Musik an sich


Reviews
Verdi, G. (Rösner)

Il trovatore (DVD)


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 20.08.2007

Opus Arte / Naxos (2 DVD (AD: 2006, live) / Best.nr. OA 0974 D)

Gesamtspielzeit: 155:00

Internet:

Opus Arte

Bregenzer Festspiele



VERDI AUF DEM SEE

Zum sechzigsten Geburtstag der Feststpiele in Bregenz wollte man sich auf der dortigen Seebühne etwas ganz besonderes gönnen. Und so wird die Szenerie in der Inszenierung Robert Carsen´s von einer riesigen, nächtlichen Ölraffinerie auf dem Wasser beherrscht. Durch geschickt eingesetzte Lichteffekte tun sich in, auf und um dieses stählerne Monstrum immer wieder neue Räume auf, Feuer schlägt aus den Türmen, schwindelerrgende Treppen wollen von Chor und Solisten überwunden werden. Damit nicht genug: Der Oberbösewicht darf auf der riesigen Bühne standesgemäss im Mercedes vorfahren und wenn Manrico seine Leonora entführt, geschieht dies in Bond-Manier mit dem Schnellboot.

Das Auge bekommt also allerhand geboten, und dass nicht jedes Detail des Bühnenbildes und der Personenführung stimmig ist, fällt bei der ja ohnehin kruden Story kaum ins Gewicht. Verdi jedenfalls hätte sicherlich sein Vergnügen an einem solchen Spektakel gehabt, mit dem die Oper in die Nähe der in der Ausstattung meist ähnlich opulenten Musicals unserer Zeit rückt.
Was die Musik angeht, so dirigiert Thomas Rösner einen nicht übertrieben wuchtigen "Trovatore", der hier und da etwas mehr dramatische Zugkraft hätte vertragen könne, bei dem aber andererseits die Orchesterfarben der Wiener Symphoniker trotz aller Tontechnik und Größe noch erstaunlich differnziert aufleuchten.
Die Sänger, die in Bregenz natürlich nicht ohne Mikrofon auskommen, machen ihre Sache recht ordentlich, ohne jedoch in die internationale Opernspitze vorzustossen. Abstriche muss man insoweit vor allem bei Carl Tanner in der Titelrolle machen, dessen Stimme fast durchweg belegt, teils fast heiser klingt. Dem rauhbeinigen Revoluzzer Manrico, den er mit Patronengurt und Lederjacke verkörpert, steht dies nicht einmal schlecht an, aber in den Arien wirkt Tanners Stimme dann doch zu angestrengt.
Iano Tamar gibt eine vergleichsweise reife Leonora, die in der Höhe zwar sicher, aber ohne besondere Brillanz ist. Den Grafen Luna stellt Zeljko Lucic als Gentleman-Verbrecher dar und geht dabei mit so viel Coolness zu Werke, dass die Auftritte dieser eigentlich vor Eifersucht rasenden Figur auf einmal eine bemerkenswerte, untergründig-böse Ruhe ausstrahlen. Mit einem besonders eindringlichen Spiel und sensibler Gestaltung der Partie beeindruckt Marianne Cornetti in der Rolle der Azucena.

Wer Oper einmal ganz anders und in wirklich modernem Gewand erleben möchte, liegt mit dieser Doppel-DVD genau richtig, zumal die Produktion sich durch eine perfekte Bild- und Tontechnik, sowie eine dramaturgisch geschickte Bildregie auszeichnet.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Manrico: Carl Tanner
Leonora: Iano Tamar
Il Conte di Luna: Zeljko Lucic
Azucena: Marianne Cornetti
Ferrando: Giovanni Battista Parodi
Ines: Deanne Meek
Ruiz: José Luis Ordonez

Wiener Symphoniker
Moscow Chamber Choir / Bregenzer Festspielchor

Ltg.: Thomas Rösner

Regie: Robert Carsen



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