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Reviews

Element of Crime

Damals hinterm Mond


Info

Musikrichtung: Indie / Songwriter

VÖ: 21.08.1991

(Polydor)

Gesamtspielzeit: 43:13

Internet:

http://www.element-of-crime.de

“Indie” ist als Genre-Bezeichnung genauso präzise wie “Alternative” – und heißt wohl so in etwa: is was mit Gitarre, nicht so rockig wie Rock, nicht so flach wie Pop und nicht so zurückgenommen wie Songwriter – was es genau ist, kann man nicht sagen. Bei Damals hinterm Mond sollte man noch ergänzen: nicht so schroff wie Punk – nicht weil hier irgendwas von Schroffheit oder Punk zu hören wäre, sondern weil Element of Crime als sie Anfang der 90er mit den Alben Weißes Papier und An einem Sonntag im April für Furore sorgten, bereits eine englischsprachige Vergangenheit hatten – u.a. mit dem wesentlich schrofferen Album Freedom, Love and Happiness.

Die englischsprachige Phase wurde 1990 mit dem Live-Album Crime pays abgeschlossen. Damals hinterm Mond war dann der Einstieg nicht nur in die deutsche Phase. Vom (deutschen) Start weg hatten die Berliner einen völlig einzigartigen – unter Tausenden von Indie(!)-Bands heraushörbaren Sound entwickelt. Besonders prägnant tritt der bei den Stücken zu Tage, die von Mastermind Sven Regener mit der Trompete veredelt werden oder wenn Ekki Busch sich mit dem Akkordeon einmischt, aber auch auf dem Rest des Albums ist er unverkennbar.

In Ermangelung einer aussagekräftigen Stilbezeichnung versuchen wir das Ganze mal zu beschreiben. Element of Crime erzeugen eine melancholisch lebendige Atmosphäre, in der eine einzigartige nachtblaue Stimmung entsteht. Diese Atmosphäre ist – wie die Nacht – nicht eindimensional, sondern doppelbödig. Dazu passen die oft kryptischen Texte, in der Romantik neben Gewalt stehen kann. Alles bricht sich gegenseitig. Regelrecht philosophisch sind Texte wie der Titelsong, in dem sich ein erwachsener Mensch von melancholischen Streichern begleitet an die Kindheit erinnert.

Es gelingt Element of Crime immer wieder massenkompatible Hooklines und catchy Melodien zu schreiben – was sie in die Playlists der Radiosender und die Folgealben in die Charts treibt. Aber da bleibt immer das Gebrochene, das vor allem in den Texten, das Element of Crime aus den Untiefen einer belanglosen Deutsch-Pop-Band heraus reißt.

Ohne die drei deutschsprachigen Alben, die in dieser Review erwähnt wurden, ist eine Plattensammlung mit dem Schwerpunkt deutsche Rock/Pop-Musik definitiv unvollständig.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Blaulicht und Zwielicht 3:40
2Geh doch hin 3:46
3Damals hinterm Mond 4:36
4Mach das Licht aus, wenn du gehst 3:31
5Rein gar nichts 3:58
6Ofen aus Glas 1:42
7Wahr und gut und schön 3:56
8Wieder ein Tag 5:54
9Kein Schwein auf dem Tisch 3:45
10Vier Stunden vor Elbe 1 4:28
11Carla 3:46

Besetzung

Sven Regener (Voc, Trompete <1,6,8,9,11>, Git <4,5>, Klavier <2,10>, Orgel <3,4,7>, Back Voc <11>)
Jakob Ilja (Git)
Veto (B)
Richard Pappik (Dr, Perc, Mundharmonika <10>, Back Voc <10>)
Kurt Dahlke (Keys, Back Voc <10>)

Ulrich Maiß (Cello <1,2,3,8>)
Michael Danner (Posaune <1,2>)
Ekki Busch (Akkordeon <1,5,7,10>, Back Voc <10>)
Michael Gechter (Violine <2,3,8>)
Ernst Herzog (Viola <2,3,8>)
David Young (Git <3,4,8>)
Hans Rainer Theobald (Sax <2,9>, Klarinette <10>)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger