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Wir sind Helden

Von hier an blind

Info Musikrichtung: Deutschpop VÖ: 04.04.2005 (EMI) Gesamtspielzeit: 48:02 Internet: http://www.wirsindhelden.de

Wieviele Musikjournalisten in diesem Lande haben wohl ungeduldig auf das neue Wir sind Helden Album gewartet, darauf die Floskel vom "schwierigen zweiten Album" nutzen und das Werk verreißen zu können? Und wieviele haben sich verzweifelt die Haare gerauft, als Von hier an blind auf ihrem Tisch lag, der Silberling im Abspielgerät rotierte und die Helden ihrem Namen alle Ehre machten?

Aber erst einmal ganz langsam. Wir sind Helden. Das Popphänomen des Jahres 2003, die Gruppe, die die ganze Musikbranche durcheinander brachte, Plattenfirmen zeigte, dass man mit deutschen Texten verdammt viel Kohle scheffeln kann und dadurch auch anderen lange erfolglosen Künstlern und Trittbrettfahrern zu Plattenverträgen und Hits verhalfen. Die Heilsbringer. Obwohl sie diese Phrasen gar nicht mehr hören können. Und wollen.

Also schnell zurück zu Von hier an blind. Das Album ist keine zweite Reklamation. Nur hier und da. "Geht Auseinander" und "Zieh dir was an" erinnern noch am ehesten an das Debüt. Aber ansonsten fehlen die verdrehten Texte und die experimentellen Töne. Von hier an blind liefert dafür wunderschöne Balladen wie die unglaublich schöne Hymne "Echolot".

Und auch die grauen Dickhäuter, die vor zwei Jahren noch "Rüssel an Schwanz" durch das Unterholz trotteten sind dabei, doch heißt es dieses Mal "Ich werde riesengroß für dich - Ein Elefant für dich - Ich trag dich meilenweiter übers Land".

Wir sind Helden sind also wieder zurück in den Charts und werden sich dort sicher ähnlich lang einnisten wie schon mit Die Reklamation. Zurecht. Sie beweisen, dass sie die besten ihrer Zunft und wahre Helden sind. Und einen Preis haben sie jetzt schon sicher, nämlich den für den schönsten und längsten Liedtitel: "Ich werde mein Leben lang üben, dich so zu lieben, wie ich dich lieben will, wenn du gehst". Das schönste Lied von vielen schönen Liedern auf Von hier an Blind. Und die Kritiker müssen weiter warten, wollen sie böse Worte über diese Gruppe verlieren.

Martin Korbach