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Reviews

Trio

Live im Beat-Club III (DVD)


Info

Musikrichtung: NDW

VÖ: 09.12.2016 (1982)

(Radio Bremen / Sireena / Broken Silence)

Gesamtspielzeit: 78:58

„Da da da, ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht“. Worte, die in Deutschland wahrscheinlich zu den bekanntesten Zitaten überhaupt zählen. Aber auch Worte, die wohl eher eine amüsiertes Grinsen auslösen, als zu größerer Ehrfurcht vor einem bleibenden Kulturwerk führen. Das war dem Trio wohl bewusst. In einem Radiokonzert aus dem Onkel Pö unterbrach Stefan Remmler das Stück in der Mitte mit einem Kommentar – völlig trocken und lakonisch, wie es sein Art war.. „Das ist Minimal-Art.“ Kurze Pause! „Das ist so minimal, dass es schon wieder Art ist.“ Ein Kalauer, der mehr als ein Fünkchen Wahrheit enthält.

Trio waren keinesfalls die Nichtskönner, die sich hinter der Maske von Kunst, Provokation oder angeblicher Verweigerung versteckten. Die gab es zwar in der Neuen Deutschen Welle zu einem besonders hohen Prozentsatz. Aber das waren die Trittbrettfahrer, die minimal sein mussten, weil sie nicht mehr konnten, und im Kielwasser von Trio, Ideal und den Fehlfarben einige Monate ihr Unwesen trieben.

Der damalige Radio Bremen Mitarbeiter Jörg Sonntag macht in dem Interview, das auf der DVD zu sehen ist, sehr deutlich, dass hinter dem Minimalismus von Trio deutlich mehr steckt. Er hebt die drei Musiker zwar derart in die Sphären einzigartiger Genialität, dass das schon wieder zur Karikatur wird. Aber er weist zu Recht daraufhin, dass der Minimalismus Trios ganz bewusst geplant, inszeniert und bis in die scheinbar zufällig zusammengewürfelte Kleidung und Bühnendekoration konsequent durchgeführt wurde.

Wichtig auch der Hinweis, dass Remmler, Krawinkel und Behrens keine Schüler waren, die sich zum ersten Mal ein Instrument umgeschnallt haben. Sie waren Teil einer Norddeutschen Szene, hatten bereits ihre Erfahrung in „richtigen“ Bands, wie z.B. den Emsland Hillbilies gemacht und haben ihre Instrumente beherrscht.

Und wer einmal über „Da Da Da“ hinausblickt, der kann das auch leicht ohne Belehrung erkennen. Insbesondere Krawinkel zeigt bei etlichen Stücken, dass er ein gestandener Rock-Gitarrist ist, der die Luft brennen lassen kann.

Genial oder nicht. Trio waren - zumindest in ihrer frühen Phase – ein einzigartiges Erlebnis, dass man kennen soll. Live in Beat-Club beweist, dass sie zwar die Neue Deutsche Welle mit los getreten haben, aber viel mehr Rock-, vielleicht sogar Punk-Band waren, als fast alles, was nach ihnen kam.

Definitiv ein Stück deutscher Kulturgeschichte – aber eins, beim dem man nicht nur Grinsen kann, sondern auch darf. Für ein lautes Herauslachen ist der Humor aus der Weltstadt Großenkneten aber viel zu subtil und trocken - und das macht zu einem guten Teil den besonderen Reiz von Trio aus.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Aufbau und Soundcheck5:18
2Lady-O-Lady4:55
3Nur ein Traum2:59
4Kummer4:52
5Ja Ja Ja3:37
6Carmen2:30
7Halt mich fest, ich werd‘ verrückt2:10
8Ya Ya2:23
9Du ich wär so gern bei Dir4:14
10Da da da, ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht3:31
11Oder doch – wird so schlimm nicht sein2:45
12Los Paul2:44
13Energie4:54
14Broken Hearts for you and me9:17
15Wo geht’s lank, Peter Pank schönen Dank2:11
16Sunday you need Love Monday be alone5:02
17Trio Bommerlunder3:13
18Interview mit Jörg Sonntag13:23

Besetzung

Stefan Remmler (Voc, Tasten, Diverses)
Kralle Krawinkel (Git, Voc)
Peter Behrens (Dr, Perc.Voc)
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