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Reviews
Cheeno

The next step will be the hardest


Info
Musikrichtung: Alternative Rock/Metal

VÖ: 05.12.2008

(Prevision Music/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 71:45

Internet:

http://www.cheeno.de
http://www.myspace.com/cheenorock


Mit den Saarländern Cheeno schickt sich ein äußerst interessanter Newcomer an die Herzen der Rockfans im Sturm zu nehmen. Das Zeug dazu hätten die vier Herren (welche allesamt aus dem Umfeld der Band Autumnblaze stammen) und ihre ausdrucksstarke Sängerin auf jeden Fall. Die Songs auf dem Debütalbum The next step will be the hardest wissen ohne Umschweife zu überzeugen und gefallen mit starken Riffs und ausgefeilten Arrangements genauso, wie mit eingängigen Melodien. Diese klingen zwar oft durchaus massentauglich, besitzen allerdings genug Anspruch, dass man sich gar nicht mehr traut solch böse Worte wie „Pop“ oder „Mainstream“ in den Mund zu nehmen. Um in eine solche Schublade gesteckt zu werden rockt der Fünfer allerdings auch zu hart und mit zuviel Tiefgang. Deswegen scheitert auch der Vergleich mit Kapellen wie den verblichenen Guano Apes oder Die Happy, der sich allein durch den weiblichen Gesang schon aufdrängt. Denn das ist auch so ziemlich das einzige was Cheeno mit den genannten Truppen verbindet.

Die Songs von Cheeno basieren auf treibenden Rhythmen und heftigen Gitarrenriffs. Nicht selten streift man die Grenze zu neuzeitlichem Metal. Dabei bemüht man sich spielerisch stets um Abwechslung, baut kleine Haken und Ösen in die Songs ein und sorgt für dynamische und mitreißende Arrangements. Und über alldem thront die Stimme von Jennie Kloos, welche ihre Gesangslinien stets voller Leidenschaft und mit viel Gefühl vorträgt. Egal ob feinfühlig, dramatisch, am Rande der Verzweiflung oder überschäumend euphorisch. Stets wird der richtige Ton für die Songtexte gefunden. Diese sind Teil einer von Gitarrist Joey Siedl geschriebenen Geschichte, die separat auch als Buch veröffentlich wird. Grob umrissen geht es hier um die Gefühlswelt eines Pärchens in unserer modernen Zeit. Vor allem die düstere Seite der Existenz und von Liebe.

Das textliche Konzept steckt voller Dramatik. Diese wurde musikalisch auch entsprechend mitreißend umgesetzt. Und da es sich um ein Konzeptalbum handelt, gehen auch alle Songs fast nahtlos ineinander über oder wurden mit atmosphärischen Zwischenspielen verbunden. Durch Einsatz von Cello und etwas Elektronik wird hier der Alternative Rock auf einmal auch atmosphärisch dicht. Fast als hätte man es mit einer lockeren Version von Dredg oder Oceansize zu tun. Gerade im epischen Schluss- und Titeltrack „The next step will be the hardest“ spielen Cheeno ihre ganzen Stärken aus. Einfallsreiches Gitarrenspiel, ein tooliger Bassbreak, harmonische Streicherklänge, und eine an mittelalte The Gathering erinnernde Stimmung sorgen dafür, dass der Hörer regelrecht im Sound abtaucht. Aber auch der Rest des Albums ist nicht minder gut. Egal ob das detailverliebte „Silizium“, das herzzerreißend gesungene „WHEREAMINOW“, das explodierende „Go“, das rockende „64ad“ oder das ruhiger beginnende „Bye sequence“. An Highlights ist die CD nicht gerade arm.

Mit ihrem Debüt ist Cheeno ein erstklassiges und explosives Album gelungen, welches trotz seiner Zugänglichkeit auch einen musikalischen und songwriterischen Anspruch nicht vermissen lässt. An dem leicht metallisch-harten Alternative Rock der Band stimmt so ziemlich alles. Unbedingt antesten, nein, am besten gleich kaufen. Ansonsten könnte es sein, einen der interessantesten deutschen Newcomer der letzten Zeit am Beginn seiner Karriere verpasst zu haben.



Mario Karl



Trackliste
1Bo-toxx mind society1:29
2 64ad4:45
3 Invisible4:07
4 Buddhistic hands1:34
5 @3:23
6 You2:10
7 Pacman3:41
8 “…”2:27
9 Silizium4:52
10 Go4:47
11 Into a new state0:43
12 WHEREAMINOW3:31
13 Floor no. 74:45
14 Bye sequence4:56
15 Dragonfly rise2:29
16 So shy/The final act6:36
17 The next step will be the hardest15:21
Besetzung

Jennie Kloos (Gesang)
Joey Siedl (Gitarre)
Phil Hillen (Gitarre)
Carsten Pinkle (Bass)
Mike Müller (Schlagzeug)


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