Musik an sich


Reviews
Beethoven, L. v. (Artemis Quartett)

Streichquartett op. 18, Nr. 4 & op. 59, Nr. 2 (Razumovsky)


Info
Musikrichtung: Klassik Streichquartett

VÖ: 17.10.2008

(Virgin / EMI / CD DDD 2008 / Best. Nr. 3802682)

Gesamtspielzeit: 59:43



AUSDRUCKSATT

Dem ausdrucksvoll gespannte Musizieren, das die Einspielungen des Artemis Quartetts kennzeichnet, begegnet man auch auf der jüngsten Aufnahme, mit der das Beethoven-Projekt bei der EMI voranschreitet. Die vielgerühmte erste Einspielung aus dem Jahr 2000 findet damit eine konsequente Fortsetzung. Das Programm lebt auch dieses Mal von Gegensätzen. Auf das 1801 veröffentlichte Quartett c-moll, op. 18, Nr. 4, gleichsam ein Musterbeispiel für Beethovens Anverwandlung der Haydnschen und Mozartschen Quartettkünste, folgt mit dem 2. Razumovsky-Quartett e-moll ein weiterer Höhepunkt aus der reifen Phase. Beide Werke klangen für die Ohren der Zeitgenossen nicht gerade „populair“. Der spieltechnische Anspruch verlangte nach Profis, von der geistigen Herausforderung ganz zu schweigen. Dass es das Artemis Quartett mit seiner kraftvoll-sensiblen Herangehensweise schafft, vor allem das zweite Stück radikal modern erscheinen zu lassen, ist sein besonderer Verdienst. Auf heute gebräuchlichen Instrumenten wird im Bewusstsein um die artikulatorischen und klangfarblichen Eigenheiten historischen Musizierens gespielt. Und zwar namentlichen in den Ecksätzen mit so viel leidenschaftlicher Energie bei gleichzeitiger Einsicht in die subtilen Verästelungen motivischer Arbeit, dass man die Musik mit Händen meint greifen zu können. Beethovens Kunst, aus lapidaren Motiven ein Höchstmaß konstruktiver und poetischer Entwicklungsmöglichkeiten zu gewinnen, findet in der auch klangfarblich äußerst reichen Darstellung des Quartetts eine kongeniale Entsprechung. Und dass es in dieser niemals salon-mäßig harmlosen, oft bedrängenden Musik auch humorvolle Momente gibt, zeigt u. a. der pointilistische, mit knarzigen Cello-Einsätzen gewürzte 2. Satz des c-moll-Quartetts.



Georg Henkel



Trackliste
01-04 Streichquartett op. 18, Nr. 4
05-08 Streichquartett op. 59, Nr. 8
Besetzung

Natalia Prishepenko & Gregor Sigl: Violine
Friedemann Weigle: Viola
Eckart Runge: Cello


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>