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Reviews

Bach, J. Chr. (Gardiner)

Welt, gute Nache - Geistliche Werke


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 16.9.2011

(SDG / harmonia mundi / CD / DDD / 2009, live / Best. Nr. SDG 715)

Gesamtspielzeit: 78:08

Internet:

English Baroque Soloists

NEBENLINIE

Es ist nicht ganz einfach, sich im weitverzweigten Stammbaum der Musiker-Großfamilie Bach zurechtzufinden. Geht man den Familienlinien nach, erweist Johann Christoph Bach (1642-1703) sich als aus der Arnstädter Linie stammender Großcousin des berühmten Johann Sebastian. Er wirkte in Eisenach als Organist und Cembalist. Fünf der hier eingespielten Werke finden sich auch im Alt-Bachischen Archiv, einer Sammlung mit Kompositionen von Familienmitgliedern, die Johann Sebastian von seinem Vater übernommen hatte und später in die Hände seines Sohnes Carl Philipp Emanuel gab. Somit darf uns Johann Christoph heute als bekannte Größe gelten. Wie qualitätvoll seine Werke sind, wird aber dennoch vielleicht erstamls mit dieser Einspielung deutlich. Der in London entstandenen Live-Mitschnitt zweier Konzerte bildet eine Sternstunde des Ensemblegesangs ab. Johann Christophs Begabung, eine scheinbar schlichte Melodielinie mit komplexer Polyphonie anzureichern, sie durch harmonische und metrische Verschiebungen erst reizvoll zu machen, tritt hier mit größter Klarheit hervor. Selbst strophisch vertonte Texte, wie das "Es ist nun aus", werden dabei zu expressiven Klanggebilden, die bisweilen höchst kühn, ja geradezu modern erscheinen.
Die von John Eliot Gardiner handverlesene Sängerriege ist in der Artikulation klar, in der Intonation rein, vor allem aber vielfarbig im Ausdruck. Die kleine Besetzung - auch der begleitenden English Baroque Soloists - ermöglicht überhaupt erst jene konsequente Affektzeichnung, die diese Aufnahme auszeichnet, und die belegt, wie nahe die Geistliche Musik damals noch ihrer mit der Oper gemeinsamen Wurzel, dem Madrigal, waren. Das gilt zumindest für die Lamenti und die Dialogi, während die Motette und die beiden Arien mit mehr Strenge bzw. Innerlichkeit aufwarten. Die Sänger pflegen einen hohen stimmlichen Individualiserungsgrad und bilden im Zusammenklang dennoch ein erstaunlich homogenes Ensemble. Da die ersten sieben Stücke allesamt schmerzvolle Buß- und Klagegesänge sind, wirkt der abschließende, groß angelegte Dialogus aus dem Hohelied, "Meine Freundin, du bist schön", am Ende um so befreiender und anregender.

Ein delikater, feinsinniger Musikgenuß und eine perfekte Werbung für die "Nebenlinie".



Sven Kerkhoff

Trackliste

1 Herr, wende dich und sei mir gnädig 13:03
2 Mit Weinen hebt sich´s an 05:23
3 Wie bist Du denn, o Gott 12:18
4 Der Gerechte, ob er gleich zu zeitlich stirbt 04:15
5 Ach, dass ich Wassers g´nug hätte 07:12
6 Fürchte dich nicht 04:53
7 Es ist nun aus mit meinem Leben 06:52
8 Meine Freundin, du bist schön 24:12

Besetzung

Julia Doyle, Kathrin Fuge: Sopran
Clare Wilkinson: Mezzosopran
Nicholas Mulroy: Altus/Tenor
James Gilchrist, Jeremy Budd: Tenor
Matthew Brook, Peter Harvey: Bass

English Baroque Soloists

John Eliot Gardienr: Ltg.
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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
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19 bis 20 Überflieger