Musik an sich


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Fux, J.J. (v.d. Goltz)

La Grandezza della Musica Imperiale


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 30.10.2006

Carus Verlag / Note 1 (CD, DDD (AD: 2006) / Best.nr. 83.308)

Gesamtspielzeit: 63:32

Internet:

Carus Verlag

Freiburger Barockorchester



IMPERIALER GLANZ

Wer in Musikerkreisen an Johann Joseph Fux (1660-1741), den Hofkapellmeister der Habsburger in Wien, denkt, dem wird zuerst dessen musiktheoretisch höchst einflussreiche Schrift Gradus ad Parnassum einfallen. Vielleicht liegt es daran, dass Fux immer noch der Ruf eines akademisch-trockenen Barockmeisters anhängt.

Mit seiner neuen Aufnahme fegt das Freiburger Barockorchester diese Fehleinschätzung der Nachwelt im Sturm hinweg. Fux tritt uns hier als höchst origineller Kopf entgegen, dem bei weitem nicht nur belanglose Repräsentationsmusiken für den Hof aus der Feder flossen. Die hier durchweg erstmals eingespielten Werke erweisen sich als enorm vielgestaltig und sind trotz ihrer barocken Prachtentfaltung auf höchstem Niveau unterhaltsam.

So ist die Ouverture in d französischer inspiriert, als man es am eher an Italien ausgerichteten Wiener Hof vermuten könnte. Neben den Tanzsätzen verwendet Fux hier drei programmatische "Vogelstimmen-Sätze", die die Nachtigall, die Wachtel und den Kuckuck musikalisch zur Wort kommen lassen. Die Freiburger Musiker haben sich entschieden, den damit verbundenen volkstümlich-rustikalen Charakter noch durch den zusätzlichen Einsatz von Schlagwerk und Flöten zu unterstreichen, was ihnen mit viel Witz und gänzlich unaufdringlich gelingt.

Ein Programm ganz anderer Art liegt dem Concerto "Die Sanftheit und Bitterkeit der Nacht" zugrunde. Der auf einem Nachtwächterlied fussende Eingangssatz führt über ein Menuett und Trio zu der spannungsreichen "Fantasie notturne", die fast filmmusikalische Qualitäten besitzt und bei denen sich der Hörer in Traum- und Albtraumassoziationen ergehen kann.

Die quirlig-effektvolle Intrada bietet der Violino piccolo, einer höher gestimmten Violine, ausgiebig Gelegenheit zum virtuos-solistischen Einsatz. Sie ist bei allem Raffinement ein helles, heiteres Stück.

Zum höfischen Zeremoniell schliesslich passt die Suite in C. Neben zwei Violinen und dem Basso Continuo kommen zwei Oboen, Pauken und zwei Clarintrompeten zum Einsatz. In solch voller Besetzung erstrahlt neben dem Eingangs- und Schlussatz auch das Menuett. Die zwischengeschalteten Sätze (Rondeau und Aria) treten hierzu in angenehmen Kontrast. Der Marche, der die Suite abschliesst, ist alles andere als plump, sondern - ganz im Sinne des CD-Titels - Ausdruck der wahren "Grandezza", also einer eleganten Größe.
Dass das vergleichsweise filigrane, tänzerische Rondeau hieran angeschlossen und nicht an anderer Stelle auf der CD untergebracht wurde, erscheint allerdings nicht unbedingt schlüssig.

Das Freiburger Barockorchester verzichtet auf höfische Steifheit und musiziert durchweg mitreissend temperamentvoll und virtuos. Hysterische Übertreibungen oder ein zu druckvolles Spiel vermeiden die Musiker jedoch konsequent. Das satte, präsente Klangbild gibt die glänzende Ensembleleistung perfekt wieder.

Ein absolutes MUSS für jeden Fan barocker Orchestermusik!!



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-7 Ouverture in d, N 4 20:08
8-12 Concerto "La dolcezze e l´amerezze della notte", E 112 13:56
13-16 Intrada in C, E 62 09:33
17-21 Suite in C, N 83 15:08
22 Rondeau, E 111 04:47
Besetzung

Freiburger Barockorchester

Ltg. Gottfried von der Goltz



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