Musik an sich


Reviews
Sanz, G. (Diaz-Latorre - Estevan)

Laberintos Ingeniosos


Info
Musikrichtung: Gitarre

VÖ: 01.11.2006

Zig Zag Territories / Note 1
CD (AC DDD 2003) / Best. Nr. ZZT 601002


Gesamtspielzeit: 65:40



SPANISCHE GITARREN-REZEPTE

Ein gutes Kochbuch bietet mehr als eine Sammlung von sicheren Rezepten zum Nachkochen. Neben dem nötigen Grundwissen vermittelt es Lust am Ausprobieren, Verfeinern und fantasievollen Kombinieren der vorgestellten Zutaten und Gerichte.
Was sich für die Welt der Gaumenfreuden gehört, gilt erst recht für musikalische Genüsse: Nichts ist dröger als eine Anleitung, die aus Etüden besteht, die allein um technische Probleme kreisen. Musikalische Musterstücke dürfen es gerne sein, um die Geheimnisse wohlfeiler Melodien, raffinierter Harmonien und unwiderstehlicher Rhythmen zu ergründen. Und wenn dann noch eine gute Auswahl erprobter „Basisrezepte“ dazukommt, umso besser – beim spielerischen Ausprobieren findet man am leichtesten den Weg zu eigenen Kompositionen!

Die 1697 publizierte Gitarrenschule des Spaniers Gaspar Sanz ist so ein Buch. Neben fertigen Kompositionen bietet es reichlich Material für die Improvisation; Xavier Diaz-Latorre, der Gitarrist der vorliegenden Aufnahme, erwähnt in seinem Essay vor allem Tabellen mit labyrinthisch verschachtelten Akkordkombinationen und musikalische Skizzen, die dem gelehrigen Schüler den Weg zu eigenen Erfindungen weisen. Diaz-Latorre zeigt uns mit einer schwungvollen Zarabanda, einer hitzigen Tarantella oder einer nicht weniger temperamentvollen Giga, wie sich Sanz’ Vorgaben in kurzweilige Musik verwandeln lassen. Danben gibt es noch Original-Kompositionen Sanz’ zu entdecken. Unter anderem lässt ein mit überraschenden Harmonisierungen und reichen Verzierungen gepfeffertes Preludio y fantasia oder die Kunst der Variation in vielen anderen Stücken aufhorchen. So testet Sanz in der Passacalles die Grenzen der Form wie des Instruments genüsslich aus.

In Xavier Diaz-Latorre hat Sanz einen historisch informierten, virtuosen Interpreten, dem der Perkussionist Pedro Estevan einfühlsam sekundiert. Diaz-Latorres fünfsaitiges Instrument wurde übrigens 1997 von dem Australier P. Biffin Armidale gebaut; es klingt reich und farbig, so als hätte man eine Laute „eingkreuzt“.



Georg Henkel



Besetzung

Xavier Diaz-Latorre: Gitarre
Pedro Estevan: Schlagzeug


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