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Reviews

Johnny Parry

An Anthology Of All Things


Info

Musikrichtung: Chor- und Orchestermusik

VÖ: 03.02.2017

(Broken Silence/Songs & Whispers)

Gesamtspielzeit: 57:04

Internet:

http://www.johnnyparry.com/
http://www.songsandwhispers.com/
http://brokensilence.de/

Johnny Parry wurde am 11. August 1982 in Bedford geboren. Als Teenager soll er sich für klassische Musik, hier insbesondere den Komponisten Ralph Vaughan Williams, und für Grunge intererssiert haben. Im Alter von fünfzehn Jahren, nach dem Geschenk einer Gitarre, widmete er sich nur dem Erlernen des Instruments, sondern startete auch damit, eigene Songs zu schreiben. In einem Pub in seiner Heimatstadt kam es zu einem ersten Auftritt, das war 1998. Vier Jahre später startete Parry mit den Aufnahmen für ein erstes Album, “Break Your Little Heart“.

Seit 2009 arbeitet der Musiker mit der Bremer Agentur Songs & Whispers zusammen. Innerhalb dieser Zusammenarbeit ist auch die aktuelle Platte veröffentlicht worden, die mittlerweile sechste Veröffentlichung des Künstlers, der in den letzten Jahren als Produzent, Sänger, Instrumentalist und Arrangeur tätig war. Entsprechend üppig und vielgestaltig fiel auch die Musik des neuen Werkes aus.

Mit dieser sehr ambitionierten Arbeit wurde sehr ungewöhnliche Musik geschaffen, die nicht so schnell in eine bestimmte Schublade zu stecken ist. Wir bewegen uns auf dem Boden eines Konzeptalbums, ein Konzept, das sich in acht Movements (Sätzen) mit diversen Themen, die uns alle angehen, beschäftigt. Wie zu erwarten, und den einzelnen Untertiteln auch zu entnehmen, handeln die Texte von Liebe, Tod, Kindheit, Romantik und Erinnerungen sowie Erfahrungen verschiedener Menschen. Hierzu hat Parry auch Menschen seiner Heimatstadt befragt, um das Ergebnis mit einfließen zu lassen. Einige Fragen waren: “How do you address to your love?”, “What are your heroes?” (hier wurden Kinder befragt), oder “What comes to your mind when you think of the year 1942?”

Im Einzelnen werden folgende Erklärungen zu den einzelnen Sätzen abgegeben, das „Umfrageergebnis“ kann man dann anhand der im Booklet beigefügten Texte nachlesen.

Movement I: Things I Like About Myself

Für diesen Satz hat Parry die Menschen aufgefordert, Eigenschaften, die sie an sich selbst schätzen, zu schildern.

Movement II: A Song For Someone

Johnny Parry hat für diesen Satz Textteile mit Eigennamen aus Songs und Texten von befreundeten Musikern und Schriftstellern verwendet.

Movement III: Childhood Heroes

Der Liedtext zu diesem Satz wurde größtenteils an örtlichen Schulen und Spielgruppen gesammelt. Er basiert auf Beschreibungen von Kindern, in denen sie ihre Helden, zum Beispiel einen Freund, ein Familienmitglied, einen fiktionalen Charakter oder eine berühmte Person beschreiben.

Movement IV: 1942

Der Aufruf für die Textspenden dieses Satzes richtete sich an eine ältere Generation, mit dem Ziel ihre Kindheitserinnerungen an das Jahr 1942 zu sammeln.

Movement V: Park Benches

Parry hat für den fünften Satz die Inschriften von Parkbänken, die er mittels Feldforschung in Bedford selber zusammengesucht hat, als Songtext benutzt. Bei den Inschriften handelt es sich oft um Widmungen an verstorbene Menschen.

Movement VI: Romantic Statements

Um der Liebe als zentrales Element unseres Lebens Tribut zu zollen, geht es in diesem Satz um Liebeserklärungen. Hierbei finden alle ernstgemeinten Bekundungen, sowohl lustig oder kitschig als auch nachdenklich oder hoch metaphorisch, ihren Platz.

Movement VII: Enduring Memories From A Film

In diesem Satz geht es um bestimmte Szenen aus Filmen, die den Menschen in Erinnerung geblieben sind. Dabei sollten jedoch Filmtitel und Charaktere nicht benannt werden. Der Satz handelt nicht von eigenen Erfahrungen, sondern um Erinnerungen, die man nicht selber in der Realität erfahren hat.

Movement VIII: Pilgrimage

Beschreiben sollten die Menschen für diesen Satz eine wichtige Reise, die sie getätigt haben, indem sie nur den Anfangs- und Endort, sowie das Transportmittel nennen. Zusammengesetzt ergeben die einzelnen Textteile eine eigene, endlose Reise.

Nun, das klingt nach einem sehr ambionierten Projekt. Doch wie klingt es denn nun in der musikalischen Umsetzung?
An Anthology Of All Things ist ein Werk für Solosopran, Chor und Kammerorchester, am 27. September 2012 wurde es vom Bedford Arts Choir und dem Johnny Parry Chamber Orchestra in der Bedford Corn Exchange uraufgeführt. Die per Crowdfunding produzierte Studioaufnahme startete im Jahre 2013 und eine europäische Uraufführung in einer für großes Symphonieorchester bearbeiteten Version fand am 29. Januar 2017 in Bremen im großen Saal der Bremer Glocke statt.

Auf dieser Platte ist das Johnny Parry Chamber Orchestra neben vielen Streichinstrumenten auch mit einer Bläserabteilung und einem Fundament von E-Gitarre, Bass und Perkussion ausgestattet. Dazu wurde noch der Bedford Arts Choir mit vielen Sängerinnen und Sängern hinzugezogen.

Dieser Chor bestimmt dann auch weitestgehend das Geschehen der einzelnen Sätze, dazu bilden die Bläserarrangements, die mitunter an die Interpretation walisischer Bergmanns-Kapellen erinnern, eine gute Abrundung.
Und so ist diese Musik sicher nicht leicht einzuordnen, auch dürfte es nicht leicht fallen, eine breite Schar von Interessenten damit zu locken, am ehestens vielleicht alle Jene, die sich mit E-Musik beschäftigen.
Sehr hymnisch, festlich und getragen wirken die Vorträge daher natürlich auch nicht leichtgängig, sondern relativ „schwer“, und gerade immer dann, wenn Donna Lenard als Sopran-Solistin auftritt, dann betreten wir fast den Bereich der Oper.
Unbeschadet dessen, ist diese Unternehmen ein imposantes und durchaus gelungenes, just – to whom it may concern, „wie der Brite sagt“….



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Movement I: Things I Like About Myself (7:05)
2 Movement II: A Song For Someone (6:07)
3 Movement III: Childhood Heroes (4:26)
4 Movement IV: 1942 (7:54)
5 Movement V: Park Benches (6:43)
6 Movement VI: Romantic Statements (9:04)
7 Movement VII: Enduring Memories From A Film (3:37)
8 Movement VIII: Pilgrimage (11:50)

Besetzung

The Johnny Parry Chamber Orchestra
Donna Lenard (soprano solist)
The Bedford Arts choir (choir vocals)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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19 bis 20 Überflieger