Musik an sich


Reviews
Axel Fischbacher Quintett

Plays Charlie Parker, Five Birds


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 21.10.2016

(JazzSick Records)

Gesamtspielzeit: 54:15

Internet:

http://www.axelfischbacher.com/index.html
http://www.jazzsick.com/


Axel Fischbacher wurde 1956 in Lübeck geboren.
Im Alter von zwölf Jahren startete er mit seiner ersten Gitarre und heute ist er ein vielbeschäftigter Jazzgitarrist. Hierhin kam er über „Umwege“ wie John Mayall und B.B. King, bis er sich verstärkt dem Jazz annäherte.
Etliche Alben als Bandleader und das Mitwirken bei vielen Produktionen zeitgenössischer Kollegen haben ihn geprägt. Ja, und das kann ich mit Fug und Recht behaupten nach dem ersten Durchlauf und den ersten Höreindrücken, dass er über einen eigenen Stil verfügt. Hierbei liegt eine Prägung von John Abercrombie und John Scofield zugrunde.

Five Birds ist nun bereits das elfte Studio Album des Musikers, und erstmalig ist es eine Widmung, nicht an einen Gitarristen, sondern einen der wohl prägendsten Musiker auf dem Altsaxophon – Charlie Parker!
Geht denn das – dessen Musik auf die Gitarre zu 'projizieren'? Der Musiker selbst äußerte sich wie folgt dazu:

Ich wälze dieses Projekt, ‘mein Charlie Parker Album‘, schon fast 20 Jahre. Ich habe es immer wieder verschoben, war noch nicht ‘ready‘ mich da heranzutrauen und herantrauen ist hier schon der richtige Ausdruck. Immerhin ist der Mann einer der Erfinder des BeBop und einer der legendärsten Virtuosen des Jazz überhaupt!

Zur Umsetzung des Projekts beschaffte sich Fischbacher Aufnahmen und Noten und kniete sich hinein, auch um die Bedeutung Parker’s noch näher kennenzulernen. Und so wurden im Ergebnis nicht auf dem Saxofon gespielte Passagen einfach nachgespielt, sondern Fischbacher versuchte, nach eigenen Worten, den Spirit, der die tonale Sprache Charlie Parker’s prägt, auf der Gitarre wiederzugeben. Dieses sei ihm insofern auch leicht gefallen aufgrund der Tatsache, dass Parker’s Melodik oft am Blues orientiert war und dieses insofern gut auf die Gitarre zu übertragen war.

Es startet mit “Au Privave“, das ist schon eine ungewöhnliche Art, Gitarre zu spielen, als würde der Musiker mehrere Töne gleichzeitig über das Griffbrett schieben, er gleitet förmlich nahtlos, um im nächsten Moment wieder harte Single Notes anzureißen. Allein im Eröffnungssong offenbart sich das, was sich durch die ganze Platte zieht, nämlich nicht nur der Versuch, Individualität auf der Gitarre zu präsentieren, denn es bleibt nicht nur beim Versuch.
“Now's the Time“ wird zu einem teils holpernden Song mit dem alten Flair und sanftem modernen Groove vereint, eine sehr interessante Bearbeitung. Und dieses Interessante bleibt auf hohem Niveau, egal, ob die Musik stärker zum Bebop strebt oder wie mit „“Laura“ eine sehr schöne Ballade bietet. Und hier glänzen Denis Gäbel und Matthias Bergmann auch mit einem jeweils sensiblen Beitrag auf Saxofon resp. Trompete. Nicht nur die beiden, sondern alle Mitspieler bilden eine dichte Einheit, die hohen Hörgenuss garantiert.

Lassen wir den Geehrten, Charlie Parker, abschließend zu Wort kommen, diese Aussage ist im Innern des Jewel Cases abgedruckt, und gilt d.E. auch in besonderem Masse für die Musik dieser Platte.
Music is your own experience, your own thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But man, there’s no boundary line to art.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Au privave
2 Now’s the Time
3 Segment
4 Donna Lee
5 Laura
6 Moose the Mooche
7 Ornithology
8 My Little Suede Shoes
9 Lover Man
Besetzung

Axel Fischbacher (guitar)
Denis Gäbel (saxophone)
Matthias Bergmann (trumpet, flugelhorn)
Nico Brandenburg (bass)
Tim Dudek (drums)



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