Musik an sich


Reviews
Adorned Brood

Noor


Info
Musikrichtung: Pagan/Folk Metal

VÖ: 21.11.2008

(Black Bards Entertainment/Alive)

Gesamtspielzeit: 44:58

Internet:

http://www.adornedbrood.de
http://www.myspace.com/adornedbroodde


Kaum zu glauben, dass Adorned Brood jetzt schon 15 Jahre die einheimische Metalszene unsicher machen. Als sie damals auf der Bildfläche auftauchten, war die Verquickung von hartem Metal, keifigem Gesang, akustischen Passagen und folkigen Melodien in unseren Breitengraden noch etwas Neues und Frisches – auch wenn die Band selbst anfangs damit noch etwas unbeholfen klang. Heute nennt man dies Pagan Metal und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Gerade auch durch nordische Bands wie Turisas oder Ensiferum. Mit ihrem letzten Album Heldentat bewegten sich die Undergroundpioniere Adorned Brood davon selbst weit weg und zeigten sich ein ganzes Stück gemäßigter, wenn auch songwriterisch gereift. Aber aus heutiger Sicht klingt das Album nicht mehr wirklich aufregend.

Anders dagegen der neue Streich Noor, der dieser Tage den Weg in die Händlerregale findet. Hier hat es die Band geschafft die über die Jahre gesammelte Erfahrung mit der Urwüchsigkeit von Asgard (2000) und Erdenkraft (2002) zu kombinieren. Hier macht die Devise „back to the roots“ durchaus Sinn. Schon das auf das orchestrale Intro folgende „Storm“ zeigt Adorned Brood von ihrer Schokoladenseite. Ein hartes, im traditionellen Metal verankertes Riff trifft auf keifenden Gesang und drückt mit Double-Bass stark nach vorne, bevor immer wieder folkige Akustikbreaks und ein atmosphärisches Flötensolo dem Song die richtige Würze geben. Es stehen auf Noor also wieder durchaus melodische Teile neben schwarzmetallicher Raserei. Allerdings ohne die Kontrolle über die Lieder zu verlieren. Ob dies auch an der Rückkehr von Gitarrist Mirko Klier liegt? Jedenfalls waren Adorned Brood selten so gut wie heute.

Wenn auch die klischeebeladenen Texte nicht nur einmal die Grenze zum Kitsch überschreiten, die Musik dazu macht Spaß. Z.B. das harte „Sons of the damned“, welches den Hörer erst mal in den Strophen in den Sitz drückt, bevor Ingeborg Baumgärtel zum melodischen Refrain ansetzt. Ähnliches gilt für den Titeltrack „Noor“, welcher mit eingebautem Flötenspiel und einem hymnischen, mehrstimmigen Gesang zu gefallen weiß. Überhaupt Gesang. Dieser ist auf Noor abwechslungsreich wie selten zuvor. Zwar herrscht in den Strophen im überwiegend ein extremer Stil vor, doch kommt auch klarer Männer- und Frauengesang nicht zu kurz. Anders als noch auf dem Vorgänger, bei dem man allzu Kratziges aus den Stücken verbannte. Und noch ein Unterschied zu Heldentat: Mittlerweile wird nicht nur mehr auf deutsch, sondern überwiegend wieder auf Englisch gesungen.

Mit dem Deutsch vorgetragenen „Am Grunde des Meeres“ (inklusiv trollischem Schunkelpart in der Mitte) und der neuen Bandhymne „Adorned Brood“ befinden sich weitere schwermetallische Schmankerl auf dem Album. Und auch das ebenso muttersprachliche „Schiff der Toten“ sorgt für Atmosphäre. Für eine kämpferisch-kühle selbstverständlich. Schließlich befinden wir uns auf hoher See und die Gischt schlägt uns ins Gesicht, wie man unschwer auf dem Cover erkennen kann. Dafür klingen „Trollmelody“ und „Under Yggdrasil“ etwas austauschbar und das (thematisch durchaus passende) metallisierte Shanty „Drunken sailer“ etwas gewöhnungsbedürftig. Oder liegt das daran, dass der Rezensent noch nicht die richtige Metdosis im Blut hat oder heute gerne zum Lachen in den Keller geht? Egal. Im gesamten ist Adorned Brood mit Noor ein feines, kleines Album gelungen. Vielleicht sogar das beste ihrer Karriere.



Mario Karl



Trackliste
1Intro2:39
2 Storm5:39
3 Am Grunde des Meeres3:52
4 Sons of the damned5:23
5 Noor5:42
6 Adorned Brood4:24
7 Schiff der Toten5:25
8 Trollmelody3:55
9 Under Yggdrasil5:26
10 Drunken sailer2:30
Besetzung

Ingeborg Baumgärtel (Gesang, Querflöte)
Mirko Klier (Rhythmusgitarre)
Markus Frost (Gesang, Bass)
Thorsten Derks (Sologitarre)
Tim Baumgärtel (Schlagzeug)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>