Uriah Heep

Look at yourself


Info
Musikrichtung: Progressive Hard Rock

VÖ: 31.03.2017 (1971)

(Sanctuary / BMG)

Gesamtspielzeit: 120:56

Internet:

http://www.uriah-heep.com


Unsere Review-Serie der neu als Doppel-CD wiederveröffentlichten Uriah Heep-Alben ist unterbrochen worden, da die Promo-Firma, die uns die ersten beiden Alben Very 'eavy, very 'umble und Salisbury zur Verfügung gestellt hatte, nicht mehr im Spiel ist. Es hat eine ganze Reihe von E-Mails gekostet, bis wir einen aktuell gültigen Kontakt hergestellt hatten. Die nächsten drei Alben sind jetzt gesichert – und werden in der aktuellen Dezember-Ausgabe und dann im Januar und Februar vorgestellt. Für die danach folgenden Alben schließt uns in Eure Gebete ein.

Wenn man mich nach meinem Lieblings-Album von Uriah Heep fragt, zögere ich in der Regel, weil da mehrere in Frage kommen. Nach bzw. beim Hören von Look at yourself ist die Antwort aber so eindeutig, wie bei keinem anderen Heep-Album. Look at yourself ist das faszinierendste Album der Band. Und wenn man Uriah Heep das Etikett „progressiv“ verpasst, dann geht das zu einem nicht unerheblichen Teil auf das Konto dieses Albums.

Der Variationsreichtum und die Fülle musikalischer Ideen, die in den 41:24 Minuten des ursprünglichen Albums zu finden sind, erfordern eigentlich nicht nur eine separate Besprechung jedes einzelnen Titels. Man müsste zum großen Teil jeweils einzelne Sequenzen je für sich besprechen. Das lassen wir aber lieber sein.

Die beiden wichtigsten Songs des Albums sind der Titeltrack und das über 10-minütige „July Morning“. Aus den Ideen, die in dem extrem vielseitigen Rocker(!) „Look at yourself“ stecken, machen Prog Bands von heute ganze Alben. Und trotz der vielen Breaks und Neueinsätze bleibt der Track ein in sich geschlossenes Ganzes, das den Hörer auch noch mit der elementaren Kraft des Rock’n’Roll packt. Dabei lässt sich Autor Ken Hensley auch noch genügend Zeit für ruhige Zwischenparts.

„July Morning“ ist das genaue Gegenstück. Es gilt als eine der ganz großen Rock Balladen – und tatsächlich sind es die ruhigen Gänsehautmomente, die im Langzeitgedächtnis bleiben. Es ist erstaunlich welche Atmosphäre Sänger Dave Byron allein mit seiner von minimalem Instrumenteneinsatz begleiteten Stimme erzeugen kann. Dabei vergisst man oft, dass sich das Stück immer wieder zum krachenden Hard Rocker steigert.

Die weiteren Titel, keiner darunter verdient weniger als 16 Punkte, öffnen zum Teil völlig neue Seiten. „I wanna be free“ ist ein ungeheuer vielfältiger Midtempo-Rocker, der bei jedem Durchlauf wächst. „Tears in my Eyes“ zeichnet sich durch die Parts auf der Akustikgitarre und acapella Phasen aus. Das treibende „Shadows of Grief“, das jüngst wieder im Live-Programm war, ist das abgefahrendste Stück. Neben ruhigen Phasen gibt es ausgesprochen strange Sounds. Hier haben Uriah Heep stark aus der Psychedelic-Flasche genascht. Am Ende stehen hintereinander das ruhigste und das härteste Stück des Albums.

Die Bonus-CD enthält, wie bei dieser Re-Release-Edition üblich, Alternative Versionen der Albumtitel, die sich zum Teil nur gering vom Original unterscheiden. „What should be done“ hat einen halligeren Sound, ist starker akustisch abgemischt und wirkt so wie eine Demo-Aufnahme. „Shadows of Grief“ ist etwas simpler und derber und hat andere Soloparts. „July Morning“ eröffnet mit einem anderen Flügel-Intro. Sonst sind die Änderungen minimal.

Zusätzlich gibt es noch eine Live-Version von „July Mornig“ und einen Single-Edit von „Look at yourself“. Vervollständigt wird die Bonus-CD von der Single-B-Seite „Why“, die hier in einer Version erscheint, die gegenüber dem Original, das als Flip-Seite von „The Wizard“ erschienen ist, um 9(!) Minuten verlängert wurde, und der ruhigen Akustik-Nummer „What’s within my Heart“, die klingt als stamme sie von einem der beiden ersten Ken Hensley Solo-Alben. Das Stück ist erst 1993 erstmalig auf The Landsdowne Tapes veröffentlicht worden. Man hatte es auf einem Band entdeckt, das während der Look at yourself Sessions möglicherweise sogar ohne Wissen der Band aufgenommen worden.

Der Re-Release kommt mit ausführlichem Booklet, das aktuelle Kommentare von Mick Box und Ken Hensley enthält, im schicken doppelt aufklappbaren Digipack, das zwar nicht die aufgeklebte Spiegelfolie der ursprünglichen LP wiederholt, die silbrig schimmernde Spiegeloptik aber sehr gelungen aufnimmt.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1: Remaster 2017
1 Look at yourself (5:06)
2 I wanna be free (3:57)
3 July Morning (10:22)
4 Tears in my Eyes (4:56)
5 Shadows of Grief (8:35)
6 What should be done (4:11)
7 Love Machine (3:35)

CD 2: An alternative Look at yourself
1 I wanna be free (Alternative Mix) (4:19)
2 Tears in my Eyes (Alternative Mix extended) (5:56)
3 What should be done (Alternative Mix) (4:36)
4 Shadows of Grief (Alternative Mix)(9:35)
5 Look at yourself (Alternative Mix) (5:16)
6 July Morning (Alternative Mix) (11:18)
7 Why fourteen Minutes (Alternative Mix) (14:18)
8 Love Machine (Alternative Mix) (3:57)
9 What's within my Heart (Alternative Mix) (5:35)
10 July Morning (Alternative Mix live) (11:29)
11 Look at yourself (Alternative Single Version) (3:20)
Besetzung

David Byron (Lead Voc)
Ken Hensley (Keys, Git, Voc)
Mick Box (Git)
Paul Newton (B)

Gäste.
Iain Clarke (Dr)
Mannfred Mann (Moog)
Members of Osibisia (Perc)



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