Musik an sich


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Div. (Ziesak)

Weihnachtskantaten aus Assisi


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 17.10.2008

(Phoenix Edition / Naxos / CD DDD / 2008 / Best. Nr. 149)

Gesamtspielzeit: 67:31

Internet:

L´arte del mondo

Phoenix Edition



MUSIKALISCHER ORDEN

Barocke Weihnachtsmusik des 17. und 18. Jahrhunderts für Sopran und Trompete? Da erwartet man die üblichen Schlager und Arrangements und winkt schon vorher erschöpft ab. Doch diese CD ist anders. Die eingespielten Werke verbindet, dass sie alle der Bibliothek des Franziskanerkonvents von Assisi entstammen. Bettelorden hin oder her - zur Weihnachtszeit (und nicht nur dann) wussten auch die Franziskanermönche musikalischen Glanz zu goutieren. Und manchmal schufen sie ihn gleich selbst: vier der fünf Vokalwerke auf dieser CD wurden von Franziskanermönchen komponiert. Man meint, diese Urherberschaft herauszuhören. Ihren Stücke nämlich ist gemein, dass sie die Virtuosität im Gesangspart zwar nicht verleugnen, aber auch nicht in den Vordergrund stellen. Und selbst wenn zwei Trompeten mitwirken dürfen (wie bei del Finale), bewirken diese zwar musikalischen Glanz, werden aber vergleichsweise zurückhaltend eingesetzt. Vielmehr dominiert die Werke durchweg ein ruhiger, melodiös schwebender und andachtsvoller Ton, der immer wieder in kunstvollen Wiegenliedern für das Christuskind gipfelt.
Ganz anders kommt die Komposition des dem Weltlichen und dort zumal der Oper so gar nicht abholden Nicola Porpora daher. Die Eingangsarie seiner Motette "Stelle lucide" wirkt in dieser musikalischen Umgebung mit ihren virtuosen Kunststückchen schon fast frivol; dafür entschädigt jedoch die folgende, dem Ohr schmeichelnde Pastorale.
Die Vokalkompositionen werden gerahmt von einer triumphal-festlichen Sonate Allessandro Melanis für zwei Trompeten, zwei Violinen und Basso Continuo und dem (irgendwie wohl unvermeidlichen) "Weihnachtskonzert" Arcangelo Corellis.

Was die CD so besonders macht, ist nicht allein die Werkauswahl, sondern vor allem, was die Sopranistin Ruth Ziesak aus diesen Werken macht. Sie trifft mit traumwandlerischer Sicherheit den gebotenen Andachtston so innig und überzeugend, dass das Zuhören zu einem meditativen, religiösen Moment wird. So dürften sich das die Komponisten aus den Reihen des Ordens gewünscht haben. Fraglich nur, ob ihre Kapellknaben, die jene Sopranpartien zu singen hatten, dies auch in technischer Hinsicht so lupenrein hinbekommen haben wie Ruth Ziesak. Sie wählt einen leichten, im Volumen zurückgenommenen Ton und nutzt die dadurch gewonnenen Ressourcen zu überzeugender stimmlicher Gestaltung.
Ihr steht in dem Werk von Fra G. M. Po del Finale ("Oh quam jubilat") Ingeborg Danz mit einer angenehm warmen, erdfarbenen Altstimme zur Seite.
Das Orchester L´arte del mondo musiziert durchaus festlich beschwingt, doch ohne Druck und Eile. Angenehm fällt der silberfeine, geschmeidige Streicherklang auf, durch den das Ensemble auch Corellis wohlbekanntes Concerto veredelt. Mit virtuoser Kunstfertigkeit versieht Reinhold Friedrich den Trompetenpart.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-5 Melani (1639-1703) - Sonata à 5
6-9 Porpora (1686-1768) - Stelle lucide
10-17 Benedetti (1683-1746) - Pastori o voi (Cantata morale)
18-22 del Finale (ca. 1700) - Oh quam jubilat (Motette)
23 Benedetti - Salve Regina
24-26 Lazzari (1678-1754) - Motetto (Canto Solo per Natale)
27-32 Corelli (1653-1713) - Concerto grosso, op. 8 (per la notte die natale)
Besetzung

Sopran: Ruth Ziesak
Alt: Ingeborg Danz

Trompete: Reinhold Friedrich

L´arte del mondo

Ltg. Werner Erhardt


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