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Reviews

Chet Baker

Chet Is Back!


Info

Musikrichtung: Jazz

VÖ: 21.10.2016 (1962)

(Jazz Images)

Gesamtspielzeit: 78:13

Internet:

http://www.chetbaker.net/
http://www.in-akustik.de/de/

Diese Platte von Chet Baker stellt für mich etwas Besonderes dar.
Dieses besteht auch darin, dass sich die am 5.Januar 1962 in Rom eingespielten Aufnahmen von anderen bekannten des Musikers unterscheiden:

a) Im Gegensatz zu vielen anderen Einspielungen des Künstlers finden wir hier lediglich zwei Balladen, die das durchweg schnelle Tempo zum kurzen Atemholen unterbrechen.
b) Die Studioaufnahmen entstanden erst dadurch, dass Baker zu jener Zeit wegen erneuter Drogenprobleme in Italien inhaftiert war.
c) Im Zuge des Aufenthalts gab es auch eine Zusammenarbeit mit Ennio Morricone für einen Soundtrack, Songs, die auf der späteren Ausgabe als Bonustitel auftauchen.
d) Die Originale wurden mit einer hochwertigen, ausgesuchten Besetzung einiger der damals besten europäischen Jazzmusiker eingespielt.
e) Einer meiner liebsten Jazzgitarristen war beteiligt, nämlich der Belgier René Thomas.

Im Programm waren sieben Standards und eine neue Komposition. Chet Is Back (aka “The Italian Sessions“) erschien mittlerweile mehrfach und stets mit unterschiedlichen Boni angereichert. Bei dieser Platte handelt es sich um Aufnahmen vom 25.September 1959, entstanden in Mailand.
Die Einspielungen zu Chet Is Back! werden gemeinhin zu den besten des Trompeters in den sechziger Jahren gezählt, gleichwohl sind sie relativ unbekannt geblieben. So stieß ich einst auf die LP, weil ich als Fan des belgischen Gitarristen René Thomas, der an den Aufnahmen beteiligt war, auf sie aufmerksam wurde. Auf diese Weise lernte ich quasi 'nebenbei' erst 1975 die Musik Chet Baker’s zu schätzen und zu lieben.
Und, wer ihn noch immer nicht kennen sollte: Hier gibt es die Möglichkeit, einen René Thomas in Hochform zu erleben, und auch die übrigen Musiker, allen voran der großartige Bobby Jaspar, zeigen ihr hervorragendes Können!

Überhaupt strahlt die Musik eine unglaubliche Frische und Vitalität aus, Professionalität gepaart mit einer Art Pioniergeist, wie von jungen Musikern, die gerade auf Entdeckungsreise sind. Humair treibt am Schlagzeug die Band kraftvoll vor sich her, Baker spielt frisch wie schon einige Zeit zuvor nicht mehr - der Geist des Be Bop/Hard Bop wird hier zu neuem Leben erweckt. Die zahlreichen Soli zeugen mit imposanter Ausstrahlung hiervon, improvisatorisch liegt die Messlatte qualitativ recht hoch und das Feeling ist packend.
Insgesamt ist das also eine gelungene amerikanisch-belgisch-französisch-italienisch-schweizerische Kooperation erster Güte! Weltjazz in bestem Sinne!

Die restlichen Aufnahmen aus dem Jahre 1959 klingen anders, und weniger perfekt und mitreißend, aber auch gut. “Chet Baker In Milan“, auf dieser Platte sind sie vorhanden, doch sind das acht Titel, hier wurden als Boni lediglich die ersten vier Songs übernommen. Schade, die Platte selbst wäre eine isolierte Veröffentlichung wert gewesen, auf diese Weise erscheint sie nur als Beiwerk, und kann allenfalls symbolisieren, dass Baker um jene Zeit in Italien eintraf.
Nun, mit Chet Is Back! liegt jedenfalls nun ein weiterer Klassiker der Jazzgeschichte in neuem Gewand vor.
Und genau solcher Klassiker hat sich diese Edition angenommen. Es geht hier um die Kombination von Musik und Fotografie, und zwar speziell um den wohl wichtigsten französischen Fotografen der Musikszene der 50er bis 70er Jahre, um Jean Pierre Leloir.

Ich zitiere aus dem Pressetext zu den Veröffentlichungen dieser Serie:

Harte Arbeit und Talent ergeben eine explosive Kombination: er fotografierte eindrucksvolle, detaillierte Bilder der Künstler auf der Bühne. Gleichzeitig baute er eine einzigartige Sammlung von Fotografien auf, welche die Künstler in intimer Atmosphäre zeigen.
Es wurden die wichtigsten klassischen Jazz-Alben ausgewählt, die mit seinem visuellen Genie harmonieren. Das Ergebnis ist diese wegweisende Kollektion, deren Gestaltung erstmals die Arbeit eines Fotografen als gemeinsamen Nenner mit einbezieht. Leloir Lieblingsmusikstil war der Jazz, und so bildet sich daraus eine perfekte Verbindung.
.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Well You Needn't [Monk] (6:24)
2 These Foolish Things [Strachey-Link-Marwell] (4:57)
3 Barbados [Parker] (8:28)
4 Star Eyes [Raye-De Paul] (6:53)
5 Over The Rainbow [Arlen] (3:31)
6 Pent Up House [Rollins] (6:53)
7 Ballata In Forma Di Blues [Tommasi] (10:05)
8 Blues In The Closet [Petitford] (7:52)
Bonustracks:
9 Lady Bird [Dameron] (4:50)
10 Cheryl [Parker] (5:04)
11 Tune Up [Davis] (5:22)
12 Line For Lyons [Mulligan] (7:43)

Besetzung

Chet Baker (trumpet)
Bobby Jaspar (tenor sax, flute - #1,3-8)
René Thomas (guitar)
Amadeo Tommasi (piano)
Benoit Quersin (bass)
Daniel Humair (drums)
Glauco Masetti (alto sax - #9-12)
Gianni Basso (tenor sax - #9-12)
Renato Sellani (piano - #9-12)
Franco Cerri (bass - #9-12)
Gene Victory (drums - #9-12)
Giulio Libani (arr - #9-12)
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