····· Kurz nach seinem 80sten Geburtstag ist Maschine erneut auf #4 ····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Bach, J. S. (Valetti - Frisch)

Sechs Sonaten für Violine und Cembalo


Info

Musikrichtung: Kammermusik

VÖ: 01.11.2004

Alpha / Note 1
2 CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. Alpha 060


Gesamtspielzeit: 89:01

BLÜHENDE GÄRTEN

Die Künstler des Labels Alpha dürfen sich glücklich schätzen, wenn ein Tontechniker wie Hugues Deschaux die Aufnahmen betreut: Durch das natürliche, ausgewogene und resonanzreiche Klangbild, das praktische alle seine Produktionen auszeichnet, kann man die hohe Qualität der Interpretationen erst so richtig genießen.
Das gilt auch für diese Einspielung von J. S. Bachs Sechs Sonaten für Violine und Cembalo durch die Cembalistin Céline Frisch und den Geiger Pablo Valetti. Bach behandelt beide Instrumente als gleichgewichtige Partner. Das Cembalo steuert nicht nur eine mehr oder weniger substanzreiche Bass-Begleitung zum virtuosen Violinfeuerwerk bei, sondern in der Regel zwei selbständige Stimmen, so dass es sich praktisch um „Triosonaten“ handelt.
Frisch und Valetti befinden sich hier nicht nur akustisch in vollkommener Balance; der Wettstreit der konzertierenden Instrumente ist auch interpretatorisch fabelhaft gelöst. Das Spiel der beiden zeichnet eine Gelöstheit und sinnliche Konzentration aus, die sich bei der inzwischen zwanzig Jahre alten Einspielung von Reinhard Goebel und Robert Hill, Pionieren der historischen Aufführungspraxis, so nicht findet. Bei Frisch-Valetti steht nicht mehr die demonstrative Originalität historischer Instrumente oder barocker Spielweisen im Vordergrund. Der elektrisierende, manchmal auch scharfe Zugriff von Goebel und Hill ist einem selbstverständlichen, unaufgeregtem Musizieren gewichen, das barocke Klangrede und Sanglichkeit auf einen Nenner bringt. Valettis Spiel lässt die Musik atmen und geschmeidig fließen, der Ton seiner Guadagnini ist ausgesprochen warm und voll. In Céline Frisch hat er eine ebenbürtige Partnerin. Einfühlsam werden die kontrastierenden Satzcharaktere herausgearbeitet, was sich gelegentlich in einem wunderbar ruhigen Tempo (das Andagio ma non tanto aus BWV 1016, der Eingangssatz von BWV 1018!) niederschlägt und für den nötigen Kontrast sorgt. Bemerkenswert ist auch die flexible Dynamik im Finalsatz von BWV 1016, die eine ungewohnte Räumlichkeit in die Musik hineinbringt. In einem anderen Fall wird der Trio-Charakter der Stücke durch die Registrierung des Cembalos mit dem Lautenzug noch unterstrichen (Andante BWV 1015). Auf diese Weise verwandeln sich Bachs per se fantasievolle Sonaten wahrlich in blühende Gärten barocker Kammermusik.

Eine Einspielung mit Referenzcharakter!



Georg Henkel

Trackliste

CD I
01-04 Sonate BWV 1014 12:12
05-08 Sonate BWV 1015 12:14
09-12 Sonate BWV 1016 15:27

CD II
01-04 Sonate BWV 1017 17:06
05-08 Sonate BWV 1018 15:52
09-12 Sonate BWV 1019 16:10

Besetzung

Pablo Valetti, Violine (Guadagnini, Mailand 1751)
Céline Frisch, Cembalo nach deutschen Vorbildern (Sidey&Bal)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger