Musik an sich


Editorial

Es ist erstaunlich, was Platten- und Promotionfirmen sich so alles einfallen lassen, um den Journalisten ihre Produkte möglichst schmackhaft aufzutischen: Neben dem obligatorischen "Waschzettel", der durchaus auch mal den Umfang eines Romanes haben kann und detailliert die Biographie, Diskografie und natürlich das vorliegende Werk des betreffenden Künstlers beschreibt, gehören inzwischen auch Hochglanz-Promofotos und Postkarten immer häufiger zum üblichen Repertoire.

Elegant auch, wie manche Firmen geschickt einen der teuersten Faktoren bei Bemusterungen, das Porto, umgehen. Während häufig die CD lediglich ohne Jewel Case und dafür mit Booklet und Rückseite zum "selbst zusammenbasteln" geliefert wird, benutzt das Label Flotainment zum Beispiel spezielle Papp-Briefumschläge, in die auf sehr Platz sparende Weise der Silberling eingefasst ist.

Weit weniger sparsam war UEPC bei der Bemusterung des aktuellen Lenard Streicher Albums: In einer flachen Holztruhe fanden sich hier neben der CD und dem Anschreiben auch noch eine kleine Schachtel mit Cigarillos sowie eine ausführliche Anleitung, wie das Album des bekennenden Zigarren-Liebhabers Lenard Streicher zu hören sei. Schön, dass manch einer es noch so gut mit uns meint.

Bleibt nur zu hoffen, dass eine derart liebevolle Bemusterung nicht auch bei schlechten CD's üblich wird. Sonst könnte sich manch verwöhnter Journalist noch dabei erwischen, das Album mitsamt Waschzettel in den Papierkorb zu befördern und stattdessen genüsslich die Zigarren zu paffen.

Hendrik Stahl