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Reviews

Tarantella (Pluhar)

La Tarantella. Antidotum Tarantulae


Info

Musikrichtung: Barock - Folklore

VÖ: 2002

Alpha / Note 1 (CD DDD (AD 2001) / Best. Nr. Alpha 503)

Gesamtspielzeit: 51:11

MUSIKALISCHES GEGENGIFT: TARANTELLA

TARANTULAS BISS

Tarantel: kleine Spinne; Vorkommen im ehemaligen Königreich von Neapel (vor allem beim Ort Taranto / Apulien). Der Biss soll die Betroffenen sehr benommen oder bewußtlos machen, kann aber auch tödlich sein. Man sagt, das Gift der Tarantel ändere seine Beschaffenheit von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde und wirke sich auf die Leidenschaften der Gebissenen aus: einige singen, einige lachen, einige weinen, andere wiederum schreien unaufhörlich, einige schlafen, während andere überhaupt nicht schlafen können, einige erbrechen sich, andere schwitzen oder zittern, schließlich fallen einige in pausenlosen Schrecken oder in Raserei, bekommen Wutanfälle und gebärden sich wie Furien. Das Gift bewirkt außerdem eine Leidenschaft für bestimmte kräftige Farben: grün, rot, gelb. In einigen Fällen soll die Krankheit schon 40 oder 50 Jahre gedauert haben!
Aber es ist ein Gegengift bekannt: Musik erweckt die Lebensgeister der Befallenen, die dann ein unstillbares Bedürfnis nach Bewegung haben.
(aus: Antoine Furetière, Dictionaire universel, 1690)

DAS (UNWIDERSTEHLICHE) GEGENGIFT: LA TARANTELLA

Heiliger Volks- und Aberglaube! Hört man das wohlfeile musikalische Gegengift, das hier von den famosen Sängern Lucilla Galeazzi, Marco Beasley und Alfino Antico zusammen mit dem nicht minder brillanten Ensemble L'Arpeggiata auf CD gebannt worden ist, dann bleibt eigentlich nur eins übrig: beißen lassen!
Rund 50 Minuten geht es durch südliche Landschaften, mit Traditionals aus Portugal und Neapel, aus Kalabrien oder Rom oder ... Mit allem, was man an alten Instrumenten klampfen und zupfen kann: Harfe, Theorbe, Gitarre, Chitarra battente, Psalterium, Lira. Und mit allem, was bei Bedarf für den nötigen Rhythmus sorgt.
Die Quellen dieser Musik, von Christina Pluhar akribisch recherchiert und ebenso stimmig wie phantasievoll arrangiert, stammen aus dem Barock oder der modernen Musikethnographie. Ihre Revitalisierung geriet schlichtweg ideal: mit Sängern, die die aus der traditionellen Volksmusik kommen (ein kleines Liebeslied des Sizilianers Alfio Antico, während der Aufnahme auf dem Küchentisch entstanden, wurde einfach gleich mit in die Produktion übernommen), mal lustvoll improvisierend, mal unheimlich archaisch, mal melancholisch, dann wieder mittagsmüde-schwer oder, weils dem Kranken ja guttut, auch mal temperamentvoll bis zum Exzess. Aber in jedem Fall unwiderstehlich ...

Dass diese Platte bei amazon.de in der Pop-Abteilung gelandet ist, wundert mich nicht.



Georg Henkel

Trackliste

1La Carpinese (Tarantella)3:41
2Lu Gattu la sonava la zampogna (Ninna nanna)1:36
3Tarantella Napoletana, Tono Hypodorico2:43
4Lu Passariellu (Tarantella dell'Avena)2:35
5Lamento dei mendicanti3:07
6Luna Lunedda (Pizzica)3:32
7Ah, vita bella !3:06
8Tarantella del Gargano4:38
9Pizzicarella mia (Pizzica Tarantata)3:05
10Silenzio d'amuri3:11
11Tarantella calabrese3:09
12Sogna fiore mio (Ninna nanna sopra la Tarantella)4:10
13Tarantella italiana1:48
14Tu bella ca lu tieni lu pettu tundu (Tarantella)3:43
15Pizzica Ucci2:12
16Lu povero'Ntonuccio (Lamento funebre)2:53
17Antidotum Tarantulae2:02

Besetzung

Lucilla Galeazzi, Gesang
Marco Beasley, Gesang
Alfio Antico, Gesang u. tamburi a cornice
Christina Pluhar, Barockharfe, Theorbe, Barockgitarre, Chitarra Battente
Eero Palviainen, Erzlaute, Barockgitarree
Edin Karamazov, Colascione, Erzlaute
Marcello Vitale, Chitarra Battente, Barockgitarre
Eduardo Eguez, Barockgitarre, Chitarra Battente
Elisabeth Seitz, Psalterium
Johanna Seitz, Barockharfe
Paulina Van Laarhoven, Lrione, Gambe
Pierre Boragno, Zink
Michèle Claude, Schlagzeug
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