····· Osterei - Luxus-Haydn auf Vinyl ····· Zwischen Grunge und Pop suchen Woo Syrah ihren Weg ····· Der zweite Streich von Billy Idol neu und erweitert ····· Die Hamburger Ohrenfeindt sind „Südlich von Mitternacht“ auf der Überholspur ····· BAP gehen auf Zeitreise in ihre besten Jahre ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Tom Keifer

The Way Life Goes


Info

Musikrichtung: Hardrock mit Blues-Schlagseite

VÖ: 17.05.2013

(Merovee Records / ADA-Warner Music )

Gesamtspielzeit: 51:37

Internet:

http://www.tomkeifer.com
http://www.facebook.com/TomKeiferOfficial

Tom Keifer dürfte den meisten, denen der Hardrock der 80er Jahre am Herzen liegt, etwas sagen. Er war und ist der legendäre Sänger und Gitarrist der US-Band Cinderella, die damals im Windschatten von Bon Jovi, Ratt, Poison und dem Rest der Haarspray-Abteilung riesige Erfolge feierte. Sogar beim legendären Moscow Music Peace Festival im Jahr 1989, bei dem sämtliche Hard Rock-Größen der damaligen Zeit vertreten waren, gehörten Cinderella zum Billing. Mit dabei waren ansonsten noch Bon Jovi, Gorky Park, Mötley Crüe, Ozzy Osbourne, Scorpions und Skid Row. Das letzte Cinderella-Album Still Climbing wurde 1994 veröffentlicht und der letzte Auftritt in Deutschland fand 2011 auf dem „Shout It Out Loud“- Festival statt.

Von daher war ich sehr gespannt, wie sich die Soloscheibe des Musikers anhören würde. Die CD läuft an, ich sitze gemütlich auf der Couch, da stellen sich mir sofort die Nackenhaare. Bereits die ersten Töne der lässigen Blues-Gitarre lassen mich förmlich erstarren. Der Fuß wippt sofort mit und auch wenn das Wetter draußen absolut unterdurchschnittlich ist, steigt meine Laune rapide nach oben. Die Slide-Gitarre ist vom Allerfeinsten und der erste Song „Solid Ground“ ist ein absoluter Brecher. Die dezent eingesetzten Background-Sängerinnen lassen ein angenehmes Rolling Stones-Feeling aufkommen und man fühlt sich ziemlich schnell an das Cinderella-Album Heartbreak Station zurück erinnert. Tom Keifers Stimme hört sich gut an. Er singt nicht mehr die rabiate Kopfstimme von einst, hat aber immer noch genug Staub, Rotz und Blues in der Kehle. Dabei singt er durchaus sehr abwechslungsreich. Bei der Ballade „A Different Light“ etwa erinnert Toms Stimme nur in Nuancen an Cinderella. Zuletzt war ja doch häufiger von Stimmbandproblemen zu lesen. Dies hört man zwar nicht, aber seine Stimme ist trotzdem nicht mehr ganz so kraftvoll und klingt nicht mehr so gequält, wie auf manchen Live-Alben. Die extreme Kopfstimme in der Wucht von einst ist wohl für alle Zeiten passe.

Für mich definitiv der beste Song und gleichzeitig auch mein Anspieltipp ist „Cold Day In Hell“. Der Titel ist klasse, geht ins Ohr und die Blues-Harp, die sich förmlich ins Hirn brennt, scheint von einem anderen Stern zu sein. Bei tieferen Passagen hat Toms Stimme große Ähnlichkeit mit Mick Jagger und erinnert mich ein bisschen an den Stones-Song „Love Is Strong“. Einfach genial! Auf der Scheibe wechseln sich knochentrockene Rocker und Balladen mit großem Hitpotential ab. Die Produktion der Scheibe ist sehr trocken, warm und man hört jedes einzelne Instrument sehr gut heraus. „Welcome To My Mind“ ist der Song, der überhaupt nicht ins Gesamtbild passt. Er hat eine coole psychedelische Schlagseite und erinnert mich ein kleines bisschen an die Band Simeon Soul Charger. Bei der Ballade „You Showed Me“ fühle ich mich an Great White erinnert. Toms Stimme hat hier große Ähnlichkeit mit Goldkehlchen Jack Russel. Der Song hätte problemlos auf dem einen oder anderen Great White-Album stehen können. „Ain’t That A Bitch“ erinnert an Tom Pettys „Mary Jane’s Last Dance“ und macht richtig Laune. Der Titeltrack besteht aus einem staubtrockenen Blues, den Tom mit Bläsern und tollem Background-Gesang gewürzt hat. „Babylon“, der letzte Song des Albums, ist eine Mischung aus Great White und den Rolling Stones, der mich total umgehauen hat. Das Saxophonsolo in der Mitte ist der Oberhammer und erinnert spontan an „Brown Sugar“. Auf einmal ist es leise. Ich liege immer noch auf der Couch, die Scheibe ist aus. Ich schnappe mir die Fernbedienung und lasse das Teil gleich noch mal laufen, „Cold Day In Hell“ rotiert dabei mehrfach hintereinander.

Ich bin total begeistert. Mich hat seit langem kein neues Album mehr so aus den Latschen gehauen wie diese Scheibe. Es ist die Musik, mit der man das Schmuddelwetter fast vergessen kann. Es wäre der absolute Oberhammer, wenn sich Mr. Keifer dazu entschließen würde, die CD mit Live-Auftritten zu promoten. Wer eine solide Rockscheibe garniert mit Rhythm'n'Blues, Soul und Balladenanteilen braucht, wird hier bestens bedient. Was mich am allermeisten freut: Tom Keifer hat mit dieser Scheibe definitiv ein Lebenszeichen gesetzt und bewiesen, dass er auch heute immer noch geile Songs schreiben kann. Für alle Fans von Cinderella, Great White usw. gilt: zuschlagen, unbedingt kaufen!



Stefan Graßl

Trackliste

1Solid Ground
2A Different Light
3It’s Not Enough
4Cold Day In Hell
5Thick And Thin
6Ask Me Yesterday
7Fools Paradise
8The Flower Song
9Mood Elevator
10Welcome To My Mind
11You Showed Me
12Ain’t That A Bitch
13The Way Life Goes
14Babylon
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger