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Musik an sich
 
Midtown live in Glasgow
 

In Glasgow nutzte ich die Chance Midtown zum nunmehr vierten mal zu sehen. Die Entwicklung ist interessant zu beobachten. Vom schüchternen Donots-Support, über eine sympathische erste Headlining-Mini-Tour kurz vor dem zweiten Album, einen Teil des Line-Ups der Deconstruction-Tour zu einem festern Bestandteil der Emo-Pop-Punk-Elite zwischen Blink 182 und A New Found Glory.

Wie die Band verändert sich auch ihr Publikum, ihre Zielgruppe sozusagen. Als ich mit Bryan, einem Amerikaner aus San Francisco, die Schlage betrachte, sind wir geschockt. Eine Reihe 14-jähriger, aufgestylter „Fancy-Girls“ posiert neben kleinen Jungs, die sich ein Ohrring in die Lippe klemmen um es wie ein cooles Piercing wirken zu lassen – lächerlich! Zumindest etwas erleichtert sind wir als wir erkennen, dass wohl die Vorgruppe aus Glasgow Magnet für dieses kreischende Publikum sind. Ich habe keine Ahnung wie die Band heißt und ich will es auch gar nicht wissen. Technisch richtig schlecht, dass es schon etwas zwischen Mut oder Selbstüberschätzung erfordert, sich auf eine größere Bühne zu trauen. Die Stimme des Sängers ist ganz gut, normales Emo-Gejammer halt, aber die Unkreativität der Band sieht keine Grenzen. Einfach immer tolle Ska-Upstrokes in langsamen Parts einbauen, dann geht’s! Klasse Taktik!

Es folgen Recover, die Midtown in Austin, Texas, aufgegabelt haben. Eine wirklich coole Band. Sehr kraftvoll mit interessantem Kontrast zwischen geschrieenem Gesang des Gitarristen und melodischeren Teilen des Bassisten. Die dunklen Gitarren wirken sehr gut. Eine nette Entdeckung an diesem Abend.

Midtown freuen sich über das zahlreiche Erscheinen der Kids. Ein schlechtes Zeichen. Sie scheinen ihren musikalischen Anspruch langsam aber sicher fallen zu lassen. Oder freut man sich als Musiker, der ernstgenommen werden will, über Mode-Kids, die in einer Over-14-Show die Chance haben abends mal in einen Club zu kommen? Naja. Sie spielen Songs ihrer beiden Alben, nichts mehr von der EP. Die Qualität ist bei den älteren Stücken, also denen des Debüt-Albums meiner Meinung nach höher. Vielleicht ja nur, weil damit Erinnerungen verbunden sind, aber dass die neueren Sachen immer poppiger werden und was noch schlimmer ist, dass auch aus den älteren Stücken live das Tempo genommen wird, ist nicht von der Hand zu weisen.

Schade, wenn sich eine Band mit guten Ansätzen für das Geld entscheidet. Ich möchte nicht die abgedroschene Kommerzkeule schwingen, aber es ist was dran.

Kevin Kirchenbauer

 

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