliche, weit abgründigere Welt zu entdecken.

Wenn Fray betont, dass Schuberts Klavierstücke stärker als alle anderen Werke um die Bezugspunkte Einsamkeit und Tod kreisen, so setzt er in seiner Interpretation diese Sichtweise derart konsequent um, dass dem Zuhörer das Schaudern nicht erspart bleibt. Die Musik rückt einem fast unerträglich nahe. Immer wieder verklingen Motive dabei in der Ferne, verlieren sich schleichend im Unendlichen, werden bis an die Grenze des Vertretbaren gedehnt, aber auch mit großer Zartheit, ja Zerbrechlichkeit zelebriert.
Dass dies den Moments musicaux gut zu Gesicht steht überrascht weniger als der Umstand, dass auch die Impromptus dadurch ein ganz neues Gewicht erlangen. Jene Stücke, die von den Heerscharen der Tastenmäuschen über Jahre zu bunten Luftballons aufgeblasen wurden, atmen hier bei aller Brillanz des Spiels eine tiefe Tragik. Fray lässt ihre Farben absichtsvoll ausbleichen, taucht alles in ein fahles, winterliches Licht - ganz so, wie es schon das Coverfoto andeutet. Bemerkenswerterweise gelingt dem Pianisten dies auch auf dem modernen Flügel so überzeugend, dass man ein historisches Instrument leicht entbehrt.

David Fray nennt Schubert einen "engen Freund". Ihm ist es gelungen, zu leisten, was wahre Freundschaft ausmacht: Aufmerksames Zuhören und einfühlsames Verstehen. Dass er uns mit dieser Produktion daran teilhaben lässt, ist einer der absolut herausragenden Momente des Klassikjahres 2009.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Moments musicaux D.780:
01 No.1 in C major 06:49
02 No.2 in A flat major 07:37
03 No.3 in F major 02:09
04 No.4 in C sharp minor 06:20
05 No.5 in F minor 02:34
06 No.6 in A flat major 09:31

07 Allegretto in C minor D.915 06:02

Impromptus D.899:
08 No.1 in C minor 10:34
09 No.2 in E flat major 05:19
10 No.3 in G flat major 06:19
11 No.4 in A flat major 08:31

Besetzung

David Fray: Klavier
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger