Musik an sich


Reviews
Keith Emerson

Three Fates


Info
Musikrichtung: Rock Meets Classic

VÖ: 2.11.2012

(Ear Music)

Gesamtspielzeit: 63:23

Internet:

http://www.keithemerson.com
http://www.ear-music.net


Auf Seite Zwei des ersten Albums von Emerson, Lake & Palmer gibt es die kleine Suite The Three Fates. Nun hat der Komponist Keith Emerson diesen Titel zum Anlass für ein ganzes Album genommen.
War er bereits mit der Band The Nice maßgeblich daran beteiligt, Elemente der klassischen Musik in die Rockmusik einzubeziehen, ist es hier eigentlich eher umgekehrt.
So sind es Rocktitel, die hier in die andere Richtung versucht gedrängt zu werden.
Ich spreche von Versuch, weil das, wie ich meine, nicht immer gelingt.
Nichtsdestotrotz sehe ich vordergründig nicht mein Verlangen, dieses erfüllt zu sehen, sondern meinen persönlichen Eindruck dessen, wie die Musik als Ergebnis letztlich wirkt.
Und so gesehen, halte ich die Musik für gelungen.

Die Endless Enigma Suite zum Beispiel ist ein pathetischer Auftakt mit verschiedenen Elementen, die einzeln als auch zusammen ihre Wirkung entfalten. Mal rockt es kräftig los, dann wieder übernehmen die Streicher des Orchesters die Herrschaft, und dazwischen gehen sie auch mit vereinten Kräften ans Werk. Mitunter klingen einige Passagen gar weihnachtlich, wenn Glocken ins Spiel gebracht werden.
So oder so, für mich ist es ein majestätischer Auftakt mit Rock und Romantik Hand in Hand.
Beim American Matador bringt Bonilla seine Gitarre ein und lässt flinke Läufe vom Stapel, mit denen er auch in einer Metalband punkten könnte. Hier jedoch muss er sich seine Parts mit dem Orchester teilen und zusammen gibt es einen gewissen Nervenkitzel, bis noch vor Erreichen der 2-Minuten-Grenze eine Entwicklung zu einem eher rockbetonten Stück einsetzt.

Zwei aus früheren Tagen sehr bekannte Titel erfahren eine Neuinterpretation, Tarkus, dass in Verbindung mit dem Orchester für mich eine großartige Aufwertung erhält, und Fanfare For The Common Man, hier in zwei Teilen, einmal in der Version, in der es 1942 so vorgesehen war und einmal so, wie Emerson es später interpretierte. So kann man gut vergleichen, wie er seine Vorstellung von klassischen Vorlagen realisierte.

Ein im Grunde genommen gut gelungenes Crossover-Projekt zwischen Rock und Klassik, das jedoch Freunde der instrumentalen progressiven Rockmusik eher begeistern dürfte denn Klassikfans.
Was auf jeden Fall vordergründig wirkt, ist für mich die Handschrift Emerson’s, der hier seinen Stempel aufgedrückt hat.
Drei Titel sind, so erfahre ich aus dem Booklet, wohl von Bonilla geschrieben worden, davon ist The Mourning Sun oberflächlich gesehen recht beeindruckend, obwohl als recht einfache Abfolge von Melodien relativ simpel gestrickt, es erinnert mich an Titel aus der skandinavischen Klassik und gefällt mir von Ausdruck her sehr gut, hier agieren nur die Streicher. Die anderen sind die Titel Drei und Fünf und integrieren sich recht gut in das Gesamtbild.

Alles in Allem sicher kein Geniestreich, aber sehr interessant und unterhaltsam auf seine Weise, einige mögen sagen, das sei weder ‘Fisch noch Fleisch‘ und Kritikpunkte aus verschiedenen Blickwinkeln mag es durchaus geben, und so sei das jeweilige subjektive Ergebnis allein ausschlaggebend für die Entscheidungsfindung für einen Kauf.
Jedenfalls sollten Freunde von Emerson, Lake & Palmer eigentlich zugreifen.



Wolfgang Giese



Trackliste
1.The Endless Enigma Suite Pt. 1 (4:07)
2.The Endless Enigma Suite Pt. 2 (3:04)
3.American Matador (5:30)
4.After All Of This (4:14)
5.Walking Distance 3:47)
6.Tarkus – Concertante (10:01)
7.Malambo (4:00)
8.The Mourning Sun (2:54)
9.Abaddon’s Bolero (6:40)
10.Fanfare For The Common Man Pt. 1 (3:33)
11.Fanfare For The Common Man Pt. 2 (5:12)
Besetzung

Keith Emerson (piano, Moog synthesizer, organ)
Marc Bonilla (guitar, mandolin)
Das Münchner Rundfunkorchester, dirigiert von Terje Mikkelsen
Travis Davis (bass)
Troy Luccketta (drums)
Toss Panos (drums - #3)



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