Musik an sich


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Mendelssohn, F. / Schumann, R. (Gardiner)

Sinfonie Nr. 3; Klavierkonzert


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 7.11.2014

(LSO live / Note 1 / Blu-ray Disc und SACD hybrid / 2014, live / Best. Nr. LSO0765)

Gesamtspielzeit: 79:17

Internet:

London Symphony Orchestra



FARBIG

In den wunderbarsten Farben der Romantik malen Mendelssohn und Schumann in diesen Werken und John Eliot Gardiner versteht es, diese Farben aufs Prächtigste zum Leuchten zu bringen. Beim Cover allerdings haben die Produzenten dann doch etwas übertrieben, denn das sieht eher aus wie Rosamunde Pilcher auf LSD. Hoffen wir, dass niemand sich davon abschrecken lässt, denn er würde ein fulminantes Konzerterlebnis verpassen, das da im Januar in London über die Bühne gegangen ist und von dem beim orchestereigenen Label nun dieser Live-Mitschnitt erschienen ist.

Eröffnet wird das Program mit Mendelssohns populärster Ouvertüre, "Die Hebriden". Gardiner stattet das Werk mit dramatischer Wucht aus, ohne zu überziehen. Vor allem gelingt ihm hier, wie auch in der "Schottischen Sinfonie" eine wunderbare Durchhörbarkeit der Stimmen, die man sonst zwar von seinem eigenen Orchestre Révolutionnaire et Romantique gewohnt ist, bei einem Klangkörper wie dem London Symphony Orchestra aber nicht unbedingt erwartet. Wohl auch eine Frucht einer untraditionellen Aufstellung der Instrumentengruppen. So blühen insbesondere die Holzbläserstimmen herrlich auf, ergibt sich ein Staffelung und ein Wechselspiel, das den vertrauten Werken noch manch ungewohnte Passage ablauscht. Hierzu trägt zudem bei, dass Gardiner seine Aufmerksamkeit oftmals auf Takte richtet, die ansonsten eher als Übergang zu den dramatischen Ausbrüchen oder zu den weit ausschwingenden melodischen Bögen verstanden werden. Bei diesem Dirigenten hingegen gibt es keinen unwichtigen Takt, kein Darüberhinweg-Gehen und er zeigt, wie kunstvoll Mendelssohn solche Verknüpfungen zu schaffen verstand und welche Aussagekraft auch ihnen innewohnt. Auf diese Weise behält die Musik permanent ihre Spannkraft und eine sprudelnde Energie, die vielleicht allenfalls im etwas hastig genommenen Schlusssatz der 3. Sinfonie zu viel des Guten sein mag.

Schumanns Klavierkonzert bildet dazu einen guten Gegenpol. Zwar lässt Gardiner auch dieses von Lebensfreude und -kraft strotzen, aber mit Maria João Pires agiert dabei eine Solistin, die vor allem durch ihren sublimen, poetischen Zugriff für sich einnimmt. Kein virtuoses Tastengeklingel, keine aufrauschenden Kaskaden, sondern feinste Abstufungen im Anschlag also und eine uneitle Brillanz, die noch immer ihresgleichen sorgt. Pires versieht den Klavierpart wie sprechende Gegenlinie zum kraftvollen Orchester und mit einem beglückend natürlich anmutenden Fluss, die Coda gerät unter ihren Händen zu einem Glanzstück pianistischen Könnens und Gespürs.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 Mendelssohn - Hebriden-Ouvertüre 10:01
2-4 Schumann - Klavierkonzert 31:28
5-8 Mendelssohn - Sinfonie Nr. 3 "Schottische" 37:48
Besetzung

Maria João Pires: Klavier

London Symphony Orchestra

Sir John Eliot Gardiner: Ltg.


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